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1164 - Die Wolfsfrau

1164 - Die Wolfsfrau

Titel: 1164 - Die Wolfsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Dabei war es ihr auch egal gewesen, ob die Schwester dabei war oder nicht.
    Sie hatten gehen müssen. Aber sie waren nicht mehr weggekommen. Vor Judys Wagen hatte ein riesengroßer Strauch gelegen, der auf der Hinfahrt noch nicht da gewesen war.
    Jemand hatte ihnen eine Falle gestellt, und dieser Jemand war plötzlich da.
    Eine Schattengestalt. Ein dunkles Ungeheuer aus dem tiefen Hochmoorwald. Es hatte Bill keine Chance gelassen. Mit einem Ast war er niedergeknüppelt worden und in das tiefe Loch der Bewusstlosigkeit gefallen. Was mit Judy Carver geschehen war, wusste er nicht, und auch jetzt, nach dem Erwachen, hatte er von ihr noch nichts gesehen.
    Bill war noch nicht in der Lage, die Gedanken in die richtige Reihenfolge zu bringen. Er reagierte mehr vom Gefühl her, und das sagte ihm, dass sich Judy nicht mehr in seiner Nähe befand. Sie war bestimmt nicht niedergeschlagen worden.
    Trotzdem drehte er vorsichtig den Kopf. Zuerst nach rechts, danach nach links, doch das Ergebnis blieb gleich.
    Keine Spur von Judy. Wer immer dieser Schatten auch gewesen sein mochte, er hatte die Frau geraubt. Bill schloss die Augen, weil er sich enttäuscht fühlte. Er dachte auch darüber nach, wie der Schatten ausgesehen hatte. Zumindest war er ein Mensch gewesen. Nur ein bestimmter Mensch, denn der Reporter konnte sich noch an ein sehr bleiches Gesicht erinnern, das er mit der Fratze eines Vampirs oder Zombies verglich.
    Es war alles möglich. Die Welt steckte auch im neuen Jahrtausend voller Rätsel und Geheimnisse, die die Menschen wohl niemals aufklären würden.
    Bill richtete sich auf und tauchte wie ein Gespenst aus dem dichten Gras auf. Die Nachtluft ließ sich gut ertragen. Sie war zwar nicht lind, aber Bill fror auch nicht.
    Bill konnte besser sehen, was ihm allerdings auch nichts brachte. Judy Carver entdeckte er nicht, und auch die dunkle Gestalt blieb seinen Blicken verborgen.
    Ihn umgab der normale nächtliche Wald, der vom kalten Mondlicht gestreift wurde, das immer wieder blasse Lichtpfützen schuf, in dem die Blätter einen besonderen Glanz bekamen.
    Entführt, geraubt!
    Diese beiden Begriffe zuckten durch Bills Gehirn, und er dachte zugleich daran, dass er versagt hatte. Als Beschützer hatte er wenig getaugt und die Gefahr auch unterschätzt, denn wenn er ehrlich war, hatte er Judy Carver nicht so recht geglaubt.
    Ihr Wagen stand in der Nähe. Es war ein gelber VW Beetle, der in der Nacht allerdings auch dunkel aussah. Vor dem Wagen lag der verdammte Busch mit seinen zähen Ästen und Zweigen auf dem schmalen Weg.
    Es war alles kein Traum gewesen. Er hatte die echte Wahrheit erlebt und sich nichts eingebildet.
    Judy war und blieb verschwunden. Es war nichts von ihr zu hören. Kein Schrei, keine Stimme. Es war überhaupt nichts Fremdes zu hören. Nur die Geräusche der Nacht umgaben Bill.
    Er sah nichts. Keine Waldmaus, die vor ihm weghuschte. Keinen Fuchs, keinen Nachtvogel, der auf Beutesuche durch die Luft strich und darauf wartete, satt zu werden.
    Trotzdem lebte diese Welt. Sie war eine Insel für sich, auf der sich Bill wie ein Eindringling vorkam.
    Für ihn waren die Erlebnisse allerdings nicht nur negativ, denn als er seine Hand an die linke Seite bewegte, da war der Druck der Waffe wohl zu spüren. Es war nicht die absolute Beruhigung, aber irgendwie ging von der Beretta schon dieses Gefühl aus, und das machte ihm wieder mehr Hoffnung.
    Bill wollte nicht länger auf dem Waldboden sitzen bleiben. Er gab sich selbst den nötigen Schwung, stützte sich auch ab, um so auf die Beine zu kommen.
    Es schlug ihn nieder. Der Reporter hatte sich überschätzt. Der Schwindel schaffte ihn nach vorn. Er fand zuerst keinen Halt und war froh, auf der Kühlerhaube des VWs landen zu können.
    Bill blieb zunächst liegen, bis sich sein Blick geklärt hatte. Immer wieder waren die Schatten vor seinen Augen erschienen. Er fluchte darüber, aber er hatte auch Glück, denn sein Bewusstsein sackte nicht mehr weg.
    Langsam stemmte er sich vom Blech in die Höhe. Diesmal klappte es besser. Zwar fühlte er sich noch ein wenig taumelig, doch er konnte sich auf den Beinen halten. Nach einer Weile wurde er mutiger und versuchte es mit einer leichten Drehung nach rechts, weil er in eine bestimmte Richtung schauen wollte.
    Das alte Steinhaus am Waldrand sah er nicht. Judy und er waren zu weit in die Kurve hineingefahren, sodass ihm die Sicht auf das Haus genommen wurde.
    Der Gedanke daran ließ Bill nicht los. Er fragte sich, wohin

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