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1171 - Emilys Engelszauber

1171 - Emilys Engelszauber

Titel: 1171 - Emilys Engelszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Mensch?«
    Die Ärztin seufzte. »Da haben Sie Recht, Mr. Sinclair. Er ist in der Tat bedauernswert. Ich kann Ihnen versprechen, dass er von uns hier das Gnadenbrot bekommt.«
    Auf Grund der Antwort verzog ich das Gesicht. Glenda konnte nicht an sich halten. »Gibt man das Gnadenbrot nicht irgendwelchen Pferden? Wie ein Pferd sieht er nicht aus. Er ist immerhin ein Mensch, wenn auch gezeichnet.«
    »Ja, das ist er, meine Liebe. Auch wenn Ihnen der Vergleich nicht passt, aber ohne unsere Fürsorge wäre er tot!« Die Foster erklärte dies mit emotionsloser Stimme.
    »Was passierte mit ihm?«
    »Man stach ihm die Augen aus.«
    Glenda schluckte. »Hier?«
    »Ich bitte Sie!«, erwiderte die Ärztin scharf. »Wir haben ihn aufgenommen. Er ist zudem geistig verwirrt. Aber er erfüllt seine Funktion und hat seinen Platz hier im Leben unserer Klinik.«
    »Was ist das für eine Funktion?«, wollte ich wissen.
    »Amos will es so. Es ist sein Platz. Er sitzt fast immer vor dem Fenster.«
    »Obwohl er nichts sehen kann?«
    »Genau.« Sie lächelte und sprach mit einer Stimme weiter, die Überlegenheit mit auf den Weg brachte. »Er braucht auch nichts zu sehen. Er sitzt hier, um die bösen Außengeister zu vertreiben, damit sie nicht hereinkommen können.«
    So etwas hatte ich auch noch nicht gehört und war dementsprechend überrascht. Auch Glenda konnte im ersten Moment nichts sagen. Sie schüttelte nur den Kopf.
    Dann fragte sie: »Wie soll ich das denn verstehen?«
    »Kennen Sie die alte Geschichte nicht?«
    »Nein.«
    »Ihr Ursprung liegt einige Jahrhunderte zurück. Sie wissen vielleicht, dass gerade in den ländlichen Gebieten der Glaube an Geister sehr verbreitet war. Um die abzuhalten hat man Vögel gefangen, die Tiere geblendet und sie dann in einen Käfig gesetzt, der innen im Haus vor dem Fenster stand. Durch ihren sogenannten Gesang sollten die Vögel die bösen Geister vertreiben. Was immer man unter Gesang auch versteht.« Sie lächelte und zuckte die Achseln.
    »Aber dieser Mann ist kein Vogel!«, sagte ich.
    »Gut beobachtet!« Aus der Stimme klang Spott durch.
    »Sitzt er hier und singt?«, fragte Glenda.
    Die Ärztin lachte. »Nein, das nicht. Aber er macht sich schon bemerkbar, wenn er etwas spürt. Besonders in der Nacht, wenn alles dunkel ist. Da hören wir dann seine Stimme. Er flüstert. Er spricht Gebete. Er spürt die Geister ja, wenn sie um das Haus herumstreichen, und er will, dass sie es in Frieden lassen.«
    Ich runzelte die Stirn. »Und das schafft er?«
    »Das weiß ich nicht, Mr. Sinclair. Außerdem dürfen Sie nicht vergessen, wo wir uns hier befinden. Dies ist kein normaler Ort. Wir kümmern uns um kranke Menschen. Wir sind eine Psychiatrie mit nicht nur leichten Fällen. Die Ruhe hier unten würde ich als trügerisch ansehen. In den oberen Etagen ist dies nicht immer der Fall. Da haben wir schon unsere Probleme mit den Patienten.«
    Das nahm ich ihr ohne weiteres ab.
    Ich schaute mir den Mann an. Er saß schweigend auf seinem Rollstuhl.
    Aber er war wach, denn sein Gesicht war uns zugerichtet. Bei einem Schläfer wäre der Kopf möglicherweise nach vorn gefallen. Nicht so bei ihm. Wie angedrahtet stach er vom Hals her in die Höhe, und es bewegte sich nichts in seinem Gesicht.
    »Niemand wollte ihn. Er war einsam. Er war verlassen. Da haben wir ihn aufgenommen. Die kleine Macke können wir ihm schon verzeihen. Amos ist harmlos.« Dr. Foster lächelte und sagte: »Aber seinetwegen sind Sie bestimmt nicht gekommen, denke ich mir.«
    Während Glenda den Mann nicht aus den Augen ließ, übernahm ich das Wort. »Da haben Sie Recht, es geht uns um eine andere…«
    Ich sprach nicht mehr weiter. Der Mann im Rollstuhl, der bisher so unbeweglich gesessen hatte, zuckte plötzlich zusammen. Sein Kopf hob sich noch mehr an. Zugleich schob er auch die Schultern nach oben, und der Mund öffnete sich weit.
    Mit den leeren Augen und dem offenen Mund sah das Gesicht aus wie das eines Toten, der noch einmal nach Luft schnappen wollte, es aber nicht schaffte. Es blieb nicht bei dieser einen Veränderung, denn wir hörten ihn »sprechen«.
    Kümmerliche Laute drangen aus seinem Mund. Manchmal wie ein Krächzen, dann mehr wie ein Singsang. Auf der anderen Seite wie der Schrei nach Hilfe, der sich aber keine Bahn brechen konnte und auf halbem Weg mit einem Würgelaut erstickte.
    »Ist das normal?«, wandte ich mich an die Ärztin, als ich den ersten Schreck überwunden hatte.
    Dr. Gillian Foster war leicht

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