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116 - Der Mitternachtsteufel

116 - Der Mitternachtsteufel

Titel: 116 - Der Mitternachtsteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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gingen in die Richtung, die die aufgebrachten Milizsoldaten uns wiesen.
    Wir waren ein unterschiedliches Paar. Kiwibin stämmig, dunkelhaarig, mittelgroß und vollbärtig. Mit meinen ein Meter fünfundachtzig überragte ich ihn um ein ganzes Stück. Ich war blond und muskulös. Mein Gesicht bezeichneten Frauen als hübsch, aber daran lag mir wenig. Meine blauen Augen schauten meist ziemlich kalt drein, denn ich war verschlossen, und mein Herz hatte sich verhärtet, seit meine Frau umgekommen war. Ich hatte sie sehr geliebt. In den Flitterwochen war sie gestorben, von Dämonen grausam umgebracht. Seitdem hatte sich etwas in mir verändert. Manchmal glaubte ich, ein Teil von mir sei mit ihr gestorben. Mitleid kannte ich nur noch wenig, und allzuviel Rücksicht auf meine Mitmenschen nahm ich auch nicht mehr. Meine Frau war freundlich und unschuldig gewesen, schön wie der junge Morgen und lieb. Auf grausige Weise hatte sie sterben müssen.
    Warum also sollte ich versuchen, anderen Menschen, die schlechter waren als sie, alles zu ersparen? Die allzu Guten und Freundlichen wurden doch nur ausgenutzt auf dieser Welt. Noch niemandem hatte ich erzählt, wie es damals genau zugegangen war; auch dem Dämonenkiller nicht.
    Seit damals haßte ich die schwarze Brut der Dämonen. Ich haßte sie und würde erst aufhören, sie zu bekämpfen, wenn ich einmal tot war. Wegwerfen würde ich mein Leben nicht; das lag nicht in meinem Naturell; aber besonders viel lag mir an meinem Leben auch nicht mehr. Im Grunde genommen war ich sehr einsam.
    Diese bitteren Gedanken kamen mir, während ich mit Kiwibin zu der Bodenmulde ging, wo die beiden Toten lagen. Ein paar Bäume standen dort. Lärchen waren es wohl. Auf kahlen verschneiten Äckern saßen Raben und krächzten.
    Der Leutnant und zwanzig Milizsoldaten standen mit aschfahlen Gesichtern bei den Toten. Dr. Wassiliew und drei weitere Parapsychologen standen daneben.
    Einer der beiden Männer lag auf dem Bauch. Sein Kopf war nach hinten gedreht, sein Gesicht schwarz und blau angelaufen und zu einer Grimasse des Grauens verzerrt. Dem zweiten fehlte die Hirnschale; sein Gehirn war verschwunden. Er trug keine Kleider. Geronnenes Blut bedeckte seinen Körper wie eine zweite Haut.
    Was für grausige Kreaturen der Nacht mochten hier eine scheußliche Blutorgie gefeiert haben? „Wieder zwei", sagte Kiwibin erschüttert auf englisch zu mir. „Es muß unbedingt etwas geschehen." In meinem Gehirn schlug sofort eine Alarmglocke an. Der Schock über den grausigen Anblick hatte den alten Fuchs Kiwibin etwas Unbedachtes sagen lassen.
    „Wieder zwei?" fragte ich. „Hat es schon mehr solcher Opfer gegeben?"
    Er wich meinem Blick aus.
    „Die armen Teufel!" sagte er und schneuzte sich. „Dafür hat ihre Mutter sie nun großgezogen, daß sie hier von Dämonen zerfleischt werden.
    „Ich habe Sie etwas gefragt, Kiwibin", sagte ich. „Geben Sie mir eine Antwort! Ich erfahre es ja doch - ganz gleich von wem."
    „Ein paar Opfer hat es schon gegeben", gestand Kiwibin. „Leute aus Dscheskajan sind spurlos verschwunden. Natürlich nur solche, die sich nicht für Dämonen hielten. In ein paar Fällen hat man Leichen oder Leichenteile gefunden. In dem Tal hinter den Bergen gibt es zwei größere Dörfer. Auch dort sind Todesopfer zu beklagen. Und von der Besatzung der Station hier sind auch schon vier gestorben."
    Das Blut brauste in meinen Ohren. Das war wieder ein echter Kiwibinknüller. Da hatte ich geglaubt, alles zu wissen, und nun kam so etwas nach.
    „Ach!" sagte ich. „Das ist ja herrlich, daß ich das auch schon erfahre. Da haben wir also die ganze Zeit in akuter Lebensgefahr geschwebt." „Nicht die ganze Zeit, Brüderchen. Nur in den Nächten."
    Jetzt verstand ich auch Kiwibins Wodkakonsum vor dem Schlafengehen. Anders hätte er wohl kein Auge zugetan.
    „Bei manchen Sachen ist es besser, wenn man sie nicht weiß", meinte Kiwibin. „Wir gehen zum Lager zurück."
    Er sprach ein paar Worte mit dem Leutnant, dann kehrten wir um.
    Tirso fragte, was geschehen wäre, als wir die Baracke betraten. Ich brachte ihm schonend hei, daß zwei Männer von Dämonen ermordet worden waren, ohne nähere Einzelheiten zu erwähnen. Tirso wußte, wie grausam der Kampf gegen die Dämonen war. Es wäre sinnlos gewesen, ihm etwas vorzumachen.
    Kiwibin betäubte seine Wut in unserer Kammer mit Wodka. Diesmal nahm auch ich die Flasche und goß mir eine Tasse voll. Der scharfe Wodka linderte den seelischen Druck

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