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1177 - Der Weg in die Unterwelt

1177 - Der Weg in die Unterwelt

Titel: 1177 - Der Weg in die Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auf das Wasser, in dem zwar noch die Knochen schwammen, aber allmählich dabei immer tiefer sanken, um sich auf dem schlammigen Grund zu sammeln. Es war schon ein gespenstisches Bild, weil sie auf mich den Eindruck machten, als würden sie sich langsam auflösen, so als wäre das Wasser zu einer Säure geworden.
    Ziemlich ratlos standen wir auf dem kurzen Stück Steg vor der Hütte. Es war mehr ein breiter Rand.
    Unter uns schwappte das Wasser in die nahen Ufergewächse hinein. Knochen sahen wir keine mehr.
    Die Tiefe des Sees hatte sie alle verschluckt.
    »Sag was, John!«
    »Nein!«
    »Scheiße!«, fluchte Bill. »Wir haben Melody verloren. Wir haben gesehen oder du hast gesehen…«
    »Es war Nebel da, Bill. Aber ich konnte hineinschauen.«
    »Gab es die blonde Frau?«
    »Sicher.«
    »Und dann verschwand sie plötzlich im Nebel.«
    »Nicht ganz.«
    Er blickte mich überrascht an. »Wieso? Habe ich mich mit meiner Beobachtung geirrt?«
    »Nicht unbedingt, Bill, sie löste sich auf.«
    Er sagte nichts. Aber sein Blick war ungläubig und starr geworden. »Moment mal, John. Sie… sie…«
    »Ja, sie löste sich innerhalb des Nebels auf. Das heißt, es verschwand nicht der gesamte Körper. Er geriet nur in das Stadium der Veränderung. Melodys Mutter wurde zum Skelett. Das konnte ich noch sehen, bevor das Boot verschwand.«
    »0 Gott«, flüsterte der Reporter. »Dann hat Melody ja doch irgendwie Recht gehabt. Und ihre Träume stimmten.«
    »So sehe ich das auch.«
    Bill drehte sich auf der Stelle. »So weit, so schlecht, John. Jetzt sag mir nur noch, was wir unternehmen sollen. Keiner von uns denkt daran, diese ungastliche Stätte zu verlassen, aber ich weiß auch nicht, was ich hier unternehmen soll.«
    »Warten!«
    »Sehr schön. Auf wen?«
    »Zunächst mal auf die Dunkelheit. Wir werden uns auch zeigen. So wie sich Grace Turner gezeigt haben muss. Und ich kann mir vorstellen, dass sie erscheinen.«
    »Im Dunkeln?«
    »Ja, wie in den Träumen beschrieben.«
    Mein Freund raufte sich die Haare, während er nachdachte. »Und dann, kann ich mir vorstellen, werden wir möglicherweise das Gleiche tun wie auch Grace Turner. Wir steigen in das Boot und lassen uns vom Fährmann in den Nebel und in die Unterwelt rudern. Ist das korrekt?«
    »Ja!«
    Er gab mir keine Antwort mehr. Stattdessen drehte er sich um und verschwand in der Hütte.
    Obwohl ich fror, blieb ich noch stehen und schaute über das geheimnisvolle Gewässer. Da die Sonne tiefer gesunken war und den Himmel bereits eingefärbt hatte, war auch mit dem Wasser an der Oberfläche eine Veränderung vorgegangen. Es fehlten die hellen Flecken. Es war noch dunkler geworden und schien überhaupt keinen Grund mehr zu besitzen, sondern in der Unendlichkeit zu verschwinden.
    Meine Gedanken drehten sich um Melody und ihre Mutter. Ich hatte beide gesehen, und beide waren verschwunden. Ich zerbrach mir den Kopf darüber, wo sie wohl sein konnten. So sehr ich mich auch anstrengte, zu einer Lösung kam ich nicht.
    Wer immer auf der anderen Seite die Fäden in den Händen hielt, er musste wissen, dass wir uns in der Nähe befanden und so schnell nicht verschwinden würden.
    Ich spielte auch mit dem Gedanken, die nahe Uferregion nach einem Boot abzusuchen. Wenn es schon so etwas wie ein Bootshaus gab, dann lag es auf der Hand, dass hier irgendwo auch ein Boot zu finden war. Da Bill sich nicht zeigte, machte ich mich allein auf den Weg. Ich ging zurück, bis ich den Steg erreicht hatte und sprang von dort in das flache Wasser.
    Diesmal stand ich nur bis knapp zu den Knien darin. Ich konnte unter den Steg schauen und entdeckte zunächst mal nichts. Nur Pflanzen, die durch kleine Wellen geschaukelt wurden. Auch ein paar Blätter, und zudem hatte ich Frösche gestört, die rasch aus meiner Reichweite flüchteten.
    Unter dem Steg war es ziemlich finster. Ich duckte mich noch tiefer und gab dabei Acht, nicht mit dem Kopf über das Holz zu streifen. Sogar die Lampe nahm ich zu Hilfe. Der helle Kreis bewegte sich von links nach rechts. Er traf die Pflanzen, er traf das Wasser, sodass helle Reflexe entstanden, und er traf tatsächlich ein Boot, das hier unten vertäut war. Es schaukelte leicht hin und her. Es war ein flacher Kahn, mehr ein Nachen, auf dem auch eine Stange lag, die dem Transport über das Wasser diente.
    Ein Boot zu finden hatte ich irgendwie erwartet. Nur keinen Nachen. Und er erinnerte mich wieder an den Fährmann aus der griechischen Mythologie, der die Seelen der Toten

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