1162 - Lukretias Horror-Welt
küssen lassen, nicht?«
»Ha, ha! Was sollte ich tun? Sie ist einfach zu mächtig gewesen.« Jane Collins berichtete danach mit recht monotoner Stimme über gewisse Abläufe, und Suko war endlich in der Lage, sich ein Bild zu machen.
Er erfuhr auch etwas über den Besucher John Sinclair, der einfach überwältigt worden war und trotzdem hatte entkommen können. »Ich weiß auch nicht die Gründe.«
»Könnte es an seinem Kreuz gelegen haben?«
»Wieso kommst du darauf?«
»Weil es sehr stark ist und ihn schon einmal gewarnt hat. Jedenfalls hat Lukretia John nicht auf ihre Seite ziehen können, im Gegensatz zu dir.«
Das war Jane klar. Sie senkte den Kopf wie jemand, der sich schämt.
»Du brauchst dich nicht zu schämen, Jane. Es hätte jeden von uns erwischen können.«
»Trotzdem fühle ich mich schuldig.«
»Das ist vorbei. Ich will nur wissen, wie es weiterging. Kannst du dich daran erinnern?«
Diesmal brauchte Jane nicht so lange zu überlegen. »Wir sind dann weggefahren«, sagte sie mit leiser Stimme. »Und zwar mit Lukretias Auto. Es war ein flacher BMW.«
Suko hörte zu, wie Jane von ihrem Eintreten in das Krankenhaus berichtete. Ihr war zudem gesagt worden, wohin sie sich zu wenden hatte, und so war sie zu Sarahs Zimmer gelangt, wo sie dann von Suko überrascht worden war.
Als sie von dem Inspektor hörte, wobei er sie gestört hatte, machte Jane Collins sich Vorwürfe. Sie wirkte plötzlich wie jemand, der sich weiter zusammenziehen wollte, um sich so klein wie möglich zu machen. Sie fühlte sich schuldig, und Suko musste schon einiges an Geduld aufbringen, um sie aus ihrem Tief zu reißen.
Abschließend berichtete er ihr, wie sie gerettet worden war. Jane sah die Dämonenpeitsche jetzt mit anderen Augen an. »Sie hat den Keim vertrieben, ohne dass mir etwas geschah?«
»Ja, so ist es gewesen.«
»Das kann ich kaum glauben, Suko. Warum ist denn der andere Mann vergangen?«
»Das kann ich dir nicht sagen«, erklärte er.
»Doch, du willst es nicht!«
»Es war vielleicht das Kreuz. Denk daran, dass es stärker ist als die Peitsche.«
Jane strich über die Stirn. »Ja, du hast Recht. Es ist das Kreuz gewesen. Wenn ich mir vorstelle, dass ich mit ihm Kontakt gehabt hätte, Himmel, was…«
»Denk nicht daran. Aber du bist auch anders als Harper gewesen. Du hast Lady Sarah zwar den Kuss geben wollen, aber denk mal einen Schritt weiter. Harper kam in das Restaurant und hat geschossen. Ich kenne ihn nicht, und ich weiß auch nicht genau, was mit ihm passierte, aber kannst du dir vorstellen, so etwas zu tun?«
Jane überlegte. »Keine Ahnung - ehrlich nicht. Ich… ich… könnte dir keine Antwort geben. Ich würde sogar nein sagen, aber das traue ich mich nicht.«
»Du hast also nichts in deinem Innern gespürt?«
»Wie? Was meinst du?«
»Nun ja, so etwas wie einen Drang, töten zu wollen. Zu anderen Menschen hingehen und sie einfach erschießen.«
Jane schüttelte den Kopf. »Ich kann mich nicht daran erinnern, Suko. Ehrlich nicht. Ich wollte nur zu Sarah und ihr einen Kuss geben. Das hast du gesehen und…«
»Mal eine andere Frage, Jane. Was wäre geschehen, wenn alles so geklappt hätte wie Lukretia es sich gedacht hat?«
»Das weiß ich nicht.« Sie senkte den Blick. »Sie ist auch nicht mit in das Krankenhaus gegangen. So viel ich mich erinnere, wollte sie draußen warten.«
»Dann müsste sie ja noch da sein.«
»Ja, auf dem Parkplatz.«
Suko lächelte. »Nicht schlecht. Ich denke, dass wir uns dort umsehen.« Er streckte ihr die Hand entgegen. »Komm hoch, wir haben genügend lange pausiert.«
Jane ließ sich auf die Beine ziehen, war aber noch recht wacklig auf den Füßen. Sie schaute sich in dem kleinen Bad um, als sähe sie es zum ersten Mal, und als Suko die Tür zum Zimmer aufdrückte, da bekam Janes Gesicht eine Gänsehaut.
Sie wirkte wie jemand, der sich nicht traut, an einen bestimmten Ort zu gehen. Sehr langsam bewegte sie sich und bat Suko, ihre Hand zu halten.
»Es ist besser. Ich schäme mich, wenn ich Sarah gegenübertreten soll. Ich weiß auch nicht, was ich ihr sagen soll.«
»Du brauchst ihr nichts zu sagen, Jane. Du musst dich auch nicht entschuldigen. Sarah hat, so viel ich weiß, von alldem nichts mitbekommen. Sie hat tief und fest geschlafen.«
»Meinst du?«
»Bestimmt.«
Beide bewegten sich so leise wie möglich. Das Licht an der Bettseite brannte noch. Der Schein wurde über die obere Hälfte des Betts verteilt, und Jane blieb am Fußende
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