1175 - Der Zombie-Doc
entgegen.
»Bitte, Sie wünschen?«
»Wir möchten zu Dr. Conroy«, erklärte Suko.
Kurze Stille. Dann: »Sind Sie angemeldet?«
»Nein.«
»Der Chef ist nicht da. Es ist Wochenende, das wissen Sie doch.«
Suko spielte seine Rolle gut. Er lachte unbeschwert. Wir hatten uns so gestellt, dass die Kameras nicht gerade in unsere Gesichter glotzen. »Dann muss sich der Doktor aber schnell entschlossen haben, denn er hat uns…«
»Der Chef ist auch Professor. Bitte mehr Respekt.«
»Wissen wir, sonst wären wir ja nicht hier. Es ist wirklich dringend, Mister.«
»Was wollen Sie?«
»Nur etwas abgeben.«
»Ein Paket?«
»Nein. Es ist nur eine Diskette mit wichtigen Daten. Der Professor hat uns ausdrücklich gesagt, dass wir sie ihm nur persönlich abgeben sollen. Daran müssen wir uns auch halten, sonst sind wir unseren Job los. Es ist kein Problem, wenn Sie eben die Tür öffnen und wir die Diskette abgeben.«
Suko hatte durch sein geschicktes Reden den Nachtwächter in Bedrängnis gebracht. Jetzt musste der Mann erst überlegen, wie er sich verhalten sollte. Es dauerte eine Weile. Irgendwie hatte ich auch das Gefühl, dass er uns angelogen hatte, was den guten Professor Conroy anging. Ich glaubte nicht, dass er in der Firma war.
Suko wollte schon wieder schellen, als sich der Mann erneut meldete. »Also gut. Wenn es so dringend ist, dann können Sie die Diskette auch mir geben.«
Suko spielte seine Rolle ausgezeichnet weiter. »Ich weiß nicht, ob der Professor das erlaubt.«
»Entweder mir oder gar nicht!«
Suko seufzte. »Nun ja, es ist Samstag. Wir wollen auch Feierabend haben. Es ist schon okay. Wir lassen Ihnen die Diskette da.«
»Warten Sie einen Augenblick.«
Nach dieser Antwort richtete sich Suko auf und zwinkerte mir kurz zu. Der erste Schritt war getan.
Wir konnten nur hoffen, dass auch der zweite folgte. Für uns war es zunächst wichtig, in die Firma hineinzugelangen. Alles Weitere würde sich dann ergeben.
Ich versuchte wieder, durch die Glastür zu schauen. Dahinter war es nicht besonders hell. Ich sah, dass sich dort der Eingangsbereich ausbreitete und der Boden von einem hellgrauen Belag bedeckt war. Auch glaubte ich, die Umrisse eines Pults zu sehen, hinter dem sich normalerweise ein Empfangschef oder - wie in diesem Fall - auch der Nachtwächter aufhalten konnte.
Das war aber nicht der Fall. Er kam von der rechten Seite. Zuerst war er nur ein Schatten, der durch das Zwielicht wanderte. Sekunden später nahm er Gestalt an, und dann erschien er vor der Tür. Seine Gestalt spiegelte sich noch leicht verzerrt im Glas. Er brauchte keinen Schlüssel, um die Tür zu öffnen. Er tippte einen Code ein, dann hörten wir ein leises Knacken. Beide Türhälften glitten zu verschiedenen Seiten hin weg, sodass wir freie Bahn hatten.
Wir drängten uns hinein. Der Nachtportier wich zwei Schritte nach hinten.
Genau das hatten wir gewollt. So war der Weg endlich frei für uns. Die Tür hinter uns blieb offen.
Wir sahen ihn zum ersten Mal aus der Nähe. Auch wenn er recht soldatisch aussah, erlebten wir auf seinem Gesicht den Ausdruck von Unsicherheit. Ihm schien ein Licht aufzugehen, dass wir nicht gerade wie zwei Boten wirkten.
Der Mann dachte an seinen Job und fragte: »Was ist jetzt mit der Diskette?«
Diesmal sprach ich mit ihm. »Es tut mir leid, aber die habe ich leider nicht.«
»Bitte?«
»Es war eine Ausrede.«
Mit dieser Aussage konfrontiert zu werden, verschlug ihm einfach die Sprache. Er schnappte nach Luft. »Verdammt noch mal!«, rang er sich schließlich ab. »Verschwindet. Haut ab, und zwar sofort!«
Er griff noch nicht zur Waffe, aber ich hatte meinen Ausweis hervorgeholt. Er las das Dokument recht lange und überlegte sich wahrscheinlich das weitere Vorgehen.
Schließlich reichte er mir den Ausweis zurück und sagte: »Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?«
»Nein.«
»Das dachte ich mir!«
»Es ändert nichts daran, dass wir den Professor sprechen müssen. Ist das klar?«
»Er ist nicht da! Sie können nicht mit ihm reden.«
»Aber wir möchten uns davon gern selbst überzeugen«, gab ich lächelnd zurück.
»Ausgeschlossen. Sie müssen mir schon glauben!«
»Und das schaffen wir leider nicht!«
Er wusste nicht, was er sagen sollte. Er war ins Schwitzen gekommen. Und das, obwohl es in der Halle recht kühl war, wofür eine Klimaanlage sorgte. Seine Blicke trafen nicht nur uns, sie glitten auch an uns vorbei, als wäre er dabei, irgendwo Hilfe zu suchen. Mit dem
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