1169 - Satans Kind?
Halt mehr. Als er auf dem Boden landete, prallte er noch mit dem Kopf gegen die Wand.
Dora zog die Trage ein Stück zurück. Erleichterung durchströmte sie, und sie brach sich durch das harte Lachen freie Bahn. »Es ist wunderbar«, erklärte sie, »wie leicht man doch einen Bullen loswerden kann. Nicht wahr, Reddy?«
»Du sagst es.«
Dora nahm meine Beretta an sich und steckte sie ein. Die zweite Waffe richtete sie auf Jane, die sich nicht bewegte. Sie hatte den Blick zur Seite gesenkt und schaute auf die bewegungslose Gestalt ihres Freundes.
»Schau nach, Dora, ob er ein Handy hat. Wenn ja, nimm es ihm ab und schalte es aus.«
»Okay.«
»Was ist mit dir, Jane? Hast du auch ein Handy?«
»Ja.«
»Dann hole es hervor. Du kennst die Prozedur bereits. Alles hübsch langsam.«
»Keine Sorge, ich bin keine Selbstmörderin.«
»Das kann man bei euch nie wissen.«
Sie musste das flache Gerät ebenfalls auf die Leiche legen. Erst dann waren die beiden Frauen zufrieden.
Reddy hatte das Kommando. »Kümmere dich um Sinclair. Schaff ihn erst mal in ein Zimmer. Danach sehen wir weiter.«
»Wieso?«
»Mach schon.«
»Soll ich ihn erschießen oder ihm eine Spritze geben? Das wäre unter Umständen besser.«
»Nein, tu, was ich dir sage. Vielleicht hat er noch etwas mit ihm vor.«
»Ja, das kann sein.«
Jane musste sich drehen und die Hände halbhoch halten. So sah sie nicht, was mit ihrem Freund geschah. Reddy blieb hinter ihr. Sie waren nach wie vor allein in der Krankenstation. In den anderen Trakten des Gefängnisses war es nicht so ruhig. Hin und wieder hörte sie Stimmen, aber die klangen verdammt weit entfernt.
Mittlerweile hatte Dora John Sinclair in einen Raum geschafft und die Tür hinter sich geschlossen.
Jane musste über den Flur gehen und etwa in der Mitte anhalten. Direkt vor einer schmalen, grau gestrichenen Eisentür. An der rechten Seite war ein Metallgriff befestigt.
»Und jetzt?« fragte sie.
»Öffne die Tür!«
»Und dann?«
Hart rammte Reddy Jane den Waffenlauf in den Rücken. »Du sollst sie öffnen, verflucht!«
»Schon gut.« Jane fasste nach dem Griff. Durch ihren Kopf jagten die Gedanken. Da John Sinclair vorläufig aus dem Rennen war, kam es jetzt einzig und allein auf sie an. Wenn die anderen es ebenfalls schafften, sie auszuschalten, sanken die Chancen dem Nullpunkt entgegen.
Sie zog die Tür auf.
Vor ihr lag kein Zimmer, sondern eine Kabine. Ein Lift. Von innen mit Metall verkleidet. Sie musste hineingehen, und als sie stehen blieb, befahl Reddy. »Drück den unteren Knopf.«
Jane schielte zur Seite und damit auf die Waffe der Frau. »Wohin geht die Reise?«
»In die Hölle!«
***
Es ist schlimm, ich will es auch nicht immer wiederholen, aber der Zustand, den ein Mensch erlebt, wenn er aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht, ist irgendwie immer der Gleiche. Ich kannte das, aber ich würde mich nie daran gewöhnen können, das stand fest. Spaß machte es jedenfalls nicht.
Da war das miese Gefühl im Magen. Dazu gesellte sich der dumpfe Druck im Kopf und zudem noch der Eindruck, dass alle Stellen im Körper mit flüssigem Metall gefüllt waren.
So erging es mir, als ich versuchte, die Augen zu öffnen. Doch, ich öffnete sie, aber ich sah nichts, denn um mich herum war es stockdunkel.
Eine Finsternis wie Teer, die kein Licht durchließ. Ebenso gut hätte ich auch in einem Sarg liegen können, aber das war nicht der Fall. Ich merkte es allein an der Luft, die, einem kalten Sog folgend, über mein Gesicht hinwegwehte. Ich merkte, dass sie feucht war und auch einen ekligen Geruch in meiner Nase hinterließ.
Nur langsam gewöhnte ich mich so an meine Umgebung, dass ich darüber nachdenken konnte, was passiert war. Die Erinnerung kehrte mehr in Fetzen oder Mosaikteilen zurück, die sich schließlich zu einem gesamten Bild vereinigten.
Vor meinen Augen kreisten die Bilder. Ich sah die beiden Wärterinnen, ich erkannte Jane, ich erinnerte mich auch an die Trage mit der toten Muriel Sanders und zog ein für Jane und mich schlechtes Fazit, denn wir hatten uns von diesen verdammten Weibern überrumpeln lassen. Ich war bewusstlos geworden, aber ich wusste nicht, was mit Jane Collins passiert war.
Gefesselt hatte man mich nicht. Nur auf den Rücken gelegt oder weggeworfen wie einen alten Sack, den keiner mehr haben wollte, weil er leer war.
Dass man mich nicht aus dem Knast geschafft hatte, das stand für mich fest. Ich lag auch nicht in einer Zelle, zumindest in keiner
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