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1161 - Totentanz in M 82

Titel: 1161 - Totentanz in M 82 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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was die Lungen hergaben.
    Irgendwann mußte in jenem Teil des Gehirns, der für körperliches Wohlbefinden verantwortlich war, eine Sicherung angesprochen haben. Der Strom der peinigenden Empfindungen riß ab. Ich verlor das Bewußtsein. Als ich wieder zu mir kam, befand ich mich noch immer in der Finsternis. Ich spürte den Sog normaler Schwerkraft und ermittelte durch mühevolles Nachdenken, daß ich sitzende Stellung einnahm. Ich wollte die Hände ausstrecken, um die Umgebung zu ertasten. Aber die Muskeln gehorchten nicht. Ich war gelähmt.
    Ein bleiches, schattenhaftes Gebilde trieb aus der Dunkelheit auf mich zu. Ein Schrei, so qualvoll und grauenhaft, daß das Blut in den Adern gefrieren wollte, gellte auf. Ich erkannte eine annähernd humanoide Gestalt. Ein breitflächiges Gesicht, zu einer Grimasse unerträglicher Pein verzerrt, starrte mich an.
    „Seth-Apophis soll sterben!" brüllte der lippenlose Mund.
    Eine unsichtbare Faust traf den schemenhaften Körper, schleuderte ihn beiseite, stauchte ihn und zog ihn wieder auseinander. Ich, der Zuschauer, besaß plötzlich telepathische Fähigkeiten. Ich las die Qual, in der der Aufrührer sich befand, in seinem Bewußtsein. Mehr noch: Sie sprang auf mich über, ich empfand sie selbst - eine Mischung aus körperlichem und seelischem Schmerz, ein Konglomerat aus Wut und Hilflosigkeit, das der Verstand nicht lange ertragen konnte, ohne die Kontrolle über sich selbst zu verlieren.
    So abrupt, wie er aufgetaucht war, verschwand der Spuk wieder. Sanfte, einschmeichelnde Musik erklang, zunächst zaghaft, dann lauter. Weit •im Hintergrund entstand ein Licht. Es kam näher. Eine Landschaft breitete sich vor meinem staunenden Blick aus. Ich sah fröhliche Menschen - tanzend, singend, essend, trinkend. Es war das Paradies, das sich meinen Augen darbot.
    „Wir loben die Weisheit der Mächtigen."
    Die Worte entstanden wie von selbst in meinem Bewußtsein. Gleichzeitig empfand ich das euphorische Glück, das die singenden und tanzenden Menschen beseelte. Die Botschaft war klar und deutlich: Gehorche Seth-Apophis, und du lebst in Glück und Frieden - leiste ihr Widerstand, und du erlebst die Hölle.
    Aber die Demonstration war noch längst nicht zu Ende. Die beiden Akte wiederholten sich in endloser Reihenfolge - Hölle und Himmel, Hölle und Himmel, mit immer denselben Darstellern, denselben Worten, demselben mark- und beindurchdringenden Schrei, derselben Musik. Da erst erkannte ich, was Seth-Apophis wirklich mit mir vorhatte.
    Körper und Verstand waren durch die Phasen der Tortur geschwächt. Meine Widerstandskraft war auf ein Minimum reduziert. Die Information, die die Superintelligenz über mich ergoß, war ein Virus, das sich in ein von allen Immunkräften entblößtes Stück Gewebe einnistete. Das Gewebe war mein Bewußtsein, und die Krankheit, die das Virus verbreitete, war die bedingungslose Ergebenheit gegenüber Seth-Apophis. Nicht mit raffinierten psychologischen Tricks versuchte sie, meinen Widerstand zu brechen, sondern mit der ältesten und primitivsten Methode der Welt: der ständigen Wiederholung, dem brutalen Einhämmern eines Grundsatzes, an den ich von nun an bis in alle Ewigkeit glauben sollte.
    Ich versuchte, mich zu wappnen. Was ich erlebte, war das psychische Äquivalent der alten chinesischen Wassertropfentortur. Gleichmut war das einzige Mittel gegen die Vergiftung des Verstands. Ich mußte mein Bewußtsein in ein schlaffes, nachgiebiges Gebilde verwandeln, das dem dröhnenden Hammer keinen Widerstand entgegensetzte.
    Zeit verstrich ungemessen. Der gequälte Schrei gellte durch die Finsternis. Ein breites Gesicht riß den lippenlosen Mund auf und brüllte eine Verwünschung. Musik klang auf.
    Elfenhafte Gestalten tanzten. Ein Schrei gellte auf. Ein breites Gesicht ...
    Immer und immer wieder unaufhörlich ... ohne Erbarmen. Verzweiflung umnebelte meinen Verstand. Die ersten Symptome des Wahnsinns schlangen groteske Knoten in meine Gedanken. Ich konnte die Bilder, die aus der Finsternis heraus auf mich zuschwebten, nicht mehr voneinander unterscheiden. Meine Methode hatte Erfolg gehabt, grausigen Erfolg. Seth-Apophis würde mich nicht unter ihren Willen zwingen. Mit einem Wahnsinnigen konnte sie nichts anfangen. Wenn sie ihr Opfer nach Beendigung der Folter zu inspizieren verlangte, würde man ihr einen lallenden Idioten vorführen. „Das war Perry Rhodan", würde man ihr erklären...
    Der Schrei verstummte so plötzlich, als hätte man dem

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