1162 - Lukretias Horror-Welt
senken. Nach wie vor stand ich vor ihrer Mündung.
Als sie diesmal sprach, da war nicht nur eine Person gemeint. Jetzt sprach sie alle fünf an.
»Geht! Geht zu Sinclair! Holt ihn euch endlich, und macht ihn nieder!«
Den Worten folgte ein gellendes Lachen, das so etwas wie ein Startsignal für die Gestalten war…
***
Jane Collins fror, als sie das Krankenhaus verlassen hatte. Suko sah es und legte einen Arm um ihre Schultern, um sie ein wenig zu wärmen.
»Danke, Suko, aber das ist gleich vorbei. Wenn ich daran denke, was alles hätte passieren können, dann muss ich wirklich meinem Schutzengel danken, dass er die Hand über mich gehalten hat. Ansonsten war es grauenhaft.«
»Denk nicht daran, Jane. Du solltest jetzt nur nach vorn schauen und alles andere hinter dir lassen.«
»Ich hoffe, dass ich es schaffe. Aber einfach wird es nicht sein, die Vorstellung aus dem Kopf zu bekommen. Es ist eben alles zu schrecklich gewesen.«
Die beiden eilten über die Auffahrt dem Parkplatz entgegen. Ihre Schritte waren schnell. Die Luft hatte sich mit Feuchtigkeit angereichert. Jede Minute konnte es anfangen zu regnen.
Durch die beiden Leuchten war der Parkplatz einigermaßen auszumachen. Suko schielte immer wieder hin. Er wunderte sich dabei über sich selbst. Eigentlich hätte er sich auf Gefahr einstellen müssen. Jeden Augenblick konnte sie ihn überraschen, doch das war nicht der Fall. Er fühlte sich nicht bedrängt, auch nicht beobachtet. Es störten ihn auch nicht die dunklen Schatten, die spitzbogenartig über den Boden huschten, hinterlassen vom Laub der Bäume, durch das hin und wieder der Wind wie mit starken Armen fuhr.
Als sie in die Nähe des Parkplatzes gelangten, verringerte Jane ihr Tempo. Sie ging auch kleinere Schritte, und Suko bemerkte, dass sie sich anspannte.
»Sollten wir nicht vorsichtiger sein?«, flüsterte sie.
»Keine Sorge, ich bin es.«
»Aber du kennst sie nicht.«
Suko betrat als erster den Parkplatz. »Zumindest weiß ich, wie ihr Wagen aussieht.«
Jane wunderte sich über Sukos sorgloses Verhalten. Er kam ihr vor wie jemand, der gewisse Tatsachen einfach nicht sehen wollte oder sie nicht ernst nahm.
Zum Glück hielt er sich außerhalb des Lichtscheins, aber auf der freien Fläche zwischen den abgestellten Wagen blieb er stehen und drehte sich zu Jane hin um.
»Wo hattet ihr den BMW abgestellt?«
Die Detektivin blieb stehen und schaute. Dann ging sie vor, weil sie auf dem Parkplatz eine bessere Sicht hatte. Sie hob den rechten Arm und drehte sich langsam nach rechts, aber dort war nichts zu sehen.
»Pech«, flüsterte sie.
»Wieso?«
Jane wartete, bis Suko bei ihr war. »Genau in der Lücke hat der Wagen gestanden, aber jetzt ist er nicht mehr da.«
»Du bist dir sicher?«
»Mehr als das. Ich bin dabei gewesen. Ich habe alles deutlich mitbekommen und auch in der Erinnerung behalten. Hier hat sie den BMW abgestellt.«
»Und jetzt ist sie weg!«
Jane schaute Suko an. »Kannst du dir einen Grund dafür vorstellen?«
Der Inspektor musste leicht lachen. »Nein, das kann ich nicht. Aber es ist einer vorhanden, nach dem ich dich fragen müsste, denn du kennst sie besser.«
»Besser?« Jane legte den Kopf zurück. Sie lachte kurz gegen den dunklen Himmel. »Nein, ich kenne sie nicht besser. Ich war ihr hörig. Ich bin auch mit ihr gefahren und…«
»Eben!«, unterbrach Suko sie.
»Bitte, was soll das heißen?«
»Ich will dir nur klar machen, dass ihr zusammen hergefahren seid. Ihr werdet euch unterhalten haben. Davon gehe ich zumindest aus. Ich könnte mir auch vorstellen, dass dir diese Person auch etwas von ihren Plänen erzählt hat. Wie es mit ihr weitergeht, zum Beispiel…«
Jane drehte den Kopf zur Seite. Sie starrte auf den Boden und deutete ein Nicken an. »Im Prinzip hast du Recht. Das hätte eigentlich passieren müssen.«
»Wunderbar. Und ist es passiert?«
Sie hüstelte gegen ihre Hand. »Das weiß ich eben nicht. Verdammt, Suko, die Fahrt habe ich zwar überstanden, aber wenn ich zurückdenke, habe ich den Eindruck, sie wäre hinter einem Vorhang verschwunden.«
»Manche haben Lücken, Jane.«
»Wenn es das mal wäre.« Sie schüttelte wieder den Kopf. »Ich bekomme die Dinge einfach nicht zusammen. Darüber ärgere ich mich ja selbst, aber es ist nun mal so.«
»Ihr habt nicht miteinander gesprochen?«
»Doch!«
»Dann kannst du…«
»Himmel, Suko, ich kann nicht. Versetze dich mal in meine Lage. Oder versuche es zumindest. Ich war nicht mehr
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