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1177 - Der Junge von Case Mountain

Titel: 1177 - Der Junge von Case Mountain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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eine Handvoll Immuner geben würde.
    Im Verlauf des Epikur-Syndroms und während des Diadem-Kreuzzuges hatte es eine wohldefinierte Gruppe von Immunen gegeben: die Träger der Armadaflamme. Perry Rhodan, Nachor von dem Loolandre, Jercygehl An und seine zweieinhalbtausend Cygriden - keiner von ihnen hatte sich an der Völlerei beteiligt oder den Drang gespürt, sich dem Feldzug zur Befreiung von Freiheit und Gerechtigkeit anzuschließen. Aber diesmal waren die Grenzen nicht so scharf gezogen. Auch die Flammenträger empfanden die Notwendigkeit, sich an Augenblicke der Unlauterkeit zu erinnern. Im Augenblick fühlten sie sich noch nicht veranlaßt, Taten zu begehen, die jene der Vergangenheit an Bösartigkeit übertrafen. Aber wie lange mochte das noch währen? Perry Rhodan ertappte sich mehrmals dabei, wie er in sich hineinhorchte und zu ermitteln versuchte, ob sich im Hintergrund seines Bewußtseins eine neue, fremde Motivation bilde. Inzwischen zergrübelte er sich das Gehirn und suchte nach dunklen Stellen in seiner Vergangenheit.
    Unter diesen Umständen war es kein Wunder, daß seine Vorbereitungen zur Ergreifung des Projektor-Diebes langsamer voranschritten, als es unter anderen Umständen der Fall gewesen wäre. Die Kommandostruktur an Bord des Flaggschiffs hatte zu zerbröckeln begonnen. Rückhaltloser Verlaß war nur noch auf die Roboter. Mitgliedern der Besatzung, selbst so hervorragenden wie Jen Salik, Waylon Javier oder den Mutanten, konnte nicht mehr getraut werden, auch wenn sie bislang noch kein Symptom des Induzierten Schuldkomplexes zeigten. Und die Flammenträger, die plötzlich nur noch einen Teil ihrer Immunität besaßen, waren nur so weit zu gebrauchen, wie sie von der selbstquälerischen Suche in der Erinnerung abgelenkt werden konnten.
    Eine besondere Rolle spielte Gesil. Sie trug keine Flamme und war somit der vollen Wucht des Schuldkomplexes ausgeliefert. Aber ihre Erinnerung reichte klar und eindeutig nur acht Monate weit zurück - bis zu jenen Tagen kurz vor dem Angriff des Sonnenhammers auf BASIS-ONE, als es plötzlich wie eine dunkle, schwere Bürde von ihr gefallen war und sie zum ersten Mal begriffen hatte, was es bedeutete, sich selbst als Individuum zu verstehen. Davor lag das Halbdunkel jener Zeit, in der ihr Bewußtsein zweioder dreifach gespalten zu sein schien. Aus dieser Epoche besaß sie nur noch undeutliche Erinnerungen, die oft einander widersprachen. Sie wußte jedoch noch von der Begegnung mit Atlan und der SOL im Raumsektor Varnhagher-Ghynnst der Galaxis Vayquost. Sie hatte den ersten Eindruck erzeugt, der in ihrer Erinnerung noch überlebte.
    Davor war alles finster. Gesil empfand den Zwang, sich an die Vergangenheit zu erinnern und jener Vorfälle bewußt zu werden, bei denen sie gegen das Gesetz - was immer das sein mochte - verstoßen hatte. Aber es kam aus Mangel an Substanz keine Erinnerung zustande. Somit bestand keine Gefahr, daß sie zu lügen, zu rauben oder zu morden beginnen würde.
    Perry hatte inzwischen angeordnet, daß das Sondenlabor, in dem das Diebesgut gefunden worden war, optisch überwacht wurde. Die Festnahme des Diebes behielt er sich selbst vor. Es gab keine Gewähr dafür, daß der Dieb allein arbeitete. Perry stellte eine Gruppe zusammen, die außer ihm Gesil, Nachor von dem Loolandre, Jercygehl An und drei Roboter umfaßte. Als sie aufbrachen, waren seit dem Augenblick, als er die Tür des Prüfstands öffnete und die Diebesbeute vor sich sah, fast drei Stunden verstrichen.
     
    *
     
    Arnulf Höchstens spürte den Drang überhandnehmen. Auf Schleichwegen bugsierte er die Schwebetrage zum Beiboothangar, aber immer öfter hielt er unterwegs an, um nachzudenken, um zu überlegen. Krampfhaft suchte er in seinem Gedächtnis nach Ereignissen der Vergangenheit, die bewiesen, daß Chmekyr recht hatte, daß jeder Mensch, jedes intelligente Wesen auf dem Grund seiner Seele den Hang zur Unlauterkeit mit sich herumtrug.
    Man tat dem Sondenspezialisten kein Unrecht an, wenn man den bisherigen Lauf seines Lebens eintönig nannte. Arnulf Höchstens hatte nur selten Gelegenheit erhalten, sich auszuzeichnen - im Guten wie im Bösen. Als Heranwachsender hatte er manchmal gelogen, aber an die Einzelheiten der Vorfälle, bei denen er der Wahrheit die Unehre gegeben hatte, erinnerte er sich nicht mehr. Er war niemals mit dem Gesetz in Konflikt gekommen. Sosehr er sich auch anstrengte, es fiel ihm nichts ein, womit sich Chmekyrs Anspruch in seinem Fall hätte

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