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1177 - Der Weg in die Unterwelt

1177 - Der Weg in die Unterwelt

Titel: 1177 - Der Weg in die Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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in einem Nachen über den Fluss Styx gefahren hatte.
    Das konnte kein Zufall sein, oder?
    Ich kämpfte mich durch die hinderlichen Pflanzen vor, bis ich das flache Boot erreicht hatte. Es war leer. Das alte Holz hatte sich mit Feuchtigkeit vollgesogen, aber das Boot ging zumindest nicht unter.
    Außerdem war es an einem Stegpfosten vertäut worden. Um es frei zu bekommen, musste ich nur den Knoten lösen, dann war alles klar.
    Irgendwie fühlte ich mich besser. Zumindest würden Bill und ich eine Chance haben, über den See fahren zu können, und das sorgte für eine gewisse Zuversicht. Ich dachte dabei an alles, nur eben nicht an Aufgabe.
    Ich ging den Weg wieder zurück, kletterte auf den Steg und betrat das Bootshaus.
    Mein Freund Bill hockte auf dem Deckel der Truhe. Er schaute hoch, als sich meine Gestalt vom Dämmerschein zwischen den Wänden abhob. »Was hast du denn noch gemacht?«
    »Ich habe gesucht und gefunden.«
    »Und was?«
    Ich deutete mit den Daumen gegen die Planken. »Du wirst es kaum glauben. Ich fand einen Nachen. Er war unter dem Steg vertäut. Sogar eine Stange ist vorhanden.«
    Er schnickte mit den Fingern und meinte: »Das würde doch bedeuten, dass wir den Nachen benutzen können, um über den See zu fahren.«
    »Wenn es nötig ist, schon.«
    »Und es wird nötig sein, meinst du?«
    »Bestimmt.«
    »Aber du weißt nicht, was dahinter steckt?«
    »Nein, leider nicht. Aber ich sage dir, Bill, wir kriegen das raus. Die verfluchten Skelette werden nicht gewinnen, das schwöre ich dir hier auf der Stelle.«
    »Sie haben schon gewonnen, John.« Bill teilte meinen Optimismus nicht. »Sie haben Melody.«
    »Wir holen sie zurück.«
    »Wie denn? Oder als was denn? Als Skelett?«
    Ich wiegelte ab. »Noch steht nicht fest, dass sie zu einem Skelett geworden ist.«
    »Aber ihre Mutter.«
    »Sie ist beides, Bill. Skelett und Mensch. Es muss mit dem Nebel zusammenhängen, das ist mir schon klar, aber wie es genau abläuft, werden wir herausfinden.«
    »Hoffentlich als Menschen und nicht als lebende Knochenmänner. So möchte ich Sheila nun wirklich nicht unter die Augen treten. Es wäre auch für sie nicht angenehm, neben einem Skelett schlafen zu müssen. Und getrennte Schlafzimmer haben wir bisher immer abgelehnt.«
    Ich grinste, denn ich war froh, dass er seinen Humor behalten hatte. Sekunden später wurde ich wieder ernst. »Wir sollten auf alles vorbereitet sein.«
    »Gut. Und was bedeutet das?«
    »Dass du mir dabei helfen könntest, den Nachen in das freie Wasser zu schieben.«
    Er verdrehte die Augen. »Du verlangst wirklich eine Menge von mir. Bekommt man da nicht nasse Füße?«
    »Sogar noch mehr.«
    »Dann lass uns gehen.«
    ***
    Es war wirklich kein Problem, den Nachen vom Pfosten zu lösen und ihn dann nach vorn zu schieben. Das Boot war schwer, auch träge. Es besaß keine schnittige Form. Man konnte es praktisch als ein ausgehöhltes Viereck sehen oder wie eine Pfanne, die auf eine rechteckige Kochplatte passte.
    Ich schob ebenso wie Bill. Die Wellen bereiteten uns keine Schwierigkeiten, nur die Pflanzen scheuerten an den Bordrändern und setzten uns einen gewissen Widerstand entgegen.
    Schließlich schaukelte der Nachen außerhalb des Bootshauses auf der Oberfläche. Ich hatte die Fährstange auf dem Boden liegen gelassen. Wir brauchten sie erst, wenn wir den Nachen geentert hatten.
    Das taten wir hintereinander. Es war schon ungewohnt, sich auf der schwankenden Platte zu halten, da hatten wir in der Hocke eine bessere Position.
    Bill schaute mich von der Seite her an. Er war bereits in die Knie gegangen. »Noch eine kurze Frage. Willst du wirklich mit dem Ding hier über den See fahren?«
    »Ja, warum nicht?«
    Er zeigte ein säuerliches Grinsen. »Ich habe ja nichts gegen Boote, aber das hier sieht mir mehr nach einem Floß aus. Und den Beruf des Flößers habe ich noch nie gemocht.«
    »Sei flexibel.«
    »Bin ich immer.« Er fluchte plötzlich, weil er aufgestanden war und Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht bekam. Erst als er mit Händen und Knien Halt fand, atmete er auf.
    Ich lachte leise, obwohl ich ebenfalls Probleme mit dem Gleichgewicht hatte. Aber ich hatte mir die Stange gegriffen und in das Wasser getaucht.
    Allmählich kam der Nachen wieder zur Ruhe. Das Schaukeln hörte auf, und ich war in der Lage, einen Blick über das Wasser zu werfen. Es interessierte mich auch deshalb, weil das Licht des Tages allmählich verschwand und sich eine fahlbleiche Dämmerung ausbreitete,

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