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1172 - Die Macht des Kreuzes

1172 - Die Macht des Kreuzes

Titel: 1172 - Die Macht des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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entgangen.
    Sie hatte sich für die realen Dinge, die um sie herum passierten, nicht interessiert. Auch Vorstellungen hatte sie kaum besucht. Hinter dem Zelt war sie auch nicht oft gewesen, sondern hatte stundenlang im Wohnwagen gesessen und in Büchern gelesen. Auch war sie mit den Gedanken nicht so recht bei der Sache gewesen. Immer wenn sie sich begegnet waren, hatte Mirko den Eindruck gehabt, als wäre sie mit ihren Gedanken ganz woanders. Vielleicht in fremden Welten, von denen sie träumte, und die sie so gern besucht hätte.
    Später, da war sie schon im Teenager-Alter gewesen, hatte Mirko sie als noch geistesabwesender eingestuft. In einer Sommernacht war sie mal draußen zwischen den Wagen gewesen. Ganz allein, und trotzdem hatte sie mit jemandem gesprochen und auch Antworten erhalten, das hatte er den folgenden Bemerkungen entnommen.
    Mirko wollte sie nicht direkt als Spinnerin einstufen, aber seltsam war sie schon und ein wenig unheimlich. Wer sprach denn schon mit Wesen, die man nicht sah?
    Und sie war auch öfter zu den Tieren gegangen. Es gab nur eine Gruppe, und das waren die Panther. Die meisten Mitarbeiter hielten sich von den Raubkatzen fern. Für Emily war dies kein Thema gewesen.
    Immer wieder war sie um die Tiere herumgestrichen, wenn sie sich unbeobachtet gewähnt hatte.
    Aber Mirko war auf der Hut gewesen. Er hatte sie heimlich beobachtet und festgestellt, dass die Tiere vor ihr Respekt, wenn nicht sogar Angst hatten.
    In seiner großen Sorge hatte er darüber mit Harold Winter gesprochen, der schon in jungen Jahren den Zirkus hatte übernehmen müssen. Aber Harry hatte es zu locker gesehen und gemeint, dass er Emily eventuell als Assistentin einsetzen konnte.
    Soweit wollte Mirko nicht gehen. Er hatte nichts mehr gemeldet und sich auch nicht beschwert.
    Dann war die Chefin gestorben. Von diesem Zeitpunkt an musste Emily allein zurechtkommen. Damit hatte sie ihre Probleme. Ihre Veränderung war radikal fortgeschritten. Jeder hatte es bemerkt. Für viele hatte sie den Tod der Frau innerlich nicht verkraften können und war deshalb in einen schon unheilbaren Zustand hineingerutscht.
    Dem hatte sich auch Harold Winter nicht verschließen können. Er benötigte keine Zuträger, denn er hatte selbst Augen im Kopf. Emilys Reaktionen waren immer weniger nachvollziehbar geworden. Sie war manchmal durchgedreht. Sie hatte geschrien und von gewissen Heimsuchungen gesprochen. Sie wartete auch darauf, in den Himmel zu kommen, wo sich ihre Freunde befanden, und sie selbst sah sich als Engel an.
    Immer öfter fiel dieser Begriff. Immer stärker veränderte sich der Mensch Emily. Sie nahm - so sagte sie selbst - das Aussehen eines Engels an und würde sehr bald in andere Regionen entschweben. Genau das brachte Unfrieden in den Zirkus.
    Gebrauchen konnte das niemand.
    Der junge Chef hatte reagiert. Für ihn war Emily White krank, und eine Krankheit musste behandelt werden. Deshalb hatte er dafür gesorgt, dass sie ins Hospital eingeliefert würde, wo man sich um sie kümmerte.
    Alle waren zufrieden. Nur hätte keiner damit gerechnet, dass Emily so schnell zurückkehrte. Obwohl niemand mit Mirko darüber gesprochen hatte, ging er davon aus, dass diese Rückkehr nicht mit rechten Dingen passiert war. Ein paar Tage nur, das brachte einfach nichts. Besonders keine Heilung. Und so machte er sich seine eigenen Gedanken darüber.
    Sie war gesehen worden. Im Zelt war während der Vorstellung das Unglück passiert. Für Mirko stand fest, dass einzig und allein Emily die Schuld daran trug. Nur durch das Eingreifen zweier fremder Personen war der Chef noch am Leben. Die großen Katzen hätten ihn sonst zerrissen.
    Doch Emily White gab es nicht mehr. Sie war weg. Verschwunden, abgetaucht. Hochgefahren zu ihren Engeln, wie immer man es auch sehen mochte.
    Nicht so Mirko.
    Er machte sich seine eigenen Gedanken und ging davon aus, dass Emily das Gelände nicht verlassen hatte. Es gab genügend finstere Stellen, die sie sich als Versteck aussuchen konnte, und es gab noch die Panther in ihren beiden langen Käfigwagen.
    Oft genug war sie in deren Nähe gewesen. So nahm Mirko an, dass sie diese Absicht auch jetzt nicht unterdrückte, eben weil sie nicht ans Ziel gelangt war.
    Auch Mirko kannte sich aus. Er wohnte nahe bei den Tieren. Viele wollten es nicht, weil sie der Geruch störte, aber Mirko machte es nichts aus.
    Er lebte in einem kleinen einachsigen Wohnwagen, der schon ein antikes Alter aufwies. Das störte ihn nicht,

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