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1167 - Bettler des Vakuums

Titel: 1167 - Bettler des Vakuums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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spätere Traumerlebnisse verdeckten diese ersten Bilder. Diesmal aber fuhr er schweißgebadet hoch. Er war hellwach, und gleichzeitig hatte er das Gefühl, noch immer in diesem seltsamen Traum gefangen zu sein. Er war so erfüllt von Trauer, Furcht und Resignation, daß seine Augen zu tränen begannen. In dem instinktiven Verlangen, sich abzulenken, verließ er seine Kabine und trat in die angrenzende Zentrale.
    Das erste, was er sah, war der riesige Fremde, der noch immer am Flußufer lag und seine nutzlosen Gespräche führte, während Sira geduldig lauschte und höflich Antworten gab, die der Fremde nicht verstand. Während Cobanor sich sagte, daß seine Phantasie überreizt war, befand er sich bereits auf dem Weg zu Sira. Dann stand er hinter der Akonin und rief sich ins Gedächtnis, daß sein individueller Psi-Faktor in allen Punkten der Norm entsprach. Cobanor war kein Mutant - er war nicht einmal sensitiv veranlagt.
    Du hast einen seltsamen Traum geträumt, sagte er in Gedanken zu sich selbst. Das ist alles. Du solltest nicht versuchen, mehr daraus zu machen!
    Aber gleichzeitig wartete er geduldig, bis Sira aufhörte zu reden und der Fremde auf unverständliche Weise Antwort auf Fragen gab, die er zweifellos nicht verstanden hatte.
    „Dieser murmelnde Fremde von vorhin", sagte Cobanor zu Sira, wobei er sich wie ein Esel fühlte, der sich aus purem Übermut aufs Glatteis wagte, „gab mehrmals Laute von sich, die sich für mich wie ärgerliche und zugleich furchtsame Kommentare anhörten."
    „Ich weiß, was du meinst", murmelte Sira deprimiert und erschöpft. „Ich habe eine Sammlung von diesen Lauten probiert, und der Bursche da drüben war nahe daran, die Flucht zu ergreifen. Verdammt, ich weiß nicht, wie ich diesem Wesen beikommen soll. Der Translator gibt immer noch rotes Licht, dabei ist die Sprache dieser Fremden auf den ersten Blick ganz einfach. Sie besteht nur aus wenigen Lauten. Aber diese Laute haben so unterschiedliche Bedeutungen, daß der Translator sich einfach nicht festlegen kann.
    Weißt du, was ich glaube? Diese Fremden hatten früher eine sehr hochentwickelte Sprache, aber weil ihnen das im Vakuum nichts nützte, haben sie andere Formen der Kommunikation entwickelt. Sie haben zweifellos die Möglichkeit, sich akustisch zu verständigen, aber sie haben es verlernt, sich auf diese Weise zu äußern. Der murmelnde Fremde von vorhin... Ist dir etwas an ihm aufgefallen?"
    „Nein", sagte Cobanor ungeduldig, denn es drängte ihn - unvernünftigerweise -, den Wahrheitsgehalt seines Traums zu überprüfen.
    Sira, in ihre eigenen Ideen verstrickt, bemerkte Cobanors Ungeduld nicht.
    „Es gab einen auffälligen Schatten in seinem Körper", sagte sie nachdenklich. „Einen Schatten, der bei dem da drüben fehlt. Der murmelnde Fremde war entweder todkrank - oder im Begriff, ein Kind zur Welt zu bringen. Geburt und Tod sind elementare Bestandteile des Lebens. Es gibt unendlich viele Beispiele dafür, daß die Konfrontation mit diesen beiden elementaren Erlebnissen verlorengegangene Instinkte und Fähigkeiten wecken kann. Warum also nicht auch die Fähigkeit, Laute zu formen, die eigentlich längst in Vergessenheit geraten sind?"
    Tod und Geburt, oder eines von beidem - war das der Schlüssel zu dem Traum, den Cobanor geträumt hatte?
    Er sah das Wesen an, das so still und emotionslos am Ufer dieses unnatürlichen Flusses lag. Trauer, Resignation und Furcht seines Traumes kehrten zurück und verdeckten seine Ungeduld. Gleichzeitig wurde er sich der Tatsache bewußt, daß er der Kommandant dieser Space-Jet war. Er hatte diese Funktion eigentlich nur übernommen, um Art Mektal eine Atempause zu verschaffen, aber das änderte nichts an der Tatsache, daß er derjenige war, auf dem die Verantwortung ruhte. Wenn ihm nichts anderes blieb als die Erinnerung an einen Traum, und wenn diese Erinnerung nichts anderes als der sprichwörtliche Strohhalm war, dann hatte er trotzdem danach zu greifen - und er tat es auch.
    „Stelle ein paar von diesen Leuten zusammen und schick sie dem Fremden - in Verbindung mit dem Namen Seth-Apophis!" bat er die Akonin. Sira, die sich ohnehin keinen Rat mehr wußte, tat es.
    Eine Stunde später wußte Cobanor, daß er in groben Zügen die Geschichte des Volkes der Zublzus geträumt hatte.
     
    *
     
    „Wir sind die letzten unseres Volkes", erklärte der riesige Fremde. Die Übersetzung seiner Worte lief zwar noch etwas holperig, aber der Translator ergänzte fehlende Begriffe,

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