1173 - Der irre Doc
gebracht.
Ein Spanner war ich nicht. Ich wollte die beiden auch nicht vertreiben und verschob die Untersuchung des Vans auf später.
Es war eigentlich noch nicht viel passiert, das musste ich zugeben. Andererseits reihten sich die kleinen Vorfälle aneinander, sodass ich immer mehr das Gefühl hatte, es würde sich zu einem mörderischen Ende verdichten.
Auf der neuen Straßenseite fiel mehr Licht nach draußen. Hier wohnten hinter den offenen Fenstern Menschen, die noch längst nicht zu Bett gingen. Es war nach wie vor so verdammt schwül. Manchmal gab es diese Nächte, wenn die Temperatur noch in der Nacht über 20 Grad lag. Da sprach man dann von den berühmten Tropennächten in einer Großstadt. Genau das war eingetreten.
Ich ging dicht an den Hauswänden entlang auf die Kneipe zu, in der mich Eric Lamont erwartete.
Wenn ich ehrlich war, dann musste ich zugeben, mich in ihm getäuscht zu haben. Das war kein alter seniler Spinner. Lamont wusste genau, was er tat, und ich ging davon aus, dass er mich noch nicht mit allem versorgt hatte, was er wusste.
Es war eine kleine Kneipe. Die Eingangstür stand offen. Nebelschwaden drangen nach draußen.
Tatsächlich war es der Rauch zahlreicher Zigaretten. Hinter der Scheibe sah das Licht gelb aus, und die Stimmen, die mir entgegenklangen, gehörten ausschließlich Männern.
Ich betrat den Pub.
Mein Fall war das Lokal nicht. Musste es auch nicht sein. Eine gebogene Theke, hinter der ausgeschenkt wurde. Die Aufgabe hatten zwei Männer übernommen, die nicht nur wie Zwillinge aussahen, sondern es auch waren. Deshalb hieß die Kneipe auch Twins.
Einer bediente die Gäste an den Tischen, der andere blieb hinter der Theke. Es war der mit dem roten Hemd und den blond gefärbten Haaren. Sein Bruder hatte sich den Kopfschmuck pechschwarz färben lassen.
Ich wurde angeschaut und kam mir unter den prüfenden Blicken schon komisch vor. Fremde war man hier in dieser Gegend nicht gewohnt. Zumindest nicht in den Kneipen.
Eric saß an einem Tisch direkt am Fenster. Ich hatte den Laden kaum betreten, da stand er auf und winkte mir zu. Er sagte etwas zu seinen Nachbarn, was wohl mit mir zu tun hatte. Die Männer waren zufrieden und widmeten sich wieder ihren Getränken. Streit hätte ich mit diesen Gestalten nicht gern gehabt.
Eric hatte schon ein Bier für mich bestellt, das gerade serviert wurde, als ich mich setzte.
»War doch richtig - oder?«
»Ja. Die Luft im Hospiz ist verdammt trocken.«
Er lachte und strich über seine Oberlippe. »Davon kann ich ein Lied sinken.« Auch er hatte ein frisches Bier vor sich stehen und auch nicht auf seinen Gin verzichtet. Er hob das Glas an, als ich nach meinem Bierkrug fasste.
»Na denn, auf die Nacht!«
Wir tranken. Es tat gut, den Durst löschen zu können, denn meine Kehle war bereits verdammt trocken geworden. Ich stellte das Glas ab und sagte: »Der Wagen steht dort tatsächlich noch.«
»Habe ich doch gesagt. Ist er leer?«
Auch wenn ich Lamont enttäuschen musste, ich konnte es ihm nicht sagen und erklärte ihm auch den Grund.
»Nun ja, das ist menschlich. Früher war ich auch mal ein flotter Hirsch. Heute bin ich mehr ein alter Ochse. Da kann ich nur noch Onkel werden.« Er lachte über den eigenen Witz, und auch ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Sehr schnell allerdings wurde ich wieder ernst und kam auf das Thema zu sprechen.
»Der Van parkt dort, aber Sie haben nicht gesehen, ob Vernon Walters ausgestiegen ist oder nicht?«
»Ja, das stimmt.«
»Womit ich zur nächsten Frage komme. Was könnte ihn dazu getrieben haben, anzuhalten?«
Eric Lamont zuckte mit den Schultern und schaute mich dabei so treuherzig an, dass ich ihm nicht glaubte.
»Kommen Sie, Eric, Sie wissen mehr. Und ich als Polizist weiß einfach zu wenig. Helfen Sie mir. Das hatten Sie doch vor. Sonst hätten Sie mich nicht angerufen.«
»Ich weiß nicht, ob ich der richtige Partner für Sie bin.«
»Aber Sie wissen Bescheid.«
»Nicht genau.«
»Und was wissen Sie?«
Lamont lehnte sich zurück und schaute schräg gegen die Decke. »Es hat diese Vorfälle bei uns gegeben, das stimmt. Ich denke, dass Walters nicht so ahnungslos ist wie er vorgibt.«
»Denken Sie das nur oder wissen Sie das?«
Er senkte den Blick. »Ich weiß es.«
»Das hatte ich mir gedacht.«
»Ach. Wieso denn?«
»In meinem Job hat man einen Blick für Menschen, Mr. Lamont. Sie hatten auch einen für mich.«
»Kann man so sagen.«
»Dann erzählen Sie mir bitte,
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