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118 - Der Unersättliche

118 - Der Unersättliche

Titel: 118 - Der Unersättliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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hinunter? Ja, jetzt bin ich sicher. Ich habe ihn in die Richtung gehen gesehen, in die auch Marcia verschwunden ist."
    „Marcia? Und wer noch?" fragte Keller alarmiert. Er stellte fest, daß die Frau keine Raffia-Schnüre trug.
    „Was weiß ich? Ich kümmere mich nicht um alles…"
    Keller eilte weiter. Am Strand war nicht mehr viel los. In einem morschen Fischerboot schmuste ein Liebespaar. Keller leistete sich einen zweiten Blick und stellte fest, daß auch dieses Mädchen kein Raffia-Schnüre trug.
    Überhaupt trug keines der noch anwesenden Mädchen diese Art von Schmuck. Jene, die sich mit Raffia-Schnüren schmückten, waren alle wie vom Erdboden verschwunden…
    Keller erreichte eine Stelle, wo die Pflanzen bis ans Meer wuchsen. Das Wasser war an dieser Stelle zu tief, als daß er es hätte durchwaten können. Er glaubte schon, umkehren zu müssen, als er ein Geräusch hörte.
    Er untersuchte das Dickicht genauer und entdeckte einen Pfad, der fast zugewachsen war. Er drang ein Stück auf diesem Pfad vor und stellte fest, daß er sich nach einigen Metern verbreiterte. An den frisch abgehauenen Ästen der Sträucher erkannte er, daß der Pfad erst wenige Tage alt war.
    Hatte ihn Lonrival eigens für seine Mädchen geschlagen? Und wohin führte er?
    Keller hörte vor sich helles Mädchenlachen. Dann erklang eine tiefere Stimme, die Tonio gehören konnte.
    „Tonio", rief Keller aus Leibeskräften. Er lauschte.
    Wieder ertönte das silberhelle Lachen eines Mädchens. Zweige knackten.
    „Kümmere dich nicht um ihn, Tonio… Er ist nur neidisch."
    War das Lisa, die das gesprochen hatte?
    „Kommt, Mädchen, kommt. Ich will euch mal zeigen, wozu ein richtiger Mann imstande ist…" Keller hielt die Hände wie einen Trichter an den Mund und rief wieder einige Male hintereinander Tonios Namen. Aber er bekam keine Antwort. Er lief weiter. Endlich schimmerte Mondlicht durch die Äste. Der Wald lichtete sich.
    Vor ihm öffnete sich eine halbmondförmige Bucht, mit einem breiten, fast weißen Sandstrand. Keller sah drei Gestalten, zwei Mädchen und einen Mann. Sie hielten einander an den Händen und drehten sich. Jetzt umarmte der Mann eines der Mädchen, während das andere sich hinter ihn stellte. Keller sah, daß sie eine Raffia-Schnur von ihrem Arm löste und sie dem Mann blitzschnell von hinten über den Kopf legte.
    Der Mann taumelte mit einem kehligen Schrei zurück. Der Schrei erstickte. Über seine Lippen kam nur noch ein Röcheln. Der Mann ging in die Knie und versuchte, die Schnur, die sich um seinen Hals gelegt hatte und sich immer fester zog, zu lösen. Aber er hatte nicht mehr die Kraft dazu. Schließlich fiel er nach hinten in den Sand. Seine Glieder zuckten noch.
    Der Mondschein fiel auf Tonios entstelltes Gesicht.
    Keller hielt die Waffe umkrampft. Er hatte Tonio nicht mehr retten können. Sollte er ihn nun - ungeachtet der Folgen, die diese Tat haben konnte - wenigstens rächen?
    Die Mädchen hatten Tonios Todeskampf ungerührt beobachtet. Keller erkannte Lisa. Sie war es auch, die Tonio nun an den Beinen ergriff und zum Waldrand zog.
    Das andere Mädchen blickte aufs Meer hinaus.
    Keller zielte und legte den Finger an den Abzug. Als er den Widerstand des Druckpunkts spürte, sah er aus dem Augenwinkeln eine Bewegung.
    Rechts von ihm trat ein weiteres Mädchen aus dem Wald und schritt leichtfüßig über den Strand. Ihr folgten weitere. Schließlich waren es zwanzig Mädchen, die den Strand bevölkerten. Sie wandten sich der Stelle zu, wo Lisa Tonios Leiche hingelegt hatte.
    Einige der Mädchen hatte Keller bei Alcione gesehen. Andere kannte er von früher. Es war kaum ein unbekanntes Gesicht darunter.
    Und da erschien auch Alexandra Monteiro, Alciones Frau. Keller traute seinen Augen nicht. Sie bewegte sich katzengleich, als sei überhaupt nichts geschehen. Dabei hatte er selbst gesehen, wie Lonrival vor einer knappen Stunde ihren Leib mit Macheten bearbeitet hatte.
    Keller senkte die Waffe und beobachtete gespannt das Treiben der Mädchen. Sie wechselten kein Wort miteinander. Dennoch schien jede zu wissen, was sie zu tun hatte.
    Sechs von ihnen knieten um den Leichnam. Sie schaufelten mit bloßen Händen den Sand unter ihm fort und häuften ihn zu einem Wall.
    Die anderen hatten begonnen, sich in einem wie einstudiert wirkenden Tanz zu wiegen. Obwohl es totenstill war, glaubte Keller fast, die Melodie zu hören, nach der sie sich bewegten.
    Die Mädchen, die im Kreis um Tonios Leichnam hockten, hatten

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