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1167 - Bettler des Vakuums

Titel: 1167 - Bettler des Vakuums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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„Blütenblätter" Hohlräume aus, die ihren Symbionten als Behausungen dienten, und nirgends auf den Pflanzen sah man Gegenstände, die aus etwas anderem als jenen Materialien bestanden, die die Gewächse selbst lieferten. So zerfielen die alten „Blütenblätter" zu einem Gewirr aus zähen Fasern, die der Herstellung von Seilen dienten, und diese Seile waren so ziemlich das einzige, was den Symbionten im weitesten Sinn als Werkzeug diente.
    Die Fremden waren klein, besaßen wurm- oder raupenartige Körper und zwei kurze Arme mit gut ausgebildeten Greifhänden daran. Ansonsten war ihr Körper ungegliedert, und statt des Kopfes gab es nur einen Kranz von roten Augen auf dem Vorderteil des Rumpfes und dicht darunter einen Saugrüssel sowie ein paar schmale Schlitze. Der Saugrüssel legte den Verdacht nahe, daß sie sich vom Saft der Pflanzen ernährten - aber niemals sahen die Raumfahrer einen der Fremden bei der Mahlzeit. Man nahm daher an, daß die Pflanzen nicht nur Behausungen für ihre Symbionten ausbildeten, sondern dort drinnen auch spezielle Nahrungsquellen anlegten.
    Die kleinen, kaum einen Meter langen Wesen waren auf den ersten Blick von der Natur recht stiefmütterlich ausgestattet worden, aber wenn man sie etwas länger beobachtete, dann mußte man feststellen, daß sie sehr gut in ihrer Umgebung zurechtkamen. Sie führten ein meist geruhsames Leben, hatten keine Feinde zu fürchten und brauchten daher nicht besonders flink zu sein. Sie mußten jedoch über relativ große Kräfte verfügen, denn wenn es nötig war, die bis zu hundert Meter hoch aufragenden „Blütenblätter" in Bewegung zu versetzen, dann reichte es aus, daß ein oder zwei von den größeren Exemplaren an jeweils einem Seil zogen. Das alles war zwar interessant, konnte aber die beiden Biologen nicht zufrieden stellen, und auch Sira wurde immer kribbeliger. Die kleinen Fremden reagierten nämlich sehr deutlich auf jede Annäherung der Space-Jet.
    Vielleicht glaubten sie, daß das Raumschiff etwas mit den riesigen Gestalten zu tun hatte, die durch ihre bloße Anwesenheit ihre Pflanzen zum Absturz bringen konnten. Auf jeden Fall wirkten sie erregt.
    Nach einer Weile hielt Varkun es nicht länger aus.
    „Mach, was du willst", sagte er zu Cobanor. „Aber ich werde jetzt zu einer dieser Pflanzen fliegen und mich dort genau umsehen."
    „Das wirst du bleiben lassen!" widersprach Cobanor heftig. „Wir dürfen kein Risiko eingehen."
    „Wer sagt das?" fragte der Ara spöttisch. „Wir haben den Auftrag, diese Welt zu erforschen."
    „Das tun wir ja auch", versuchte Cobanor ihn zu beschwichtigen. „Aber wir werden mit unseren Erkenntnissen nicht viel anfangen können, wenn wir mit unserem Leben für unsere Neugier bezahlen."
    Varkuns Gesichtsausdruck verkündete, daß der Ara entschlossen war, seinen Willen durchzusetzen, und Cobanor entschied sich für einen Kompromiß.
    „Also gut", sagte er. „Aber du mußt einen Raumanzug tragen und mir versprechen, daß du ihn nicht öffnen wirst, solange du auf der Pflanze herumläufst."
    „Wenn er geht, gehe ich auch!" verkündete Sira, und Jasmin Ali war bereits dabei, in einen SERUN zu steigen.
    „Ihr bleibt hier, denn euch brauche ich in der DARWIN!" sagte Cobanor energisch. „Wir werden uns einen von den kleinen Kerlen schnappen. Du, Jasmin, wirst ihn unter die Lupe nehmen, während Sira versucht, ein paar Informationen von ihm zu bekommen."
     
    *
     
    Cobanor hatte ein schlechtes Gewissen, als Sira das fremdartige kleine Wesen in die Zentrale führte. Es war nicht schwer gewesen, den Fremden an Bord zu holen, aber zweifellos war dieser Vorgang für den kleinen Kerl ein entsetzliches Erlebnis. Das Wesen wirkte schockiert - jedenfalls kam es Cobanor so vor.
    Während Sira und die Biologin sich mit dem Fremden beschäftigten, beobachtete Cobanor besorgt den Ara, der gerade auf einer der Pflanzen landete.
    „Ein paar von den Fremden kommen herbeigeeilt", berichtete Varkun über Funk. „Sie wirken aufgeregt, aber nicht direkt feindselig. Ich gehe ihnen entgegen."
    Cobanor sah ihn über die grüne Fläche des „Blattes" gehen, während die Fremden plötzlich stehenblieben.
    „Es geht sich merkwürdig auf diesem Blatt", meldete Varkun. „Die Oberfläche ist glatt und elastisch, aber sie trägt mein Gewicht. Ich möchte vorerst keine Probe/n entnehmen, sondern mich erst gründlich umsehen."
    „Einverstanden", sagte Cobanor. „Paß auf, hinter dir ist eben einer der Fremden

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