1169 - Pforte des Loolandre
Die Führungsmannschaft war an ihre Plätze zurückgekehrt. Waylon Javier erstattete die Meldung, als Perry Rhodan zurückkehrte.
„An Bord alles normal. Reparaturmannschaften sind unterwegs, die entstandenen Schäden zu beheben. Meldungen der einzelnen Schiffe laufen ein. Der übliche Bordbetrieb ist wiederhergestellt."
Alaska Saedelaere hatte seinen früheren Posten wiedereingenommen.
„Was wissen wir Neues über Chmekyr?" erkundigte sich Perry.
„Sämtliche Chmekyr-Exemplare sind verschwunden", antwortete der Transmittergeschädigte. „Bis auf eines."
„Das eine befindet sich an Bord der BASIS?"
„Ja."
Er hatte das Wort kaum ausgesprochen, da materialisierte das Fremdwesen unmittelbar vor der Kommandokonsole. Die blauen Augen leuchteten. Der Mensch hatte noch nicht gelernt, Chmekyrs Physiognomie zu deuten, aber in diesem Augenblick verriet sein faltiges Gesicht ganz eindeutig freudige Erregung. Die Blütenstängel auf dem eigenartig geformten Schädel zitterten.
„Ich weiß nicht, welche Kraft euch gegeben ist", stieß er hervor, „aber ihr habt das Geheimnis der ersten Pforte überwunden. Der Weg..."
„Halt!" schallte da eine kräftige, durchdringende Stimme aus dem Hintergrund.
Nachors athletische Gestalt löste sich aus einer Gruppe von Cygriden - der Notwache, die Jercygehl An für den Fall zurückgelassen hatte, daß die Terraner nochmals einer unheimlichen Krankheit zum Opfer fielen. Seine Armadaflamme glomm ruhig. Er wirkte gelassen, als er auf Chmekyr zutrat.
„Wie steht's mit dem Kodespruch?" fragte er.
„Weiß du ihn?" antwortete der Gnom.
„GIER UND SATTHEIT STEHEN DER EINSICHT IM WEGE."
Da flog es wie ein helles Leuchten über Chmekyrs Miene.
„Das ist doppelt!" rief er voller Begeisterung. „Ihr habt das Geheimnis überwunden, und der Armadaprinz erinnert sich des ersten Kodespruchs." Dann wurde er ernst. „Kennst du auch die drei anderen?"
„Nein", antwortete Nachor mit unbewegtem Gesicht. „Aber sie werden mir einf allen, wenn es an der Zeit ist. Technische Mittel haben nicht vermocht, meiner Erinnerung auf die Sprünge zu helfen. Aber als ich die Terraner sah, wie sie unter der leuchtenden Kuppel ihre Vernunft wiederfanden, da gab es einen Ruck in meinem Gedächtnis. Ich wußte auf einmal wieder, worum es ging. Die Terraner lenkten meine Gedanken auf den richtigen Weg. Plötzlich waren die Worte wieder da."
„Aber nur diese?" erkundigte sich Chmekyr forschend. „Nicht die der anderen Kodesprüche?"
„Nur diese", antwortete Nachor.
Chmekyr blieb ernst.
„Ihr habt einen Triumph errungen", sagte er. „Aber wir werden uns wiedersehen. Vor der zweiten Pforte, vor der dritten und vor der vierten. So will es das Gesetz." Er machte eine kurze Pause und fuhr dann mit bewegter Stimme fort: „Einer unter euch hat das Geheimnis des Zhakra begriffen. Was auch immer das Gesetz erfordert, ich kann nicht anders - ich wünsche euch Glück."
Im gleichen Augenblick war er verschwunden. Und zur selben Sekunde verging, draußen im All, die leuchtende Kuppel, die Sato Ambush geschaffen hatte, um die Pararealität zu übertölpeln und die Menschen wieder vernünftig zu machen.
„Die Barriere ist verschwunden", meldete Waylon Javier von der Kommandokonsole her.
„Die Flotte nimmt Fahrt auf."
*
Les Zeron hatte einen Schädelbruch und eine gehörige Gehirnerschütterung. Beides war mit den medotechnischen Bordmitteln der BASIS leicht zu heilen. Aber so rasch die Heilung sich auch vollziehen mochte, der Zwischenfall auf dem Boden der leuchtenden Kuppel hatte eine nachhaltige Folge: Les Zeron und Rank Flotho waren von da an unzertrennliche Freunde.
Die Flotte hatte sich langsam in Marsch gesetzt. Mit zehn Prozent der Lichtgeschwindigkeit bewegte sie sich durch das Gebiet, das zuvor die Barriere, die erste Pforte des Loolandre, versperrt hatte. Noch zeigten die Ortergeräte kein weiteres Hindernis. Aber das war, so meinte Perry, nur eine Frage der Zeit.
Die Rehabilitation der vom Epikur-Syndrom Geheilten vollzog sich wortlos. Man sprach nicht über die Ereignisse der vergangenen Tage. Die Wiederhergestellten versahen wie zuvor die ihnen zugewiesenen Funktionen. Die Überreste der letzten Festmähler waren Von Robotern abgeräumt worden. Hier und da kündeten bedrückte, schuldbewußte Mienen noch von den unglaublichen Vorgängen der jüngsten Vergangenheit, aber allmählich kehrte der Alltag des Bordbetriebs wieder zurück.
Perry hatte sich die Gelegenheit nicht
Weitere Kostenlose Bücher