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118 - Der Unersättliche

118 - Der Unersättliche

Titel: 118 - Der Unersättliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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inzwischen eine Grube ausgehoben, die dreißig Zentimeter tief war. Jetzt schütteten sie den aufgehäuften Sand auf Tonio.
    Die Tänzerinnen machten weiterhin ihre eigenwilligen Schritte, neigten sich zueinander, wandten sich ab und senkten ihre Köpfe. Keller hatte den Eindruck, als wollten sie diese Bucht einweihen.
    Ja, das schien den Nagel auf den Kopf zu treffen: Sie hatten diese entlegene Bucht zu ihrer Kultstätte auserkoren.
    Ihr erstes Opfer hatten sie bereits dargebracht - würden weitere folgen?
    Keller erstarrte, als plötzlich ein Luftzug gegen sein Ohr strich und sich dann etwas sanft auf seine Schulter legte.
    „Hugh", flüsterte eine vertraute Stimme, „willst du dich nicht an dem Ritual beteiligen?"
    Er wagte es nicht, den Kopf zu wenden. Er wußte auch so, wer so unvermittelt auf seiner Seite aufgetaucht war.
    Er mußte schlucken, bevor er hervorbrachte: „Leila… Was hat das zu bedeuten?"
    Sie fuhr ihm sanft durch das Haar.
    „Wenn du es wissen willst, dann komm mit mir. Meine Freundinnen werden dir zeigen, was vor sich geht."
    „Nein!" entfuhr es ihm erschrocken. Er hielt den Revolver so, daß sie ihn nicht sehen konnte. Mit dem Daumen fuhr er über den Sicherungsflügel. So vergewisserte er sich, daß die Waffe schußbereit war. Er hoffte aber, daß er sie nicht gebrauchen mußte.
    „Was ist los mit dir, Hugh?" fragte sie einschmeichelnd. „Bist du mir noch wegen meines Verhaltens im Pacato böse? Sei doch nicht albern, Darling … Wenn ich dich meine Krallen spüren ließ, so doch nur als Beweis meiner Liebe. Du weißt, wie heißblütig ich sein kann…"
    Sie wollte seinen Kopf herumdrehen, doch er stieß sie angewidert von sich.
    „Du Biest!" fauchte er. „Ich weiß, daß du dich nur verstellst. Ich weiß über alles Bescheid. Ich habe selbst mit angesehen, was Lonrival mit Alexandra angestellt hat."
    Er brachte den Revolver in Anschlag. Leilas Augen weiteten sich, als sie die Waffe sah.
    „Hugh, was redest du da zusammen?" fragte sie scheinheilig. Sie lachte gekünstelt. „Was ihr Männer euch gleich denkt, wenn wir Mädchen ein bißchen Spaß machen. Ehrlich, wir wollten nichts anderes, als euch ein bißchen schwitzen lassen."
    „So wie Tonio, nicht wahr?" sagte Keller kalt. „Den armen Teufel habt ihr ausschwitzen lassen." Plötzlich veränderte sich Leilas Gesichtsausdruck.
    „Du hast es mit angesehen, wie er geopfert wurde?" fragte sie und schüttelte bedauernd den Kopf. „Dann, mein lieber Hugh, trennen sich unsere Wege. Nimm zum Abschied wenigstens dies. Es soll dich bis zu deinem Tod an mich erinnern…"
    Während sie sprach, wickelte sie von ihrem Arm eine der Raffia-Schnüre ab. Keller merkte es.
    „Halt! Laß das, Leila!" schrie er und hob den Revolver.
    Aber sie achtete nicht darauf. Sie zog die ringförmige Raffia-Schnur über die Hand und warf sie ihm spielerisch zu. Er duckte sich. Gleichzeitig löste sich wie von selbst ein Schuß aus seiner Waffe.
    Er wurde von der Detonation fast betäubt. Mit schreckgeweiteten Augen sah er, wie sie durch die Wucht des Geschosses gegen einen Baum geschleudert wurde. Ihr Mund stand weit offen - aber er hörte ihren Schrei nicht.
    Als er zum Strand blickte, stellte er fest, daß die Mädchen in ihrer Tätigkeit innehielten und sich nun langsam auf ihn zu bewegten.
    „Tut mir leid, Leila, aber…" sagte er.
    Jetzt erst hörte er wieder. Sie schrie immer noch. Ihr Mund schnappte, als sei sie ein Fisch auf dem Trockenen. Blut rieselte aus ihrem Mundwinkel. Ihr Kleid verfärbte sich unterhalb der rechten Brust blutrot.
    „Oga! Oga! Oga!" rief sie mit krächzender, immer schwächer werdender Stimme. „Oga, zu Hilfe! Hugh Keller, der Bastard, hat uns beobachtet…"
    Sie versuchte, eine zweite Raffia-Schnur von ihrem Arm zu lösen, aber sie hatte nicht mehr die Kraft dazu. Ihr Blick wurde glasig, und der Kopf rollte zur Seite. Ihr Körper glitt kraftlos am Baum hinunter.
    Vom Strand her ertönte ein vielstimmiger Aufschrei. Die Mädchen liefen nun schneller. Zwanzig entfesselte Furien, die ihn in Stücke reißen würden, wenn sie ihn erwischten.
    Er wandte sich zur Flucht. Aber da erklang aus der Richtung, aus der er gekommen war, klirrendes Gitarrenspiel und das Rasseln von Lonrivals Adja.
    „Kether! Kether! Kether!" rief der Herr über die Kether-Mädchen.
    Keller blickte sich gehetzt um. Er hatte nur noch zwei Möglichkeiten. Entweder er versuchte, zum Meer zu kommen und sich schwimmend zu retten - was ein ziemlich

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