118 - Urzeitdämonen greifen an
müssen
schnellstens etwas unternehmen. Wie weit wir kommen, wissen wir nicht. In den
letzten Tagen haben wir im Inselinnern mehrere solcher Hügel und Stollen
gefunden. Die meisten endeten aber schon nach wenigen Metern. Sie sind offenbar
beim Abkühlen durch eingeschlossene Luftblasen entstanden. Merkwürdig
allerdings ist, dass die Erdschichten in diesen Hügeln offenbar älter sind. Bei
Bohrungen haben wir sehr alte Formationen gefunden, die von Lava, die vor etwa
zwanzig Jahren aus dem Meer quoll, umflossen wurden. Demnach ist doch etwas -
Älteres aus dem Meer gehoben worden, möglicherweise die Reste einer früheren
Insel oder ein Bruchstück eines vorsintflutlichen Kontinents. Die
Bodenbestimmungen haben ein Alter von über fünfzig Millionen Jahren erbracht.“
„Aber ihr
könnt in der Dunkelheit doch nichts unternehmen“, warf Saika Taimasu ein, in
der Hoffnung, ihren Mann von seiner Absicht, in der Finsternis die Suche
einzuleiten, abzuhalten. „Warte noch den Tag ab.“
„Vielleicht
sind sie verletzt, Saika, und liegen irgendwo im Stollen, ohne sich bemerkbar
machen zu können. Ich kann sie nicht im Stich lassen ...“ Yasuza Taimasu war
ein Mann, der stets offen redete, auch wenn es unangenehm für seinen
Gesprächspartner oder für ihn war.
„Nein, das
kannst du selbstverständlich nicht“, murmelte die Frau. „Aber ich frage mich,
ob es Sinn hat, in einen stockfinsteren Schacht einzudringen.“ „Wir sind mit
Taschenlampen, Batterien und Helmleuchten ausgerüstet. Auch tagsüber ist der
Stollen stockfinster. Da ist noch nie ein Sonnenstrahl eingedrungen. Mach dir
keine Sorgen! Wir sind zu viert und passen auf. Ich muss jetzt aufhören. Die
anderen haben sich schon vorbereitet. Wir haben nach dem Marsch hierher eine
ausgiebige Pause eingelegt und sind ausgeruht.“ „Pass auf dich auf, Yasuza ...“
Der Professor
wünschte seiner Frau eine gute Nacht und unterbrach dann die Verbindung. Saika
Taimasu saß ernst und gedankenversunken vor dem Funkgerät und starrte abwesend
durch das Fenster hinaus auf die Bucht.
●
Professor Taimasu steckte das tragbare Funkgerät in seinen Gürtel.
Der Mann hatte das schwarze Haar streng gescheitelt und wirkte trotz seines
häufigen Aufenthaltes an der Luft fahl und abgearbeitet. Man sah ihm an, dass
er sich auch heute wieder nicht geschont hatte und Nachtruhe eigentlich
dringend nötig gehabt hätte. Aber die unvorhergesehenen Ereignisse machten dies
zunichte. Taimasu ließ seinen Blick über die Anwesenden schweifen. Da waren die
Gebrüder Kaiwase, Yoshia und Kamara. Sie waren die jüngsten Teilnehmer. Hervorragende
Geologen, die von vornherein dagegen waren, Naigasir immer nach Einbruch der
Dunkelheit zu verlassen. Der Vierte im Bund war eine Frau, Yoko. Sie war von
kräftiger Gestalt und hatte sich durch ihren Einsatz einen festen Platz im Team
erobert. Sie alle kannten Taimasus Meinung über die nächtliche Anwesenheit auf
der Insel. Einen Grund hatte er ihnen nie genannt. Einzig und allein die
Tatsache genügte ihm, dass Komato und seine Leute nachweislich nach Einbruch
der Dunkelheit verschwanden. Also ging Taimasu davon aus, dass nach Einbruch
der Dunkelheit hier auf der Insel sich etwas änderte, dass - etwas zum Leben
erwachte, was bei Tageslicht nicht in Erscheinung trat. Dies wiederum aber ließ
nur einen Schluss zu: Professor Yasuza Taimasu war nicht ganz so realistisch
veranlagt, wie er sich gab. Glaubte er im Geheimen doch an Geister und Dämonen
und gab es bloß nicht zu?
„Gehen wir“,
nickte er den anderen zu und unterbrach damit die Gedankengänge seiner Leute,
als ahnte er, was in deren Köpfen vorging. Taimasu bildete die Spitze der
Gruppe. Hinter ihm schritt Yoko, dann kamen die Gebrüder Kaiwase. Es gab noch
zwei weitere Mitarbeiter, die ebenfalls an diesen Ort mitgekommen waren, aber
den Weg in den Schacht nicht mitmachten. Sie hatten die Aufgabe, vor dem
Eingang zu warten und als eventuelle Helfer aufzutreten oder als Informanten
für die Öffentlichkeit, für den Fall, dass Taimasu mit seinen Begleitern nicht
mehr zurückkam ... ln diesem Fall waren die beiden außerhalb der Höhle
Wartenden angewiesen, ihnen auf keinen Fall zu folgen, sondern umgehend die
Insel zu verlassen. Taimasu wollte nicht Komatos Schicksal teilen, dessen ganze
Gruppe verschwand, ohne dass bis heute bekannt war, aus welchem Grund. Die
Helmleuchten, die sie wie Bergleute trugen, rissen die dunklen, porösen und
rissigen Wände des Stollens aus
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