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1170 - Abgrund unter schwarzer Sonne

Titel: 1170 - Abgrund unter schwarzer Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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machte.
     
    *
     
    Das fremde Raumschiff hatte, grob betrachtet, die Form einer Muschel. Die flache Seite, d.i. die Kante, entlang derer die Muschelschale sich öffnet, bildete den Bug. Die Oberfläche war nicht glatt, sondern mit Unebenheiten übersät, eher wie die Schale einer Auster. Es waren nicht technische Dinge, die den Mangel an Glätte verursachten, sondern Halden und Hügel, scharfkantige Grate und Felsnadeln, Tafelberge und tiefe, gewundene Schluchten. Das alles sah aus wie das Werk eines leicht derangierten Künstlers, wie die Nachbildung eines Teils der Oberfläche eines atmosphärelosen Planeten, eines Mondes womöglich, der für die Besatzung des Schiffes von nostalgischer oder sonst irgendeiner Bedeutung war. Es wirkte alogisch und irreal und warnte mich, daß es nicht leicht sein würde, zu einer Verständigung mit den Fremden zu kommen.
    Der Autopilot der SERRA hatte inzwischen begonnen, ein Signal zu empfangen, das er als Kursanweisung interpretierte. Dem Signal folgend, hielt die Korvette mit geringer Geschwindigkeit auf einen breiten Einschnitt zwischen zwei künstlichen Bergen zu, der im Hintergrund durch eine hohe, senkrechte Wand aus synthetischem Fels abgeschlossen wurde.
    Uns allen war ein wenig unheimlich zumute. Die Besatzung der SERRA, rund fünfzig Frauen und Männer, war allein für das Fahrzeug verantwortlich. Sie würde an Bord bleiben, nachdem die SERRA gedockt hatte. Mir allein blieb es überlassen, mit den Fremden zu verhandeln. In der Felswand öffnete sich ein Spalt. Er gewann rasch an Breite und verwandelte sich in eine quadratische Öffnung von neunzig mal neunzig Metern Fläche. Dahinter gähnte ein mächtiger, höhlenartiger Raum, der von düsterem, gelbrotem Dämmerlicht erfüllt war. Als die SERRA an den Kanten der Öffnung vorbeiglitt, meldete sich der Autopilot. „Ich nehme an, wir sollen hier landen. Das Leitsignal hat aufgehört."
    Der Pilot warf mir einen fragenden Blick zu. Ich nickte. „In Ordnung", sagte der Pilot. „Du kannst landen."
    Sekunden später teilte ein sanfter Ruck uns mit, daß wir aufgesetzt hatten. Wir sahen uns um. Die Szene wirkte gespenstisch. Der Hangar, in dem wir uns befanden, hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit Räumen identischer Funktion, wie wir sie von galaktischen Raumschiffen gewöhnt waren. Hätte ich den Anflug der SERRA verschlafen und wäre jetzt erst aufgewacht, ich hätte geglaubt, wir seien in einer großen Berghöhle gelandet. Die Höhle hatte Platz genug für fünf Fahrzeuge von der Größe einer Korvette. Unser kleines Schiff wirkte ein wenig verloren in der von kantigen Flächen unbearbeiteten Felsens umschlossenen Weite. Die Außentemperatur lag bei sechzehn Grad Celsius, die künstliche Schwerkraft betrug 0,4 Gravo. Die Atmosphäre stand unter einem Druck von knapp 1400 Millibar. Ich versuchte vergebens, mir auszumalen, wie die Welt beschaffen sein müsse, von der die Fremden stammten.
    Der Pilot machte eine stumme Geste in Richtung des Bugbildschirms. Unter einer Gruppe von Stalaktiten, die achtzig Meter lang von der Decke der Höhle herabhingen, war Bewegung entstanden. Zuerst war mir nicht ganz klar, was ich da zu sehen bekam. Ich erblickte flach gebaute, sechsbeinige Geschöpfe, die sich, trägen Eidechsen gleich, über den Boden der Höhle schoben. Aus ihrem Rücken wuchs ein schlanker Aufbau, der mit zwei Armen ausgestattet war. Ich zählte insgesamt acht solcher Kreaturen, und erst als ich feststellte, daß dreien von ihnen der Aufbau fehlte, wurde das Bild ein wenig klarer.
    Die sechsbeinigen Eidechsen waren Transportmittel. Was ich für Aufbauten gehalten hatte, waren Wesen, die sich von den Eidechsen transportieren ließen. Sie ritten auf ihnen!
    Ich holte einen Ausschnitt der Bilder durch Vergrößerung näher zu mir heran. Die Fremden - aufgrund einer Analogie, die sich mir förmlich aufdrängte, betrachtete ich die Reiter als Vertreter der lokalen Intelligenz - waren annähernd humanoid. Ihr Körperbau überraschte durch seine geometrisch exakte Regelmäßigkeit. Der Leib war ein schlanker Zylinder von 1,20 Meter Höhe.
    Ein kurzer Zylinder geringeren Durchmessers bildete den Hals, auf dem ein ebenfalls zylindrischer Schädel von 50 Zentimetern Höhe saß. Arme und Beine waren, soweit ich sah, wenigstens viergelenkig. Die Arme baumelten schlaff herab und waren von beachtlicher Länge.
    Die Beine dagegen hatten die Fremden, da ihre flach gebauten Reittiere mit dem Bauch über den Boden schleiften, an

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