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117 - Die Pranke der Sphinx

117 - Die Pranke der Sphinx

Titel: 117 - Die Pranke der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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sich der bandagierte Körper auf den
Eingang der rätselhaften Gruft zu. Grauer Staub rieselte zwischen den morschen
Binden und verteilte sich mehlfein auf dem steinernen Fußboden.
    Die Mumie verhielt in Höhe des Grufteingangs.
    Draußen dämmerte der Tag.
    Das unheilvolle Wesen schlug beide Hände vors Gesicht.
Die aufgehende Sonne stach wie mit tausend glühenden Nadeln in seinen, von
magischem Leben erfüllten, übelriechenden Körper. Dort spielte sich ein
höllischer Kampf ab.
    Centis' Seele und Lebenskraft, eingesperrt in diesen
morschen Leib, suchte verzweifelt nach einem Ausweg. Er tobte und brüllte, aber
niemand hörte ihn.
    Magische Kräfte hielten ihn gefangen.
    ›Du wirst werden wie Yson-Thor!‹ fieberte es in ihm. Nun
begriff er, was damit gemeint war! Ganz anders hatte er es sich vorgestellt. Er
war blindlings in die Falle gelaufen, hatte den Papyrus falsch ausgelegt und
die Warnung, die der geheimnisvolle Ikhom-Rha in diesen Papyrus gab, nicht
genügend beachtet.
    Er, Centis, suchte die Wärme und die Helligkeit. Die Mumie,
in der seine Lebenskraft steckte, aber fürchtete das Licht. Sie wich zurück in
die modrige Dunkelheit.
    Die Mumie war stärker. Ihr Wille zählte. Centis war in
ihr gefangen und mußte gehorchen. Die Ängste, die er durchstand, konnte er
keinem Außenstehenden plausibel machen.
    Laß mich 'raus in meinen Körper, fieberte er. Aber da
waren andere Gedanken, dunkel, voll der Geheimnisse schwarzer Kunst und dem
Wissen um die finsteren, gefährlichsten Dinge, die ein Mensch in seinem Leben
sich zu eigen machen konnte.
    Es waren die unsterblichen Gedanken des Yson-Thor, der
Mario Centis hierher gelockt hatte und benutzte, der voller Haß und Abscheu
steckte, was sich nicht nur einem Menschen gegenüber äußerte, sondern auch auf
die anderen übersprang, die er in seiner Nähe fühlte und vernichten wollte.
    Aber nicht jetzt, nicht in dieser Stunde, da die Sonne
Macht über den Tag gewann.
    Eine neue Nacht würde kommen, und neues Grauen ...
    Die Mumie, in deren tiefliegenden, eingedrückten Augen es
unheilvoll gloste, kehrte dem Eingang der weit geöffneten Gruft den Rücken und
tauchte ein in die Dämmerung, in die seit Jahrtausenden kein Lichtstrahl
gefallen war. . . .
    Die Mumie näherte sich dem Sarkophag, verschloß ihn
wieder, bückte sich dann und nahm den leblosen Körper des Engländers auf ihre
Arme.
    Mit seiner toten Last tauchte der Unheimliche in einer
tiefer liegenden Nische unter, berührte eine mit geheimnisvollen Zeichen
versehene Platte am unteren Ende des scharfkantigen Mauervorsprungs, und wie
von unsichtbaren Händen geöffnet bildete sich ein Spalt in der Wand, der breit
genug war, ihn durchzulassen. Dahinter war es stockfinster.
    Die Mumie wurde von der Schwärze aufgenommen, als wäre sie
selbst ein Teil dieses schwarzen Schattens.
    Leise knirschend schoben sich die beiden Wandhälften
wieder zusammen.
    Jemand beobachtete alles ...
    Der Spuk war wieder da!
    Der Hagere mit dem schmalen Gesicht und den dunklen Augen
und dem langen, bis zur Erde reichenden, farblosen Gewand stand mitten in der
Gruft. Er war nicht mehr nur ein Schemen. Seine Gestalt hatte sich verdichtet
und war klarer geworden, als gewänne er zunehmend an Kraft.
    Das Gesicht des gespenstischen Beobachters war starr wie
eine Maske.
     
    ●
     
    Die Nacht wurde länger, als sie anfangs gedacht hatten.
    Als Larry Brent auf die Uhr schaute, standen die Zeiger
genau auf vier.
    Der Morgen dämmerte, als der PSA-Agent mit einem Taxi vor
dem Hochhaus ankam. X-RAY-3 fuhr grundsätzlich nie, wenn er etwas getrunken
hatte. Er war noch immer Herr seiner Sinne und hatte kein Glas zuviel
getrunken, weil er aus Erfahrung wußte, daß schon oft nach einer fröhlichen
Nacht ein harter Auftrag gekommen war, der das Äußerste von ihm verlangte.
    Larry konnte von sich sagen, daß er aus eigener Kraft und
im Vollbesitz seiner Sinne einen Wagen hätte steuern können. Doch als
Mitarbeiter der PSA, die in langwierigen Tests nur die Besten aufnahm, legte er
sich     auch im privaten Bereich ein gewisses Maß an
Selbstdisziplin auf.
    Der Gedanke, daß er nach dem Genuß von Alkohol vielleicht
doch in einen Verkehrsunfall verwickelt werden könnte, daß dabei unschuldige
Menschen zu Schaden kämen, erfüllte ihn mit Unbehagen. So manches war schon
geschehen, was später bereut wurde. Aber dann war es eben zu spät. Auch er war
nur ein Mensch, mit allen Fehlern und Unzulänglichkeiten behaftet und was
anderen

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