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1176 - Die Nichtwelt

Titel: 1176 - Die Nichtwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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überholte und schwebte gleich darauf dicht neben ihr mit angepaßter Geschwindigkeit dahin.
    „Willkommen auf meiner Welt!" schrie er. „Ich bin Stronker!"
    „Ich bin Lavorees!" schrie sie zurück und streckte ihre linke Hand nach ihm aus.
    Er ergriff sie und musterte Lavorees Gesicht.
    Freundlich und abwartend erwiderte sie seinen Blick: schwarze, mandelförmige Augen mit einem goldenen Glitzern in einem ovalen, samthäutigen, nußbraunen Gesicht. Eine schwarze Locke ragte vorwitzig unter dem Helm hervor und flatterte über der Stirn.
    Stronker schätzte das Alter der Frau auf vierzig Jahre. Ihre schwarze Virenrüstung lag so eng an wie ein Surfanzug und betonte ihre Körperformen: schlank, aber nicht zu schlank, muskulös, aber nicht zu muskulös.
    Der Anblick verwischte sich zu einem Schemen, als sie in einen Wolkenturm glitten und Schleier kondensierten Wasserdampfs zwischen ihnen dahinwirbelten.
    Der Psioniker bemerkte, daß die Spitzen ihrer Jets sich gleichzeitig schräg nach unten geneigt hatten. Sie würden irgendwo unter den Wolken landen. Aber die Bewölkung würde sich vermutlich nicht lange halten. Stronker hatte gesehen, daß ihre Obergrenze die Sperrschicht einer Inversion erreicht hatte, und er konnte keine Thermik spüren, die sie weiterhin von unten mit Wasserdampf versorgen würde. Eigentlich war es seltsam, daß diese Vorgänge denen auf der richtigen Erde so sehr ähnelten, aber das gehörte wohl zur Stabilisierung der Virochips.
    Als sie unterhalb der Wolkendecke wieder ins Freie kamen, breitete sich unter ihnen eine in flachem Bogen geschwungene Kette von Inseln aus, die sich von Ost nach West erstreckte. Der Ausschnitt verkleinerte sich rasch, weil sie zügig tiefer gingen, aber Stronker hatte die Gegend als südliches Indonesien erkennen können.
    Schweigend schwebten sie auf ein kleines Eiland zu, vor deren Südküste sich langgezogene Wellen in weißschäumender Brandung brachen. Es mußte die Timor-See sein - oder jedenfalls ihre erscheinungsmäßige Entsprechung.
    Als die beiden Jets auf dem hellen Sand des Strandes ausglitten, lösten sich die Wolken auf. Klares Blau spannte sich über Land und Meer.
    Lavoree nahm ihren Helm ab und schüttelte ihr langes, schwarzes, langgelocktes Haar aus.
    Stronker nahm ebenfalls seinen Helm ab und lockerte sein hellblondes Haar mit den Fingern auf.
    „Ich habe nicht mal einen Kamm", stellte er lächelnd fest. „Wie bist du hier hergekommen?"
    Im nächsten Moment preßte er erschrocken die Lippen zusammen. Wie konnte er so eine Frage stellen? Er wußte doch, daß es auf jeder Minierde nur einen einzigen Menschen gab. Nur so etwas wie Zauberei konnte einen zweiten Menschen auf einen schon besetzten Virochip bringen. Aber dann konnte dieser zweite Mensch ebenso plötzlich wieder verschwinden. Und ihm wurde klar, daß das nicht geschehen durfte, denn zum erstenmal in seinem 114 Jahre zählenden Leben hatte er sich unsterblich verliebt.
    „Ich würde gern hier bleiben, wenn du nichts dagegen hast", sagte Lavoree.
    „Aber wie könnte ich!" rief Stronker hastig. „Ich bin ja froh, daß du hier bist."
    Verlegen sah er sich um.
    Was konnten sie tun? Es gab weder Baum noch Strauch, weder eine Hütte noch ein Zelt in der Nähe.
    „Schwimmen wir?" fragte Lavoree.
    Beinahe hätte sich der Psioniker mit der Hand an die Stirn geschlagen. Warum war er nicht selbst darauf gekommen? Was gab es Besseres als Schwimmen an einem heißen Tag am Strand eines Ozeans?
    Als er sich nach ihr umdrehte, sah er, daß sie ihre Rüstung bereits abgelegt hatte und nackt in die Wellen lief. Er folgte ihrem Beispiel. Wenig später tummelten sie sich in der Brandung, neckten sich und lachten.
    Später schwammen sie zum Strand zurück, legten sich in den warmen Sand und ließen ihre Körper von der angenehm heißen Luft trocknen. Anschließend legten sie ihre Rüstungen wieder an, stiegen auf ihre Jets und schwebten dicht über das Land, bis die die Häuser einer Feriensiedlung entdeckten. Ohne ein Wort zu verlieren, hielten sie darauf zu.
    Und einige Stunden danach wachte Stronker Keen auf, weil er glaubte, eine Stimme gehört zu haben, die ihn gefragt hatte, ob er bereit sei, für längere Zeit ständig vernetzt zu bleiben, um den anderen Menschen als Ansprechpartner zu dienen.
    Er blickte auf Lavoree, die ruhig atmend und mit geschlossenen Augen neben ihm lag.
    „Ich bin bereit, solange Lavoree bei mir bleibt", flüsterte er.
    Lavoree schlug die Augen auf und lächelte ihn

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