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1171 - Emilys Engelszauber

1171 - Emilys Engelszauber

Titel: 1171 - Emilys Engelszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wir uns nicht zweimal sagen. Dr. Foster ging zur Seite, damit wir den nötigen Platz bekamen. Glenda sah gar nicht glücklich aus. Sie machte ein Gesicht wie jemand, der dabei war, in sein eigenes Unglück zu laufen. Mit einem Seitenblick stellte ich fest, dass wir von Dr. Foster scharf beobachtet wurden.
    Ich bin weder Arzt noch Psychologe. Der gesunde Menschenverstand reichte aus. Und der sagte mir, dass sich in diesem Bau niemand wohlfühlen konnte. Kein Gesunder und erst recht kein Kranker, der hier genesen sollte.
    Als erster Vergleich kam mir eine alte Schule in den Sinn, die noch aus der Jugendstilzeit stand. Auch hier waren die Decken hoch. Das Treppenhaus war breit, die Wände waren grau.
    Schon beim Eintreten musste der alte Gitterlift auffallen, der in der Mitte dieses großen Eingangsbereichs stand und wie ein Käfig wirkte.
    Beim ersten Hinschauen wurde ich an einen Knast erinnert und damit wieder an meinen letzten Fall. Es gab auch Sitzgelegenheiten. Sie gruppierten sich um einen braunen Schreibtisch, auf dem ein dunkles Telefon stand. Die Stühle mit den hohen Lehnen hatten braune Lederpolster. Auch sie passten sich der allgemeinen Düsternis an.
    Glenda, die hinter mir das Haus betreten hatte, schloss die Tür. Sie fiel mit einem leisen Geräusch ins Schloss. Wir selbst wurden von der Ärztin in Ruhe gelassen. Sie war zur Seite getreten, beobachtete uns und stand dort wie ein weiblicher Sergeant, der die Hände hinter dem Rücken verschränkt hielt.
    Das Licht der Kugelleuchten fiel auf den Boden und gab den rotbraunen Steinfliesen einen matten Glanz. Es war sehr still in diesem Bereich. Man hätte meinen können, in ein menschenleeres Herrenhaus eingetreten zu sein. An verschiedenen Stellen malte sich der Lichtschein ab. Er vertrieb einige Schatten und reichte nicht ganz bis an die Fenster heran. Und doch erwischte er einen Stuhl, der etwas weiter von uns entfernt vor einem Fenster stand. Allein, denn es war kein zweiter in seiner Nähe. Es gab keine Sitzecke, und doch sah der Schatten dieses Stuhls anders aus, denn er beulte sich auf dem Boden etwas aus. Das Aussehen entsprach nicht seiner Form.
    Dr. Foster fiel mein Interesse an dem Stuhl auf. Ich hörte, wie sie auf mich zukam und dann neben mir stehen blieb. Von ihr ging ein kühler Geruch aus. Es konnte an der Kleidung liegen, die etwas nach Stärke duftete.
    »Sie wundern sich über den Stuhl, Mr. Sinclair?«
    »Ein wenig.«
    »Dort sitzt jemand.«
    »Warum?«
    »Wollen Sie ihn sehen?«
    »Ja - gern.«
    Sie bedachte mich mit einem skeptischen Blick, bevor sie auf den Platz zuging. Glenda und ich folgten ihr. Ich sah meiner Assistentin an, dass sie etwas sagen wollte, sich aber nicht traute, denn jedes noch so leise geflüsterte Wort wäre in dieser Stille sofort zu hören gewesen.
    Die Ärztin blieb neben dem Stuhl stehen und legte dem dort Sitzenden eine Hand auf die Schulter. Der Mann nahm es hin, ohne sich zu rühren.
    »Amos ist unser Schutz. Er sitzt immer hier. Aber mehr in der Nacht als am Tage.«
    »Schutz?«, flüsterte Glenda.
    »Ja.«
    »Wovor?«
    Gillian Foster lächelte. Da wir nahe herangekommen waren, erkannten wir, dass die Gestalt nicht in einem normalen Stuhl saß, sondern in einem Rollstuhl. Der sich auch drehen ließ, was die Ärztin in die Wege leitete.
    Mit einem leisen Quietschen bewegte er sich. Ein Mann erschien.
    Durch ein leichtes Vorschieben geriet er auch mehr in das Licht. Das blasse Gesicht fiel auf, die grauen dünnen Haare ebenfalls, die Decke, die über den Beinen lag, das dunkle Hemd und die Weste darüber. Das alles war Nebensache.
    Am meisten interessierte uns das Gesicht. Obwohl es nicht allzu hell war, sahen wir sofort, was mit ihm passiert war.
    Der Mann besaß keine Augen mehr!
    Sie mussten ihm ausgestochen worden sein!
    Glenda Perkins stand neben mir. So dicht, dass wir uns berührten. Ich hörte, wie sie scharf den Atem einsaugte, und auch ich war überrascht.
    Das hätte ich nicht erwartet!
    Der Mann wirkte wie eine Puppe. Oder wie ein ausgestopfter Toter. Er bewegte sich nicht, aber er lebte, denn wir hörten, wie er mit leise pfeifenden Geräuschen atmete.
    Ob man wollte oder nicht, man konzentrierte sich automatisch auf das Gesicht. Der Begriff wollte eigentlich nicht passen, denn es war weniger ein Gesicht als eine Maske. Es kam durch die leeren Augenhöhlen.
    »Sie wissen Bescheid?«, unterbrach Gillian Foster das Schweigen.
    »Nicht ganz«, erwiderte ich. »Wer ist dieser bedauernswerte

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