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1173 - Der irre Doc

1173 - Der irre Doc

Titel: 1173 - Der irre Doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich verändert. Die grauen Schatten der Dämmerung hielten es umfasst. Konturen lösten sich auch. Häuserwände schienen aufeinander zugerückt zu sein. Der Boden erinnerte mich zudem an einen Sumpf, der Teile von ihnen verschlang.
    Natürlich dachte ich an den Mond.
    Mein Blick ging zum Himmel, der sein Wolkenmuster verloren hatte. Klar und deutlich wie eine polierte Fläche lag er vor mir, aber in die Fläche war in der Mitte ein kreisrundes Loch geschnitten worden, damit das hinter ihr liegende Licht hindurchfallen konnte.
    Es war kein Loch, es war der Mond!
    Voll, in einem satten Gelb stand er am Himmel, als wäre er der eigentliche Herrscher über Raum und Zeit. Ein Erdtrabant, über den so viel geschrieben und auch gesungen worden war.
    Ich kannte ihn anders. Ich wusste, welche Kraft in ihm steckte und dachte dabei an die Geschöpfe der Nacht, die sich unter seinen Strahlen besonders wohl fühlten.
    Vampire und Werwölfe. Alle, die anders waren als normale Menschen und auch andere Wege gingen.
    Je länger ich den Mond anschaute, umso mehr festigte sich in mir der Eindruck, dass seine Farbe einer Veränderung unterzogen wurde. Das satte Gelb trat zurück und nahm mehr einen schmutzigen Farbton an. Wie eine Glühbirne, über die Staub gestreut worden war.
    Ich ließ den Mond Mond sein und kümmerte mich um meine eigentliche Aufgabe. Die Türen waren verschlossen. Oder wieder abgeschlossen worden; so genau konnte ich das nicht sagen. Aber es stand fest, dass mich irgendjemand an der Nase herumführte, und das würde ich auf keinen Fall mit mir machen lassen.
    Ich suchte nach einem Leichenschänder, und ich war überzeugt, dass er sich mittlerweile in meiner Nähe aufhielt. Das schrille Lachen war keine Einbildung gewesen.
    Nur die Echos meiner Tritte waren zu hören, als ich die Treppe hinabging und mich wieder meinem Stammplatz näherte. Dabei spielte ich mit dem Gedanken, Suko anzurufen. Es konnte nicht schaden, wenn er mir Rückendeckung gab. Er brauchte ja nicht hineinzukommen, ich wäre auch froh gewesen, wenn ich ihn außen in der Nähe gewusst hätte. Das hatte mit Feigheit wirklich nichts zu tun.
    Der Sitz des Stuhls war genau so hart wie vorher, das Telefon stand noch immer an seinem Platz, und auch die Flasche Gin befand sich nach wie vor in der Schublade. Es hatte sich nichts verändert, aber ich glaubte daran nicht.
    Meine Hand lag schon fast auf dem Hörer, da spielte mir das Schicksal einen Streich. Es wollte nicht, dass ich telefonierte. Ich hörte das harte Klopfen an der Eingangstür, und bevor ich noch etwas sagen konnte, wurde die Tür geöffnet.
    Zugleich legte ich meine Hand auf den Griff der Beretta, aber ich zog die Waffe nicht, denn derjenige, der das Haus betrat, war auch zugleich dessen Besitzer.
    Ich erhielt Besuch von Vernon Walters!
    ***
    Er war ein recht massiger Mensch und dabei nicht sehr groß. Er trat in das Haus hinein, wobei er sich mehr über die Schwelle schob und seinen Bauch zuerst ins Innere streckte.
    Walters trug eine graue Stoffhose, eine helle dünne Jacke, die nicht geschlossen war, sodass mir seine grünen Hosenträger auffielen, die sich straff über Brust und Bauch spannten.
    Zum Körper passte auch der Kopf. Er war massig, aber nicht rund, sondern kam mir eher wie ein weiches Viereck vor, das auf den Schultern saß und auf einen Hals hatte verzichten können. Eine hohe Stirn, fette, leicht schwammige Wangen, schütteres Haar und ein feuchter Mund mit leicht nach unten verzogenen Lippen. Dazu sehr große Augen und ein weiches, wabbeliges Kinn. Die Knöpfe des beigefarbenen Hemds standen so weit offen, dass sein Brusthaar Platz genug bekam, um ins Freie zu quellen. Was auf dem Kopf zu wenig wuchs, spross auf der Brust zu viel.
    Egal ob er sich mit der künstlichen Schönheit von Menschen beschäftigte oder mit der von Leichen, ich fand, dass Walters ein Typ war, der sich selbst in die Behandlung seiner Mitarbeiter begeben sollte, damit sie etwas aus ihm machten. Das Wetter draußen musste ihm nicht bekommen sein, denn er schwitzte und wischte, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, mit einem großen Tuch über sein Gesicht. »Mein Güte, ist das schwül geworden.« Er schüttelte sich. Dabei geriet sein gesamter Körper in Bewegung. »Nein, Mr. Sinclair, das ist kein Wetter für mich.« Er grinste und nahm Kurs auf meinen Schreibtisch. »Freut mich, dass es Ihnen gut geht.«
    »Man gewöhnt sich daran.« Ich wollte aufstehen, aber Vernon Walters winkte

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