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1163 - Der Blut-Galan

1163 - Der Blut-Galan

Titel: 1163 - Der Blut-Galan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Licht verteilte sich auf dem Himmel in mehreren Kreisen und ließ manche Wolken zittrig aussehen.
    Aber es war nicht so flach, wie Bill Conolly gedacht hätte. Es gab viel Buschwerk und wild wachsende Hecken, die nie beschnitten wurden. An der rechten Seite türmte sich eine dunkle Fläche in die Höhe. Ein aus Laubbäumen bestehender Niederwald. Sie rollten auch an einer Blockhütte vorbei und waren etwa einen halben Kilometer gefahren, als Bill die erste Frage stellte.
    »Können wir bis an das Haus heran?«
    »Ja.«
    »Es liegt im Wald?«
    Judy Carver nickte. Ihre Gesprächigkeit hatte nachgelassen. Sie fühlte sich bedrückt wie unter einer großen Last. Bill konnte ihr Verhalten nachvollziehen. Für sie musste es schlimm sein, zu ihrer Schwester zu fahren, die sie eigentlich nicht haben wollte.
    Der Weg führte in den Wald. Bill kam es vor, als hätte er zugeschnappt. Es wurde noch dunkler.
    Das Mondlicht streute über sie hinweg, ohne sie zu erreichen. Auch das helle Gebilde des Scheinwerferlichts tanzte über den Boden, und Bill erkannte schon die sich in der Erde abzeichnenden Fahrspuren. Zudem senkte sich das Gelände ein wenig, als würde es in eine Mulde führen.
    Das stimmte auch. Nach einer Kurve trat der Wald wieder zurück, und über dem Buschwerk malte sich das Dach eines Hauses ab.
    Sie waren am Ziel!
    Das Haus selbst lag im Dunkeln, aber hinter zwei Fenstern schimmerte es gelblich. Bill wurde an das Haus der Hexe aus dem Märchen Hänsel und Gretel erinnert. Auch das stand versteckt im Wald.
    Dort hatte die Hexe unentdeckt die abscheulichsten Verbrechen begehen können.
    »Sie können ruhig bis an das Haus heranfahren«, sagte Judy. »Meine Schwester hat uns schon längst gesehen.«
    »Das hatte ich auch vor.«
    Ein zweites Fahrzeug war nicht zu sehen. Irgendwie musste Alice Carver von hier wegkommen. So ging der Reporter davon aus, dass ihr Auto hinter dem kleinen Haus stand, das auch nicht anders aussah als die anderen im Dorf, denn es war ebenfalls aus grauen Steinen erbaut worden. So typisch für diese Gegend.
    Als das Licht der Scheinwerfer eine vor dem Haus stehende Bank erwischte und sie zu einem bleichen Gerippe werden ließ, hielt der Reporter den VW an.
    Das Geräusch des Motors erstarb, und Judy Carver lehnte sich im Sitz zurück. Sie saß starr und hielt den Kopf leicht gedreht, um auf die Haustür zu schauen.
    »Sie ist da, Bill, das weiß ich. Sie hat uns auch gesehen, aber sie kommt nicht heraus, um uns zu öffnen. Obwohl sie meinen Wagen kennt. Das ist der Beweis dafür, dass Alice mich nicht sehen will.«
    »Sie sollten das nicht so streng sehen.«
    Judy lachte kratzig. »Nicht so streng, Bill? Doch, ich muss das so sehen. Es gibt keine andere Möglichkeit. Wir sind zwar Schwestern, aber wir stehen auf verschiedenen Seiten. Daran können auch Sie nichts ändern, ehrlich.«
    »Wenn es Ihnen unangenehm ist, dann können Sie ja hier im Auto bleiben, bis ich…«
    »Nein, wo denken Sie hin? Ich habe nur Angst, denn mir klingt das Heulen noch immer in den Ohren.«
    Dagegen wollte Bill nicht argumentieren. Er sah auch ein, dass die Bedingungen für die Verwandlung eines Menschen in einen Werwolf ideal waren. Oft passierte dieser Vorgang erst um Mitternacht. Bis dahin war noch Zeit.
    »Nun, dann wollen wir mal«, sagte er und öffnete die Tür…
    ***
    Judy Carver stieg langsamer aus als der Reporter. Sie blieb zudem in der Nähe des Wagens. Leicht geduckt stand sie da. Die Lippen waren zusammengedrückt, und die weit geöffneten Augen starrten auf das einsam stehende Gebäude.
    Bill ging um das Heck herum. Er trat neben Judy und nahm ihren Arm. »Kommen Sie.«
    Sie stemmte sich gegen den Druck. Judy war noch nicht bereit. »Sie hat uns längst gesehen, Bill. Ich spüre das. Sie ist hinterlistig. Sie hockt in ihrem Bau und wartet auf eine günstige Gelegenheit. Himmel, warum musste mir das auch nur passieren? Ich verstehe es nicht.«
    Bill zog sie sanft weiter. Es waren nur ein paar Schritte bis zum Haus.
    Es gab auch eine erste Etage. Dort mussten die Räume schon schräg sein. Hinter den kleinen Fenstern breitete sich keine Helligkeit aus. Bill merkte, dass Judy zitterte. Sie stand unter einer wahnsinnigen Spannung und hätte sich am liebsten weit weg gewünscht.
    »Gibt es keine Klingel?«, fragte der Reporter.
    »Nein.«
    »Strom doch - oder?«
    »Ja, Licht ist da. In diesem Haus haben sich früher mal Wissenschaftler aufgehalten, die das Hochmoor erforschten. Sie sind dann an eine

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