1168 - Nach den Regeln der Hölle
Hinein in die oberen Etagen, um mich dort stellen zu können.
Er und seine fünf Kampfhunde. Aber ich war allein!
Normal wäre es gewesen, wenn ich mich zurück in die Wohnung verzogen hätte, um danach mit den beiden Frauen zu verschwinden. Ich war manchmal weder normal, noch ging ich einem normalen Beruf nach. Also tat ich das, was er von mir verlangte, auch deshalb weil es hinter mir still blieb, denn aus der Wohnung, deren Tür nur angelehnt war, hörte ich keinen Laut.
Deshalb ging ich dem Unbekannten mit den Kampfhunden nach…
***
Es war für mich nicht der Bußgang nach Canossa, sondern eher der Weg in ein unbekanntes Terrain hinein, das schattig war und voller Gefahren steckte.
Jede Stufe nahm ich einzeln, musste sie einzeln nehmen, aber es kam mir vor, wie das Gehen über einem Vulkankrater, bei dem ein Brett von einer Seite zur anderen lag, und in dessen Innern die dunkelrote Glut brodelte.
Ich lauschte natürlich, um die anderen auch akustisch wahrnehmen zu können. Sie gaben nicht eben laute Geräusche ab. Diejenigen, die ich hörte, reichten mir aus. Weder der Mann noch die Hunde stoppten. Stufe für Stufe gingen sie höher, und ich rechnete sogar damit, dass man mich auf das flache Hausdach locken wollte, um dort alles klarzumachen. Natürlich im Sinne der Kreatur.
Auch in den oberen Stockwerken brannte an den Aufzugtüren das Licht einer schwachen Notbeleuchtung, und es ließ sich auch kein Hund blicken. Nur das leise Tappen der Pfoten hörte ich, vermischt mit den Schritten des Mannes. Ich glaubte, dass die Geräusche bewusst verursacht worden waren, um mich zu locken.
Ich hatte die zweitletzte Etage erreicht, als ich eine über mir nichts mehr vernahm.
Auch ich blieb stehen und schaute wieder einmal die Stufen der Treppe hoch.
Keine Bewegung. Ich sah weder einen Hund noch malte sich die Gestalt des Mannes ab.
Aber das Warten dauerte nicht lange. Ein dumpfes Geräusch ließ mich leicht zusammenzucken. Es hatte sich angehört, als wäre dort oben eine Tür geöffnet worden, um danach wieder zuzufallen.
Die Tür zum Dach?
Das war möglich, aber ich ließ mir trotzdem Zeit. Es kam niemand, um mich zu holen. So setzte ich mich wieder in Bewegung, um auch den Rest der Treppe zu nehmen.
Sehr bald hatte ich mein vorläufiges Ziel erreicht. Die letzte Etage dieses Hauses, die auch nicht anders aussah, zumindest nicht auf den ersten Blick. Auch auf den zweiten nicht, aber dann erwischte mich am Nacken ein Luftzug und meldete mir, dass Durchzug herrschte und zumindest eine Tür nicht geschlossen war. So bekam der Wind freie Bahn.
Im Licht der Notbeleuchtung ging ich weiter und drehte mich dabei nach links. Der Wind streichelte über mein Gesicht hinweg. Ich passierte eine Wohnungstür und erkannte dann, dass sich hier oben sehr wohl etwas verändert hatte.
Es gab eine weitere Tür am Ende des Flurs. Und sie stand offen. Sie blieb auch offen, weil sie durch einen Keil gehalten wurde. Dahinter war es dunkel, aber der Wind drang von dort hervor und glitt über mein Gesicht hinweg.
An der Schwelle blieb ich stehen. Der Blick in den anderen Raum zeigte keine Gefahr. Die Decke war nicht höher als sonst. Hier waren Belüftungsanlagen zu sehen, von hier aus konnte der Fahrstuhl repariert werden, wenn man die Verkleidung öffnete, die sich wie ein überdimensionaler Strandkorb vor mir abhob. Die Rollen lagen nicht frei. Auch sie waren verkleidet worden.
Dafür fiel mir etwas anderes auf. Eine Stiege aus Metall führte hoch bis zum flachen Dach, und genau dort war eine Luke geöffnet worden. Ich sah sie zuerst als graues Viereck und später, als ich einige Meter auf sie zugegangen war, gelang mir auch ein Blick in den dunklen Nachthimmel, der von einem mehrschichtigen Wolkengebilde bedeckt wurde und die Gestirne verbarg.
Es gab keine andere Möglichkeit. Die Kreatur der Finsternis und ihre Hunde mussten auf dem flachen Dach lauern.
Vielleicht war es verrückt, mit offenen Augen in die Falle oder den Tod zu gehen, aber ich konnte mir auch vorstellen, dass der andere aus bestimmten Gründen auf mich wartete. Hätte er nur die Hunde auf mich hetzen wollen, hätte das schon längst geschehen können, denn Chancen hatte es genug gegeben.
Ich ging über rauen Betonboden hinweg und blieb zunächst vor der Treppe stehen. Die Metallstufen schimmerten dunkel und wurden zum Ende hin etwas heller.
Ich stieg sie hoch.
Mein Herz klopfte heftig, weil ich wusste, dass ich mich einer verdammt kritischen
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