1172 - Triumph der Kosmokratin
geisterhafte Flamme ein Stück davon, und die abtrünnige Kosmokratin beobachtete, wie sie beschleunigte und rasch in der Ferne verschwand. Kurz darauf war sie optisch nicht mehr auszumachen, aber sie hinterließ ein deutliches mentales Signal.
Eine Flamme, die psionische Fähigkeiten besaß. Es war ungeheuerlich.
Vishna rief sich die Beobachtung des Virenimperiums ins Gedächtnis, daß eine gravitationsmanipulierte Verbindung vom Grauen Korridor in die Ferne des Weltalls eilte.
Sie konnte nur von der Flamme kommen.
Also ein Beobachter, der seine Wahrnehmungen an einen unbekannten Ort sandte.
„Er ist es!" stieß Vishna hervor. „Der andere! Er will zu mir!"
Sie setzte das Spezialboot in Bewegung und machte sich an die Verfolgung der blauen Geisterflamme.
Der Himmel über Terrania verfinsterte sich übergangslos. Dicke, schwere Wolken zogen auf und legten sich über die veränderte Stadt. Rotgelbe Tropfen lösten sich aus ihnen und fielen rasch dem Boden entgegen. Wo sie auftrafen, lösten sie alle organische Materie auf. Lediglich den Meta-Agenten und den Minierden konnten sie nichts anhaben.
Weiße Wölkchen stiegen auf, und es wurden immer mehr, je stärker der Regen einsetzte. Bald bildeten sich zwei ineinander verschwimmende Schichten aus roten und weißen Schlieren, und die Sicht nahm immer mehr ab. Auch die Orter verloren die Flamme jetzt, und Vishna wandte sich verärgert von den Bildschirmen ab.
„Kontakt mit dem Trabanten!" meldete der Computer. „Die Kopfjäger melden sich!"
Erwartungsvoll nahm Vishna den Bericht entgegen. Die Jäger von Suun waren Chthon dicht auf den Fersen und schalteten gleichzeitig NATHAN aus.
Eines jedoch irritierte Vishna. Die Jäger sprachen von einem zweiten Wesen, das sich auf dem Mond aufhielt. Ihrer Beschreibung nach war es ein Mensch.
Vishnas Gedanken verdüsterten sich. Es war ausgeschlossen, daß einer der Menschen im Grauen Korridor den Folgen des Vishnafiebers und des technomanischen Effekts hätte entkommen können.
Der Fremde, war er der andere?
„Ich kümmere mich darum", sagte sie und beendete den Kontakt. Es konnte nicht der andere sein, denn ihn hätte sie gespürt.
Der rote Regen verschwand von einer Minute auf die andere, und mit ihm verflüchtigte sich auch der weiße Nebel, der aufstieg.
Vishna nahm die Verfolgung der Flamme wieder auf. Sie folgte einer undeutlichen Wärmespur und behielt ihren Abstand vom Zentrum der Stadt bei. Nach einer Weile bemerkte sie jedoch, daß sie damit einem Irrtum aufsaß. Die Flamme hatte sich weiter in die Stadt hineingewagt. Erneut fand sie ihre Spur, und es hatte den Anschein, als steuere die Geisterflamme in immer enger werdenden Kreisen auf das ehemalige HQ-Hanse zu.
Die Kosmokratin schnitt ihr den Weg ab und erwartete sie in unmittelbarer Nähe ihres zukünftigen Domizils. Nicht viel war von den Häusern und Straßen, von den Plätzen und Anlagen übriggeblieben. Alles hatte sich verwandelt.
Am auffälligsten ruhte ihre Burg inmitten der neuen Umgebung, ihr Virenhorst, von dem aus sie die virotronische Vernetzung steuern würde. Der Palast ragte mächtig in die Höhe und war weithin sichtbar.
Auch das gehörte zu Vishnas Plan, daß alles andere kleiner und bescheidener war als der Virenhorst.
Die Elmsflamme kam. Sie trieb über dem Heer der Meta-Agenten heran, und sie bewegte sich oft vom direkten Kurs weg und beschrieb Schleifen und Kurven.
Sie beobachtet! erkannte Vishna, und sie sendet alles hinaus, was sie sieht.
Die Kosmokratin hätte eine Möglichkeit suchen können, den Informationsfluß aus dem Korridor hinaus zu unterbinden. Mit Sicherheit hätte sie auch eine gefunden. Es dauerte ihr nur zu lange. Die Vernichtung des Gebildes aus Mentalenergie war der einfachere Weg.
„Komm nur!" zischte sie und ließ das Spezialboot absinken. Wenn sie die Flamme von unten herauf angriff, kamen die Minierden und die Meta-Agenten nicht in Gefahr.
Die Flamme tänzelte heran. Sie befand sich noch einen halben Kilometer entfernt. Der Abstand verringerte sich zusehends, und bei zweihundert Metern aktivierte Vishna die Gravoschleuder-Automatik. Der Countdown lief ab, und die Automatik wartete auf den endgültigen Befehl.
Dieser jedoch kam nicht. Vishna war nicht mehr in der Lage, ihn zu geben.
Die abtrünnige Kosmokratin hatte plötzlich neben der Mentalaura diese Macht verspürt, die sie so gut kannte. Sie hatte ihre telepathischen Sinne geöffnet, weil sie ganz sicher sein wollte. Und in diesem Augenblick
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