117 - Die Monster aus dem All
geschlagen hätte. Er war stark. Wir hätten ihn gut gebrauchen können - auch seine Mutter.
Doch Cuca und Metal entschlossen sich lediglich zu einem halben Schritt. Für den Augenblick begnügten wir uns damit, aber eine Dauerlösung war das nicht, das wußten wir alle.
Irgendwann würden Cuca und Metal Farbe bekennen müssen. Entweder machten sie dann einen halben Schritt vorwärts und standen in unserem Lager - oder sie traten zurück und waren wieder unsere Todfeinde.
Vorläufig waren sie neutral. Sie setzten sich weder für das Böse noch für das Gute ein, doch mir war aufgefallen, daß ihnen diese Untätigkeit schon lange nicht mehr behagte.
Rast’ ich, dann rost’ ich… Man verlernt zu kämpfen, wenn man nichts mehr tut, und das barg für Cuca und Metal so manche Gefahr in sich, denn die Hölle konnte sie sich vornehmen, und wenn sie außer Übung waren, würden sie für jedermann leicht zu besiegen sein.
Deshalb sagten sie beide, daß sie dabei sein und mitmachen wollten, wenn es gegen die Aliens ging. Denn damit verletzten sie ihren Neutralitätsstatus nicht.
Es ging ja nicht gegen schwarze Feinde, gegen Höllenstreiter, sondern uns stand möglicherweise ein Kampf gegen Dritte bevor, gegen Außerirdische. Und diesen Kampf wollten sich Cuca und ihr Sohn nicht entgehen lassen.
Ich warf einen Blick auf meine Uhr. Wir waren bereits fünf Stunden unterwegs. Unter uns spannte sich die endlose Weite des Atlantischen Ozeans aus wie ein glänzendes schwarzes Tuch.
Ich lutschte an einem Lakritzenbonbon und legte den Kopf auf die Lehne. Neben mir saß Mr. Silver. Er hatte die Augen geschlossen und schien zu meditieren.
Shavenaar lehnte neben ihm. Seit ich den Namen des Höllenschwerts kannte, gehorchte es auch mir. Davor hatte ich es nicht berühren dürfen; es hätte mich auf der Stelle getötet.
Nun, da ich wußte, wie es hieß, waren wir Freunde - aber es gab Einschränkungen. So ganz würde ich Shavenaar wohl nie trauen. Ich weiß nicht, woran das lag. Mein Instinkt riet mir, im Umgang mit dieser starken Waffe vorsichtig zu sein.
Ich schloß ebenfalls die Augen. In letzter Zeit kamen wir mal wieder ganz schön in der Weltgeschichte herum. Erst kürzlich waren wir in Brasilien gewesen. Wir hatten den britischen Millionär Rian X. Goddard im Dschungel gesucht und gefunden. Damit war die Familie Goddard, die so viele Jahre getrennt gewesen war, wieder vereint.
Jubilee hatte ihre Eltern wieder. Sie war mit ihnen in ein großes schönes Haus am Stadtrand von London gezogen, wo meine Freunde und ich gern gesehene Gäste sein würden.
Mr. Silver befaßte sich sehr viel mit Ethel Goddard, deren Geist sich verwirrt hatte, als der Dämon Cantacca ihr das einzige Kind raubte und auf die Prä-Welt Coor entführte.
Mit seiner silbernen Heilmagie erzielte der Ex-Dämon erste Erfolge: Für kurze Augenblicke erkannte die Mutter in Jubilee bereits ihr Kind.
Wenn Mr. Silver ihr weiter half, bestand die berechtigte Hoffnung, daß Ethel Goddards Geist bald wieder gesund sein würde. Erst dann würde das Glück der Goddards vollkommen sein, zu dem wir den Grundstein gelegt hatten.
Ich schlief ein, und die Stimme der Stewardeß weckte mich kurz vor der Landung. Sie bat die Passagiere, das Rauchen einzustellen und sich anzuschnallen.
Wenig später sah ich das Lichtermeer von New York, dem größten Schmelztiegel der Welt.
Ich war früher oft hier gewesen, denn in dieser Stadt hatte ein sehr guter Freund von mir gelebt: der WHO-Arzt Frank Esslin. Ich hatte ihn an die schwarze Macht verloren.
Er war zuerst zum Söldner der Hölle geworden, und inzwischen hatte man ihn auf Coor auch noch zum gefährlichen Mordmagier ausgebildet. Wir konnten keine Freunde mehr sein. Damit war es vorbei.
Frank hatte mich erst kürzlich wissen lassen, daß ich ganz oben auf seiner Abschußliste stand.
Wir landeten in einem Sondersektor des riesigen John F. Kennedy International Airports. Noel Bannister hatte für uns alles bestens arrangiert.
Ein Armeehubschrauber erwartete uns, diese bunt zusammengewürfelte Truppe aus Dämonen, Hexen, einem lebendem Schwert… und mir, dem einzigen echten Menschen, denn Lance Selby konnte ich nicht mehr dazu zählen. Er war gestorben, Odas Geist hatte die Umstände, die zu seinem Tod geführt hatten, rückgängig gemacht, nachdem er seinen Körper übernommen hatte.
Noel Bannister war nicht da, um uns zu begrüßen. Verständlich. Er hatte zur Zeit Wichtigeres zu tun: Politiker und andere
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