Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1171 - Emilys Engelszauber

1171 - Emilys Engelszauber

Titel: 1171 - Emilys Engelszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
irritiert. Sie strich mit zwei Fingern an ihrem Kinn und am Hals entlang. »Nein, Mr. Sinclair, normal ist das nicht.«
    »Kennen Sie den Grund?«
    Sie schaute mich an. »Etwas muss ihn wahnsinnig aufgeregt haben. Es brachte ihn aus seiner Bahn.«
    Sie brauchte es nicht auszusprechen, denn ich fragte: »Können wir das gewesen sein?«
    »Ich denke schon.«
    »Aber wir sind keine Geister.«
    »Klar. Trotzdem ist sein Rhythmus gestört. Das muss man einfach so sehen, Mr. Sinclair.«
    Dagegen hatte ich keine Einwände. Ich war auch nicht in der Lage, das Gegurgel zu stoppen. Er wurde immer nervöser. Er fuchtelte mit den Händen, ruckte auf seinem Platz vor und zurück und »starrte« mich dabei an.
    Plötzlich streckte er eine Hand vor. Ich sah die helle dünne Haut und wurde an eine Geisterkralle erinnert.
    »Er will Sie, Mr. Sinclair!«
    »Und dann?«
    »Ich habe keine Ahnung. Gehen Sie hin. Er kann nur bedingt laufen. Sie sehen doch, wie er sich müht, aus dem Stuhl zu kommen. Er will Sie in seiner Nähe haben.«
    »Das denke ich auch, John!«, flüsterte Glenda. »Los, geh zu ihm. Vielleicht weiß er mehr.«
    Ich zögerte noch, weil ich aus den Bewegungen lesen wollte. Sie blieben gleich. Er winkte mir mit der rechten Hand zu und bewegte sich dabei hektisch auf dem Stuhl. Es trieb ihn in die Höhe, dann sackte er wieder zusammen. Ununterbrochen strömten mir die gurgelnden Laute entgegen.
    Ich tat ihm den Gefallen und ging auf ihn zu. Schon nach den ersten beiden kleinen Schritten merkte er, dass ich ihm entgegenkam. Er war blind, doch die anderen Sinne mussten übersensibilisiert sein. Jetzt verstand ich auch die ersten Worte.
    »Ja, ja - komm…«
    Es war eine so unwirkliche Situation. In diesem Augenblick fühlte ich mich wie aus dem normalen Leben herausgerissen, um in eine andere Welt zu treten.
    Es dauerte nicht lange, da hatte ich ihn erreicht und blieb so dicht vor ihm stehen, dass ich seine Knie schon leicht berührte.
    Amos spürte es. Er beugte sich vor, und seine Hände umfassten meine Hüften. Sie hielten mich eisern fest. Ich merkte, wie sich seine Fingerkuppen durch die Kleidung bohrten und in die dünne Haut drückten. Ich vernahm dabei auch sein Stöhnen, das nicht lange anhielt und plötzlich stoppte. Dabei wandelte es sich in eine Frage um.
    »Wer bist du?«
    »Nur ein Besucher.«
    Amos legte den Kopf zurück, als wollte er mich anblicken wie ein Mensch, der Augen besaß. Ich sah nur in die dunklen Höhlen hinein. Sie kamen mir vor wie der Beginn von zwei Röhren. Er wollte sprechen, das bekam ich im Ansatz mit. Noch war es nicht zu schaffen. Das hektische Atmen überwog, und dann wanderten die Hände höher. Er hatte ein Ziel. Es lag oberhalb meines Gürtels. Um Amos zu unterstützten, beugte ich mich zu ihm herab. Ich nahm seinen Geruch wahr, der alt und muffig in meine Nase strömte.
    »Du… du… hast was…«
    »Ruhig, Amos. Bitte, seien Sie ruhig.«
    »Was Besonderes.« Wieder glitten die Hände höher und zugleich von den Seiten weg, damit sie sich in der Mitte meines Körpers treffen konnten. Das ungefähr in Brusthöhe. Genau dort hing mein Kreuz.
    Mir war klar, was er wollte. Der Blinde hatte auf Grund seiner starken Sensibilität gespürt, dass ich einen bestimmten Gegenstand bei mir trug, der auf ihn abstrahlte.
    Unter der Jacke trug ich ein graues Hemd. Der Stoff war nicht dick.
    Was sich darunter befand, konnte sehr leicht ertastet werden, und Amos ließ sich nicht davon abhalten.
    Seine Finger bewegten sich an den Umrissen meines Kreuzes entlang.
    Ich sah, wie sie zitterten, und dieses Zittern übertrug sich auf den gesamten Körper.
    Plötzlich hielt er inne. Er hatte das Kreuz umfasst. Ich hörte ihn leise stöhnen. Ein dunkles Geräusch, das recht schnell verebbte und überging in Worte.
    »Du bist da. Ich sehe dich nicht. Ich spüre dich. Und du hast es mitgebracht. Das Kreuz. Ich merke seinen Strom. Seine engelhafte Strömung. Sie ist warm und gesund. Sie tut mir so wahnsinnig gut.« Er schnappte nach Luft. »Ja, ja, jetzt weiß ich, dass die guten Geister eintritt in dieses Haus haben. Sie sind gekommen. Es wird alles gut alles…« Er sprach nicht mehr, denn er hatte sich übernommen. Seine Hände konnten das Kreuz unter dem Hemd nicht mehr halten. Sie sackten ab und landeten mit einem klatschenden Laut auf den beiden Oberschenkeln.
    Ich wollte ihm noch weitere Fragen stellen, aber Amos war weggetreten. Erschöpft hing er in seinem Rollstuhl. Er hatte den Körper zur Seite

Weitere Kostenlose Bücher