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1174 - Blut für Ludmilla

1174 - Blut für Ludmilla

Titel: 1174 - Blut für Ludmilla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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er es wieder in seine Tasche gesteckt und holte es nun hervor. Er hielt die Kette mit zwei Fingern fest. Das Pendel, das in eine ruhige Lage hineingeraten war, bewegte sich plötzlich.
    Es herrschte kein Wind, und auch die Hand des Popen blieb ruhig.
    Trotzdem schwang das Pendel von einer Seite zur anderen. Und ich sah, weil ich gegen den Stein schauen konnte, die Veränderung in den Augen des Vampirgesichts.
    Aus der Tiefe des Steins entwickelte sich eine Röte, die von hinten her in die Augen hineinstieg und dem Gesicht so etwas wie ein schauriges Leben gab.
    Dabei schlug das Pendel immer weiter aus, als wäre es von einer großen Unruhe erfasst worden.
    »Das ist kein normaler Toter - oder?«
    »Nein, Radu!«
    Der Pope trat zurück. Wir hatten beide Englisch gesprochen und waren von den Männern hinten an der Karre nicht verstanden worden. Sie bekamen nur mit, was ich tat.
    Diesmal hielt mich nichts davon ab, die Plane hochzuzerren. Das passierte mit einem heftigen Ruck, denn Rücksicht brauchte ich auf keinen zu nehmen.
    Das graue Material war ziemlich starr. Ich schleuderte es an einer Seite zu Boden und hatte freien Blick auf die Leiche.
    Sie lag auf dem Rücken.
    Die linke Seite befand sich in meinem Blickbereich. Ich schaute nur auf den Hals.
    Dort malten sich die Wunden ab. Sie sahen nicht frisch aus. Das Wasser hatte sie verändert, aber sie stachen wie kleine Blasen von der Haut ab und schimmerten in der Mitte rot.
    Es gab keinen Zweifel.
    Vor uns lag Ludmillas Opfer, ein Vampir!
    ***
    Es sprach niemand. Auch die vier Männer ahnten zumindest, dass hier etwas Unheimliches geschehen war und auch nicht so leicht erklärt werden konnte.
    Neben mir nahm ich eine Bewegung wahr. Der Pope war zu mir gekommen. Er hatte das Pendel wieder weggesteckt. Jetzt galt sein gesamtes Augenmerk dem Toten.
    »Ist er wirklich ein…«
    Ich zeigte auf die Stelle am Hals, wo sich die Bissstellen abmalten. »Das ist der Beweis.«
    Der Pope bewegte seine Hand. Er gab sich und uns zugleich den Segen, dann trat er zurück, als wäre ihm die Nähe des Toten unheimlich. »Was sollen wir denn jetzt tun?«
    »Das überlassen Sie mal mir.«
    »Danke. Aber ich verstehe nicht, dass er einfach nur so liegt. Es gibt doch genügend Menschenblut um ihn herum. Warum greift er uns denn nicht an?«
    »Es fehlt ihm die Kraft.«
    »Wieso denn?«
    »Die Sonne hat ihn geschwächt. Ich kann mir vorstellen, dass er sogar vergeht, wenn er ihr länger ausgesetzt ist. Schauen Sie sich die Haut an. Diese andere Farbe an bestimmten Stellen stammt nicht nur vom Wasser. Ich denke, dass er allmählich in den Zustand der Verwesung hineingleitet. Aber darauf will ich mich nicht verlassen.«
    Radu bewegte seine Hände unruhig über die Kleidung hinweg, um den Schweiß loszuwerden. »Was werden Sie tun? Ihn pfählen?«
    »Nein, nein«, erwiderte ich lachend. »Das überlasse ich meinem Freund Marek. Ich habe andere Methoden.«
    Der Pope wollte nichts mehr fragen und überließ mir das Feld. Er scheuchte auch die vier Männer nicht weg, die uns aus einiger Entfernung zuschauten.
    Ich hätte die Beretta nehmen und mit einer geweihten Silberkugel alles klar machen können. Das wollte ich nicht. Geweihte Kugeln sind zu wertvoll. Mein Kreuz war die Alternative.
    Fünf Augenpaare schauten mir staunend zu, als ich die Kette mit meinem Talisman daran über den Kopf streifte. Niemand sprach ein Wort. Es waren nur die heftigen Atemzüge zu hören, als ich mich über die nackte Leiche beugte.
    Ich wollte noch einen letzten Blick in das Gesicht werfen, bevor ich an die »Arbeit« ging.
    Er lebte.
    Oder er lebte wieder.
    Bisher hatte er die Augen geschlossen gehalten. Plötzlich öffnete er sie, und ich sah zugleich das Zucken der Lippen. Trotz des noch hellen Tages wurde er aus der Lethargie hervorgerissen, und er brachte mir den endgültigen Beweis dafür, dass er zu den Blutsaugern gehörte.
    Als er den Mund öffnete, sah ich seine Zähne.
    Er sah mich.
    Nie war ein Opfer ihm so nahe gewesen. Auch wenn er schwach war, er versuchte es.
    Seine Arme bewegten sich nach oben. Die Hände waren gespreizt. Sie wollten sich an mir festklammern, um mich nach unten in die Nähe seiner Blutzähne zu zerren.
    Dazwischen stand ein tödliches Hindernis - mein Kreuz!
    Es passierte, als er mich vollends packen wollte. Plötzlich berührte das Kreuz seine Stirn. Noch im gleichen Augenblick jagte ein konvulsivisches Zucken durch seinen Körper. Er riss den Mund so weit wie möglich auf, aber

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