1175 - Der Zombie-Doc
aus, dass uns noch ein gewaltiger Stress bevorstand, falls es uns gelang, tiefer in den Fall einzudringen.
Auch eine weitere Durchsuchung brachte keine positiven Ergebnisse, und schließlich atmeten wir auf, als die Türglocke anschlug. Über die Sprechanlage erfuhr ich, dass Tanner unten war. Wenig später ließen wir ihn ein.
Er trug diesmal nicht seinen grauen Anzug, aber auf den Hut hatte er nicht verzichtet. Eine dunkle Hose, ein helles Jackett, das nach Freizeit aussah, und als wir ihn sahen, konnten wir nur noch staunen.
»Habe ich was an mir?«
»Nein, eigentlich nicht. Aber dein Outfit?«
»Ich bin nicht im Dienst«, knurrte er und ließ sich von uns ins Wohnzimmer führen. Mit scharfen Blicken schaute er sich um, während Suko und ich ihm abwechselnd Bericht erstatteten.
Tanner hörte gut zu. Hin und wieder stellte er eine Zwischenfrage, und dann ließ er sich die Tote zeigen. Er war darauf vorbereitet. Trotzdem krampften sich seine Hände zusammen, als er die Leiche auf dem Bett liegen sah. Es dauerte eine Weile, bis er sich zu einem Kommentar durchgerungen hatte.
»Wie bei Wendy Ogden.«
»He«, sagte ich. »So viel ich weiß, hast du den Fall nicht bearbeitet - oder?«
»Das stimmt. Aber ich habe in die Unterlagen geschaut - nach eurem Anruf. Auch sie ist regelrecht…«, er winkte ab. »Nun ja, lassen wir das.«
»Und man hat keine Hinweise auf den Killer gefunden?«, erkundigte sich Suko.
»Leider nein. Es war für die andere Seite perfekt. Nur wissen wir nicht, ob Wendy und Carol von dem gleichen Täter umgebracht worden sind. Da müsste man noch nachforschen, ob es zwischen den Opfern Gemeinsamkeiten gab.«
»Was tat diese Wendy denn beruflich?«
»Moment, John.« Tanner griff in die Innentasche und holte einen dünnen Papierordner hervor. Er klappte ihn auf. Es waren einige Unterlagen über den Fall Wendy Ogden. Seine Kollegen hatten ihm diese Papiere überlassen.
Ob sich Wendy und Carol gekannt hatten, ging daraus nicht hervor. Aber Wendy arbeitete in einer Firma, die mir bekannt vorkam. Ich stolperte über den Namen BIO FUTURE.
Als ich ihn leise aussprach, schauten mich zwei Augenpaare an, und Tanner meinte: »Das hört sich an, als wäre dir die Firma nicht ganz unbekannt.«
»Ist sie auch nicht.« Ich kramte in meiner hinteren Hosentasche herum und holte von dort die Visitenkarten hervor, die ich eingesteckt hatte.
Die Karte der Firma BIO FUTURE war die zweite von oben. »Hier, Freunde, mit der hat auch Carol Morton Kontakt gehabt. Und Wendy war bei ihr angestellt.«
»Als was?«, fragte Suko.
»Sekretärin«, erklärte Tanner.
Wir schwiegen einen Moment, um unseren Gedanken nachzugehen. »Kann eine Sekretärin viel gewusst haben? Sogar zu viel, so dass man sie ausschalten musste?«
Ich hatte die Frage leise gestellt und wartete auf eine Antwort. Es war nicht leicht, sie zu geben.
Tanner sprach ziemlich allgemein. »Wenn sie schlau ist, schon, finde ich. Sie darf sich natürlich nicht zu auffällig bewegen, aber ich denke, dass sich da schon etwas machen lässt.«
»Und was stellt diese Firma her?«, murmelte Suko.
Ich wusste es nicht, gab ihm trotzdem eine Antwort. »Im Zweifelsfall hat es etwas mit der Gentechnologie zu tun, ohne mich darauf versteifen zu wollen.«
»Ja, das kann sein.«
Es war ein Gebiet, vor dem ich einen gewissen Respekt hatte. Mehr noch, sogar eine Furcht, denn damit konnte verdammt viel Schindluder getrieben werden. Nur hatte es keinen Sinn, wenn wir hier herumstanden und diskutierten. Es war wichtig, dass wir die Firma unter die Lupe nahmen. Als ich Sukos Blick sah, da wusste ich, dass er schon einverstanden war, ohne dass wir uns zuvor noch groß absprechen mussten.
»Eines allerdings ist mir ein Rätsel«, sagte ich. »Was hat Luke Donovan damit zu tun? Er berichtete uns von seinen schweren Albträumen. Wie ist es dazu gekommen? Welche Verbindungen gab es zwischen ihm und den beiden Toten?«
»Waren sie befreundet oder sogar intim bekannt?«, fragte Tanner.
»So genau wissen wir das nicht«, gab ich zurück. »Gekannt hat er sie auf jeden Fall.«
»Nun ist er verschwunden«, stellte Tanner fest. »Sie haben ihn mitgenommen, Männer mit Masken vor den Gesichtern, die euch mit Gas lahm legten. Habt ihr schon mal daran gedacht, dass die Firma auch Giftgas herstellt und es dann an Länder verkauft, die es offiziell gar nicht führen dürfen?«
»Haben wir noch nicht«, gab Suko zu. »Aber wir werden es von nun an nicht aus den Augen
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