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118 - Der Unersättliche

118 - Der Unersättliche

Titel: 118 - Der Unersättliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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sah er die Silhouette einer weiblichen Gestalt im Busch verschwinden. Blätterrascheln, dann Stille.
    Keller wollte die Verfolgung aufnehmen. Als er den Rand der Lichtung erreichte, stolperte er über etwas Weiches. Er bückte sich. Da lag die Mae Nara. Sie war tot. Um ihren Hals spannte sich eine Raffia-Schnur und schnitt ihr tief ins Fleisch. Ihr Hals war an dieser Stelle so dünn wie ein Kinderhandgelenk.
    Keller nahm die Verfolgung des flüchtenden Mädchens auf. Er sah ihre Gestalt, die
sich
vor dem helleren Himmel abhob. Doch in der Nähe der Baumhütten verlor er ihre Spur.

    Keller brauchte unbedingt einen Drink, um über den Schock hinwegzukommen. Da er schon hier war, konnte er gleich nach seinem Freund Tonio Lessa sehen, der sich mit seiner Freundin in einer der Baumhütten eingemietet hatte.
    In der Hütte brannte Licht, und Stimmen drangen heraus.
    „Wo warst du, Lisa?" fragte eine Männerstimme, die Tonio gehörte. „Du bist ja ganz außer Atem." „Ich bin zu Riberas Jacht hinausgeschwommen und habe ein wenig das Tanzbein geschwungen:' „Ohne Kleider?"
    „Was soll die Anspielung?"
    „Nun, deine Kleider sind trocken. Du müßtest sie abgelegt haben."
    „Eifersüchtig?"
    Keller erreichte die Veranda und sah, daß Tonio lachend nach Lisa griff. Er lag in einer Hängematte, und sie stand hinter ihm.
    Tonio sagte: „Ich bin nur sauer, wenn du anderen gibst, was du mir vorenthältst …"
    Seine Hand hatte fast ihre Brust erreicht, als sie plötzlich nach vorn sprang und mit schier übermenschlicher Kraft die Hängematte einige Male herumdrehte, bis Tonio in dem Netz gefangen war. Lisas Gesicht war verzerrt.
    „He, laß mich raus!" rief Tonio, noch immer lachend.
    Lisa aber dachte nicht daran. Keller, der nur noch wenige Schritte von ihr entfernt war, sah, daß sie an einem Oberarm zwei Raffia-Schnüre und am anderen Oberarm eine weitere Schnur trug. Eine davon holte sie schnell herunter. Sie machte Anstalten, sie über das Netz der Hängematte zu legen. Da schaltete sich Keller ein. „Nettes Familienspiel", sagte er. Lisa schreckte hoch.
    „Verschwinde, du Hurensohn!" fauchte sie.
    Kellers Augen verengten sich.
    „Drei ist eine ungerade Zahl", sagte er gedehnt. „Hast du etwa eine deiner Raffia-Schnüre verloren?"
    Ihre Reaktion kam so überraschend, daß er nicht reagieren konnte. Sie formte die Hände zu Krallen und schlug mit den Nägeln nach seinem Gesicht. Er spürte, wie sie sich in seine Wange gruben und eine heiße Wunde rissen. Er hob schützend die Arme vor das Gesicht und versuchte, sie zu packen. Aber da ließ sie von ihm ab und lief davon.
    Keller war Tonio dabei behilflich, sich aus dem Netz der Hängematte zu befreien.
    „Weiber!" sagte Tonio abfällig. „Soll einer sie verstehen. Einen Drink?"
    Keller nickte. Während Tonio einen Rum-Cocktail mixte, fragte er: „Hast du in letzter Zeit Lisa mit Lonrival da Silva zusammen gesehen?"
    „He!" Tonio kam mit zwei Gläsern und gab eines davon Keller. „Du willst doch nicht andeuten, daß sie die Geliebte des Wunderheilers sein könnte. Mach dich nicht lächerlich."
    „Das wäre mir egal", sagte Keller und nahm einen Schluck. „Aber da Silva ist auch der Oga einer von ihm gegründeten Sekte. Vielleicht ist Lisa ihr beigetreten. Das könnte ihr seltsames Verhalten erklären. Wann warst du mit ihr zum letztenmal intim?"
    „Was geht dich das an?"
    „Sei nicht so prüde."
    „Nun - seit einer Woche ist mit ihr nichts mehr anzufangen. Glaubst du, daß sie durch den Beitritt in eine Sekte auf einmal keusch geworden ist? Absurd - eine so heiße Katze wie Lisa! Ich tippe eher darauf, daß sie bei einem anderen auf ihre Rechnung kommt. Sie war in den letzten Nächten kaum hier, hat sich irgendwo herumgetrieben."
    „Bist du ihr nie nachgegangen?"
    Tonio schleuderte das Glas von sich.
    „Zum Teufel mit ihr! In Buzios gibt es Mädchen genug. Was ist? Sehen wir bei Alcione vorbei? Dort ist heute nacht etwas los … Vielleicht kommt Lisa auch hin."
    „Laß besser die Finger von ihr", rief Keller. „Und versprich mir eines -laß dir von ihr keine Raffia- Schnur um den Hals legen."
    „Hast du keine anderen Ratschläge für mich?"
    „Das ist kein Spaß, Tonio."
    „Es hört sich aber blöde an."
    „Trotzdem solltest du meinen Rat befolgen, wenn dir dein Leben lieb ist. Wenn Lisa versucht, dir eine Raffia-Schnur umzulegen, dann laß es nicht zu."
    Tonio sah den Freund von der Seite her prüfend an. Er wollte ihm schon sagen, daß er

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