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1164 - Die Wolfsfrau

1164 - Die Wolfsfrau

Titel: 1164 - Die Wolfsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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alten Verbindungen, auch Gene, denn irgendwie gehörten sie alle zusammen.
    Aus einer Urmasse geboren. Aus dem brodelnden Kessel einer finsteren Vorzeit und dann in bestimmte Richtungen gelenkt.
    Aber es gab sie, und damit gab es auch die große Erinnerung an die verflossenen Zeiten.
    Bruchstückweise drängten sie jetzt wieder hervor. Die Wölfin wusste, dass ihr hier kein normales Opfer gegenüberstand. Dazu waren sie einfach zu gleich.
    Judy Carver erlebte die Unsicherheit der Wölfin. Um ihre zerfetzte Schulter kümmerte sie sich nicht. Sie begann zu lachen und verließ sich dann auf die menschliche Stimme, denn sie war ihr trotz des Vampirdaseins noch geblieben.
    »Ich bin nichts für dich. Ich bin nicht die, die du gern gehabt hättest. Ich bin anders. Und vielleicht gehören wir zusammen. Du kannst mich nicht zu einer Werwölfin machen, und ich kann dich nicht in meine Welt entführen. Du wirst mich auch nicht töten können, es sei denn, du reißt mir den Kopf ab. Das wird dir kaum gelingen. Wir sind uns zu gleich. Wir sind wie Schwestern - hörst du? Wie Schwestern!«
    Judy hatte die letzten Sätze bewusst gesprochen. Sie wollte eine Reaktion erleben und auch versuchen, eine Erinnerung in der Wölfin wachzurufen.
    Es ging nicht. Wenn doch, dann zeigte es die Wölfin zumindest nicht. Sie blieb starr und verließ sich einzig und allein auf ihren funkelnden Blick.
    Judy erkannte sehr deutlich, dass sie durch ihre Worte bei der Werwölfin keine Reaktion hervorgerufen hatte. Sie selbst allerdings war innerlich noch nicht so tot. Bei ihr funktionierte es. Ein Stück Menschsein war vorhanden. Nur teilweise, nicht besonders tief sitzend. Fragmente, die einem Puzzle glichen, das erst noch zusammengesetzt werden musste. Dabei gab sich Judy Mühe. Sie wollte an die Zeit kurz vor ihrer Verwandlung denken.
    Es war so schwer, so furchtbar schwer. Die andere Existenz war ihr buchstäblich entrissen. Sie hatte keine Chance mehr, sich daran zu erinnern.
    Trotzdem war noch etwas vorhanden. Kein tiefes Gefühl, nur Fetzen einer Erinnerung.
    Eine Botschaft, ein Gefühl. Beides ging von der Wölfin aus. Sie war keine direkte Feindin mehr, sondern…
    Judy schaffte es nicht, die Erinnerung zusammenzufügen. Aber das Gefühl der Feindschaft verschwand immer mehr. Judy wollte das Blut der anderen nicht mehr trinken. Sie wollte auch nicht ihren Tod. Da war sie einfach zu sehr verunsichert.
    Die beiden standen sich gegenüber. Keine sprach mehr. Und es war Judy, die ihre Gefühle mit einem Satz zusammenfasste. »Ich glaube, dass wir beide uns nichts tun werden - oder?«
    Es dauerte etwas, bis die Wölfin begriffen hatte. Sie konnte nicht reden und musste sich durch Gesten ausdrücken. So stimmte sie mit einem Nicken zu, was Judy letztendlich als Versprechen ansah.
    Deshalb lächelte sie auch. »Du bist irgendwie wie ich, und ich bin wie du…« Um zu zeigen, dass sie es ehrlich meinte, bewegte sich Judy zur Seite auf das Bett zu.
    Zuerst setzte sie sich darauf, lächelte der stehenden Alice entgegen, dann drückte sie sich zurück und legte sich hin. Die Arme verschränkte sie hinter ihrem Kopf.
    Die Wölfin wartete noch. Sie schien sich noch nicht im Klaren darüber zu sein, ob sie sich an die Regel halten sollte oder nicht. Schließlich hatte sie sich entschlossen, ging zurück, bis sie die raue Wand als Stütze erreichte und ließ sich langsam daran entlang zu Boden sinken, bis sie eine hockende Position eingenommen hatte.
    Sie blieb sitzen, und die Vampirin lag weiterhin auf dem Bett. Beide belauerten sich, aber beide warteten auch, denn sie wussten, dass die Nacht vorbeiging…
    ***
    Es war nett von Shao gewesen, uns noch Kaffee und Tee mitzugeben, den Suko und ich auch tranken, denn wir wechselten uns mit dem Fahren ab. Dieser neue Job war über uns gekommen wie ein Hagelsturm. Dass auch unser Freund Bill Conolly damit beschäftigt war, hatten wir nicht ahnen können. Aber manchmal knüpfte das Schicksal schon seltene Fäden, wobei noch nicht feststand, dass wir tatsächlich an den gleichen Fällen arbeiteten.
    Durch einen zivilen Kollegen war ich davon in Kenntnis gesetzt worden, dass auf einer alten U-Bahn-Toilette eine Blutsaugerin zu finden war. Ich war sofort losgeeilt und hatte festgestellt, wie Recht er leider hatte. Ich konnte die Blutsaugerin von ihrem Schicksal erlösen, aber damit war die Spur zunächst abgebrochen. Es gab keinen Hinweis, woher sie gekommen war und wohin sie gehen wollte. Sie hatte zu den Personen

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