1162 - Lukretias Horror-Welt
und Verbündete verlieren. Sie war wichtig für Lukretia, denn sie hatte mit Jane Collins noch einiges vor.
Zum Glück lief sie in die Richtung, in der auch Lukretias Wagen stand. Jane wäre noch kopflos wie sie war weitergelaufen, aber Lukretia war schneller und holte sie in Höhe des BMW Z 3 ein.
Sie bekam Jane an der Schulter zu packen, zerrte sie zurück und zugleich herum, sodass Jane gegen sie kippte und ihren Körper an Lukretia presste. Das Gesicht der Detektivin hatte sich verändert.
Noch immer war die Angst darin zu lesen. Ebenso wie die Überraschung, und sie zitterte am ganzen Körper.
Lukretia drückte Jane gegen die Wagenseite an der Beifahrertür. »Nun reiß dich mal zusammen!«, fuhr sie die Detektivin an. »Es ist nicht alles verloren, auch wenn du versagt hast!«
»Konnte nicht anders!«, flüsterte Jane. »Da waren seine Worte und ich…«
»Ja, ja, schon gut, ich weiß Bescheid.« Da hatte Lukretia nicht gelogen. Obwohl Sinclair leise gesprochen hatte, waren ihr die Worte nicht verborgen geblieben. Sie wollte auch nicht lange diskutieren. Wäre sie allein gewesen, hätte sie versucht, die Chance zu nutzen. Nun aber galt es, so schnell wie möglich zu verschwinden. Sie zerrte Jane zur Seite und schloss den BMW auf.
»Rein mit dir!«
Da Jane nicht sofort gehorchte, drückte Lukretia sie in den Wagen und in den Beifahrersitz hinein.
Dann hämmerte sie die Tür zu und stieg an der Fahrerseite ein.
Erst als sie den Motor gestartet hatte, ging es ihr wieder besser. Lukretia wusste jetzt, dass ihr die Flucht gelingen würde und sie dann ihre Pläne weiterverfolgen konnte.
Die Parklücke war breit genug. Es bereitete ihr keine Mühe, den Z 3 freizubekommen. Dann gab sie Gas. Sie schaltete das Fernlicht ein, das auch seitlich streute und dabei auch Sinclair erwischte, der auf der Motorhaube eines Wagens lag und sich aufrichtete, als er geblendet wurde.
Sie huschten vorbei. Lukretia verzog die Lippen. Gern hätte sie Sinclair mit einer Kugel erwischt, da sie mittlerweile wusste, welcher Gegner ihr da gegenüberstand.
Ein kurzer Stopp vor der nächsten Querstraße. Dann das Abbiegen nach rechts.
Sie hatte sich keinen Fluchtweg zurechtgelegt, weil sie mit einer derartigen Entwicklung nicht gerechnet hatte, aber sie war sicher, dass Sinclair sie nicht verfolgen würde. Er war einfach zu geschafft.
Jane saß neben ihr. Angeschnallt war sie nicht. Sie hing zur linken Seite hin und wurde von der Tür abgestützt. Ihr Gesicht war ziemlich blass, ebenso wie die Lippen, die sie hin und wieder bewegte, ohne etwas zu sagen.
Es war die Zeit der relativen Ruhe in London. Und so fand die Silberblonde auch einen Platz, auf dem sie parken konnte, ein leeres Grundstück zwischen zwei Häusern, auf dem noch einige andere Fahrzeuge standen. Lukretia lenkte den Wagen hinein, drehte ihn nach rechts und sah die Kreise der Scheinwerfer an der Hauswand abgebildet. Sie löschte das Licht und schaltete den Motor aus.
Ob Jane etwas bemerkt hatte, war ihr nicht anzusehen. Sie hatte ihre Haltung nicht verändert und saß noch immer wie erschöpft auf ihrem Beifahrersitz.
Da Lukretia nicht unbedingt in großer Eile war, ließ sie zunächst einmal eine gewisse Zeit verstreichen, damit sich Jane etwas erholen konnte.
Erst als sich die Detektivin bewegte und sich normal hinsetzte, sprach Lukretia sie an. »He, was hast du?«
Jane gab zunächst keine Antwort. Sie schlug allerdings die Hände vors Gesicht.
Das passte Lukretia nicht. An ihrer Seite sollten sich Menschen aufhalten, die sich so ähnlich verhielten wie sie.
»He, reiß dich zusammen!«
Jane schüttelte den Kopf.
Auch das passte Lukretia nicht. »Stell dich nicht so an. Du lebst. Wir haben uns gefunden. Sinclair ist geschwächt. Wir ziehen unsere Pläne durch.«
Janes Hände sanken nach unten. »Ich konnte es nicht!«, flüsterte sie. »Verdammt, ich konnte es nicht.«
»Was konntest du nicht?«
»Ihn küssen.« Jane schaute nach vorn gegen die Scheibe, in der sich schwach ihr Bild abmalte. »Es war mir einfach nicht möglich. Ich… ich… habe mich nicht überwinden können. Da ist eine Grenze gewesen, verstehst du?«
»Ich weiß.«
»Es wird, nicht gehen. Es wird nie gehen. Ich hörte die Worte. So leise und trotzdem so intensiv. Er hat gesprochen. Er wollte die Formel sprechen. Hätte er es geschafft, wäre alles anders gekommen. Dann… dann würde ich nicht mehr leben, Ich spürte die Stärke, die plötzlich von ihm ausging. Es war Wahnsinn.
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