1174 - Blut für Ludmilla
war einfach zu markant.
Auch in Ogonin sah ich die leeren Straßen und als einzige Lebewesen Hunde und Katzen, die an schattigen Stellen vor sich hindösten.
Die Kirche lag nicht mitten im Ort. Ich musste mich nach rechts wenden und bekam deshalb auch den Friedhof zu sehen, an dessen alter Mauer ich vorbei fuhr und einen schmalen Weg erreichte, der von grünem Buschwerk flankiert wurde.
Die Kirche war nicht groß. Auf dem viereckigen Turm reckte sich das orthodoxe Kreuz in die Höhe und war auch Anflugstation für zahlreiche Vögel.
So nahe wie möglich fuhr ich an das graue Mauerwerk der Kirche heran, stoppte dann, stieg aus und sah, wie eine alte Frau um die Ecke kam. Sie trug in der rechten Hand einen Eimer und in der linken eine Harke. Die Frau war ganz in Schwarz gekleidet, und ein ebenfalls dunkles Tuch bedeckte ihren Kopf.
Da ich direkt auf sie zuging, blieb sie stehen und schaute mich an. So alt war sie noch nicht, auch wenn das harte Leben ihr Gesicht gezeichnet hatte.
Ich lächelte, um Misstrauen erst gar nicht aufkeimen zu lassen, und kleidete den Namen des Popen in eine Frage.
»Radu?«
Die Frau zwinkerte. Ich wiederholte den Namen.
Da begriff sie. Eine Antwort bekam ich auch. So schnell gesprochen, dass ich kein Wort verstand.
Aber sie deutete an der Kirche vorbei, und da wusste ich Bescheid.
Ich bedankte mich mit einem Lächeln und ging weiter. Auch sie setzte ihren Weg fort, allerdings in eine andere Richtung. Die Mauern der Kirche hatten mir Schatten gespendet. Als ich aus ihm heraustrat, traf mich wieder die volle Kraft der Sonne, was nicht weiter tragisch war, denn das Haus des Popen lag nicht weit entfernt. Ich musste den staubigen Weg nur bis zu seinem Ende gehen.
Der kleine Garten hinter dem Haus brachte kaum eine gute Ernte. Zudem war einiges verbrannt, und die Erde hatte eine bräunliche Farbe.
Es war ein kleines Haus. Mehr ein Hütte. Vor dem Eingang hockte eine Katze in der Sonne. Zur Tür führte keine Treppe hoch; sie schloss ebenerdig ab. Es gab auch keine Klingel oder ein anderes Instrument, mit dem man sich anmelden konnte. Wer den Popen sprechen wollte, der musste klopfen.
Das wollte ich tun, als ich zwei Dinge feststellte. Zum einen war die Tür offen, zwar nur spaltbreit, aber immerhin. Und durch den Spalt hörte ich die Stimmen der Männer.
Radu hatte Besuch.
Das war nichts Ungewöhnliches und hätte mich auch nicht misstrauisch werden lassen, wäre mir nicht der Klang der Stimmen aufgefallen. Er hörte sich aggressiv an. Wenn mich nicht alles täuschte, klangen auch gewisse Stöhnlaute auf.
Das ging nicht mit rechten Dingen zu.
Sehr behutsam drückte ich die Tür weiter nach innen. Dass dies nicht lautlos vor sich ging, ärgerte mich zwar, war aber nicht zu ändern. Allerdings hatte das Geräusch keine Folgen für mich. Die Männer redeten weiter. Es kam niemand, der mich störte.
Ich schob mich in das düstere und auch kühlere Innere des Hauses. Es war eine recht klamme Luft, die mich umgab. Irgendwie roch es auch nach Fett. Vielleicht hatte der Pope für sich das Mittagessen gekocht.
Ich hatte mich nach links wenden müssen und war nicht in einen Flur gelangt, sondern direkt in einen Raum, der als Küche und Wohnzimmer zugleich diente. An der rechten Seite führte eine Stiege in die Höhe und verschwand in einem Loch unter der Decke. Wahrscheinlich schlief der Pope dort oben.
Die Stimmen allerdings drangen aus einem Nachbarraum. Er lag der Stiege gegenüber. Die Tür zu ihm war nicht geschlossen. Sie stand nur zur Hälfte offen, sodass sie mir beim Näherkommen Deckung gab. Ich konnte so nicht gesehen werden.
Auf Zehenspitzen ging ich weiter. Ich zuckte einmal zusammen, als ich ein klatschendes Geräusch hörte. Es kam mir bekannt vor. So etwas entsteht, wenn man einen Menschen schlägt.
Dem Geräusch folgte ein lautes Stöhnen, und da wusste ich, dass ich gerade zum richtigen Zeitpunkt erschienen war. Ich zog meine Beretta, die ich ohne Schwierigkeiten durch den Zoll bekommen hatte. Ich war hier im Land bei gewissen Stellen nicht unbekannt. Vor meiner Reise waren auch einige Telefongespräche geführt worden, um bestimmte Dinge zu regeln.
Mit gezogener Waffe ging ich bis zur Tür vor. Ich brauchte sie nicht weiter zu öffnen, um einen Blick in das dahinter liegende Zimmer werfen zu können.
Die Sonne draußen stand so, dass sie ihre Strahlen durch die beiden Fenster schickte und etwa die Hälfte des Zimmers recht stark erhellten.
Im Schein der Sonne sah
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