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1172 - Triumph der Kosmokratin

Titel: 1172 - Triumph der Kosmokratin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zu müssen. Er hatte sich damit abgefunden, ein Wrack zu sein, aber der Anblick jagte ihm jedes Mal einen Schauder den Rücken hinab. Er wurde an jene Jahre erinnert, als er herangewachsen war. In der Gesellschaft des zwanzigsten Jahrhunderts hatte er oft genug Gruselfilme angesehen und sich immer gefragt, wie die Filmemacher die ganzen Tricks zuwege brachten. Jetzt war er selbst ein Zombie, ein Ungeheuer, dem das Fleisch aus dem Gesicht gefallen war. Aber er war kein Trick. Er war ein Stück lebendiger Realität.
    Vielleicht ein Stück zu langes Leben, dachte Ellert und machte sich auf die Suche nach Chthon. Er dachte an den Schatten und gab immer wieder gedankliche Botschaften von sich. Chthon reagierte nicht, und Ellert stieg im Antigrav hinauf bis in die Etage, in der sie sich aufgehalten hatten. Er suchte die Kabine auf, doch außer dem zerwühlten Bettzeug fand er nichts.
    Draußen auf dem Korridor war der Interkom noch immer tot. NATHAN hielt den Kontakt mit der Außenwelt nur über ganz bestimmte, ausgewählte Kommunikationsstellen.
    „Etwas muß geschehen!" flüsterte Ernst Ellert rau, während er zum Antigrav zurückkehrte und den Weg zur Oberfläche einschlug. „Es kann nicht mein Schicksal sein, den Untergang der Menschheit tatenlos mitansehen zu müssen!"
    Er erreichte die oberste Etage und stellte mit Hilfe eines holographischen Schemas fest, daß er sich im Ringwall eines Kraters befand. Er suchte eine Mannschleuse auf und betätigte den Mechanismus. Die Luft wurde abgesaugt, das Außenschott öffnete sich.
    Ernst Ellert trat auf den Mondboden hinaus.
    Er befand sich in einem ausgebauten Krater. Vor ihm lag ein großes Landefeld, und er versuchte mit Hilfe seiner Erinnerung die ungefähre Lage der großen Hangarschleuse zu erkennen. Er fand sie nicht mit Sicherheit, und seine Augen begannen zu brennen.
    Leuchtmarkierungen waren keine in Betrieb, NATHAN legte alle Energie in seine Schutzschirme.
    Ellert wandte sich ab. Er strebte dem Kraterwall entgegen, bis er einen der Aufzüge fand, die einen hinaufbrachten auf die Hochfläche, die den Krater umgab. Der Wall erhob sich nur unwesentlich darüber hinaus.
    Ellert gelang es, einen der Aufzüge zu aktivieren. Er fuhr mit einem Ruck an und glitt in einer Schiene aufwärts, bis er an der Bergstation in seine Halterung einrastete. Über eineinhalb Kilometer betrug der Höhenunterschied, und Ellert spürte ein flaues Gefühl im Magen. Wieder schwankte er leicht, während er die Kabine verließ und in den Staub des Hochlands hinaustrat.
    Die Hochländer waren die ältesten Teile der Mondoberfläche. Sie hatten sich durch einen Prozeß gebildet, der magmatische Differentiation genannt wurde. Das ursprüngliche vulkanische Gestein war jedoch im Lauf der Jahrmillionen durch ein ständiges Meteoritenbombardement aus dem All zertrümmert worden, so daß die eigentliche Gesteinsschicht von einem dicken Teppich lauter kleiner bis kleinster Trümmer bedeckt wurde, die in feinsten Staub eingebettet waren.
    Ernst Ellert fragte sich plötzlich, warum er hier heraufgekommen war. Er mußte Chthon finden und nicht die Einsamkeit suchen, wenngleich er auch mit dem Schatten schon einsam genug war. Er wanderte stumm in den Regolith hinaus und starrte fast ununterbrochen in den Himmel hinauf, den er so sehr haßte.
    Die Regenbogenstreifen vor dem verschwommenen Grau hatten sich verändert. Sie liefen allmählich ineinander über, und Ellert sah jenes Gebiet, in dem sie sich trafen. Dort verwischten sie sich, nur ein bleiernes Grau blieb übrig, das wie ein gieriger Schlund wirkte, der sich vor der Erde öffnete.
    Die Reise durch den Grauen Korridor, hatte sie sich beschleunigt? Stand sie vor dem Abschluß? Und was war das Ziel? Wo war es?
    Die Erde hing düster am Horizont des Mondes. Sie ging gerade unter, und Ellert brachte sie ohne Einschränkung mit Vishna in Zusammenhang und dachte, daß der Mutterplanet sich verstecken mußte.
    Wie hatte alles so hoffnungsvoll angefangen. Die Menschen hatten den PSI-TRUST gebildet und eine Pseudoerde geschaffen. Sie hatten den Zeitdamm errichtet und Vishna getäuscht. Bis dieser Maahk aus der Zukunft kam und alles vereitelte.
    Ernst Ellert verwünschte den Maahk in Gestalt eines winzigen Unterseeboots. Während er in beschwingten Sätzen über das Hochland hüpfte, fiel ihm eine alte Melodie über ein Yellow Submarine ein. Er vergaß den Maahk oder verzieh ihm. Wer konnte schon die Zukunft kontrollieren.
    Dann sah Ellert das Leuchten.

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