1175 - Der Zombie-Doc
ließ uns beide aufhorchen. »Wo sind denn Ihre Kollegen, Meister?«
»Es sind keine Kollegen!«, flüsterte er. »Es sind andere Männer. Ich habe nie ein Wort mit Ihnen gesprochen, und ich habe sie auch kaum zu Gesicht bekommen. Sie halten sich nur in den Kellerräumen auf.«
»Trotzdem wissen Sie, wie die Leute aussehen?« Meine Frage hatte einen tieferen Grund, denn ich dachte an die Typen, die uns überfallen hatten. Das waren welche gewesen, die alles verstanden, nur leider keinen Spaß.
»Man sieht und vergisst sie.«
»Genauer!«
Ich erhielt eine Beschreibung, die auf die Kerle zutreffen konnte, die uns in Carol Mortons Wohnung außer Gefecht gesetzt hatten.
Mir fiel auch wieder der Geheimdienst ein. Es war durchaus möglich, dass man Agenten zum Schutz des Mannes abgestellt hatte, um seine nicht ganz astreinen Forschungen zu sichern.
»Mehr kann ich Ihnen über die Leute nicht sagen, verdammt. Das müssen Sie mir glauben.«
»Alles klar. Aber es gibt wohl nicht nur die.«
»Was meinen Sie?« Dem Blick nach zu urteilen, schien er überfragt zu sein.
»Wir haben noch einen anderen gesehen«, erklärte Suko hinter ihm. »Er sah aus wie ein Mensch, doch wir können nicht begreifen, dass er auch einer ist. Ein seltsamer Typ. Schon mehr ein Prototyp einer biologischen Züchtung oder ähnlich.«
»Keine Ahnung.«
»Ich bin noch nicht am Ende.« Suko gab ihm eine exakte Beschreibung der grauen Gestalt.
Ich behielt Freeman dabei im Auge, weil ich auf seine Reaktion wartete. Seinem Gesichtsausdruck entnahm ich, dass er tatsächlich nichts wusste.
»Und? Was sagen Sie?«
»So einen habe ich noch nie gesehen«, flüsterte er. »So einen kann es nicht als Menschen geben, das glaube ich nicht.«
»Verlassen Sie sich darauf, es gibt ihn. Aber etwas anderes. Wenn Sie den Keller schon nicht kennen, sind Sie trotzdem in der Lage, uns den Weg zu beschreiben - oder?«
Er starrte mich an. »Ja«, gab er nach einer Weile des Nachdenkens zu. »Aber Sie werden nicht hineinkommen. Der Zugang ist gesichert.«
»Das dachten wir uns. Wir haben allerdings einen Helfer.«
»Wieso?«
Ich lächelte ihn kalt an. »Sie!«
»Was?« Beinahe wäre er aufgesprungen, aber da war der Druck der Mündung, die ihn weiterhin zwang, auf dem Stuhl sitzen zu bleiben. »Ich soll… ich… ich… kann es nicht.«
»Stellen Sie Ihr Licht nicht unter den Scheffel, Freeman. Es ist doch sehr leicht für Sie. Eine Kleinigkeit. Gesetzt der Fall, hier passiert etwas. Fremde stürmen in diesen Bau. Dann müssen Sie in der Lage sein, dem Professor Bescheid zu geben. Oder nicht?«
»Ja, schon.«
»Wunderbar. Wie machen Sie das?«
»Durch eine Sprechanlage.«
»Noch besser. Genau dort gehen wir hin und probieren es durch. Alarmieren Sie Ihren Chef. Alles andere wird sich dann ergeben.«
Er schaute mich noch immer an wie jemand, der einfach nichts begriffen hatte. »Sie… Sie… irren sich. Der Chef wird nicht kommen. Er lässt sich nicht stören. Er schickt höchstens andere.«
»Seine persönlichen Aufpasser?«
»Ja - glaube ich.«
»Wir bleiben trotzdem dabei«, erklärte ich lächelnd und gab Suko mit dem Kopf ein Zeichen.
»Na, mein Freund, dann steh mal auf. Wir sind schon verdammt gespannt.«
***
Luke Donovan sah das Grauen!
Es war das Grauen in Gestalt des Mannes im weißen Kittel. Von ihm strahlte etwas aus, was Luke noch nie zuvor erlebt hatte. Man konnte es als einen eisigen Dampf bezeichnen, der aber nicht sichtbar war.
Der Mann sagte nichts. Er saß einfach nur da und hatte seine Hände auf die glatte Stahlplatte des Schreibtischs gelegt. Nichts an ihm bewegte sich, und Luke wunderte sich darüber, dass jemand seine Augen so extrem starr halten konnte.
Zugleich fühlte er sich von diesen Augen seziert. Wie von ihnen auseinander genommen. Diese scharfen Blicke drangen in ihn ein. Sie fraßen sich wie eine Säure vor und erwischten auch seine Seele, sodass wohl deshalb dieses verflucht kalte Gefühl entstehen konnte. Als wäre der andere ein Seelenräuber, und zugleich erinnerte er ihn an eine künstliche Figur. Als wäre einem Roboter die Haut eines Menschen übergestreift worden.
Dabei war er ein Mensch. Er konnte sprechen, er konnte sich bewegen, auch wenn er jetzt bewegungslos verharrte.
Vor ihm saß ein Mann von rund 50 Jahren, dessen Gesicht scharf geschnitten war, wobei sich auf den Wangen dunkle Bartschatten abmalten. Das Haar war schwarz und gescheitelt. Er trug keine Brille. Unter dem steif und steril
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