118 - Urzeitdämonen greifen an
hier
eine Falle, die uns von einer Gefahr ablenken soll.“ Er ging die schmalen und
ungleichmäßigen Stufen als Erster hinunter. In aufgekratzter Stimmung folgten
ihm seine Begleiter. Sie unterhielten sich laut und schmiedeten bereits Pläne,
was man mit dem Schatz alles machen könnte. Von einem eigenen Haus war die
Rede, von dem neuesten und schnellsten Wagen, von einer Weltreise ... Selbst
wenn sie nur einen Bruchteil von dem abtrugen, was sie hier entdeckt hatten,
reichte dies aus, um alle ihre Wünsche zu erfüllen. „Und für den Staat - bleibt
dann immer noch genug übrig“, ließ Yoko sich fröhlich vernehmen.
Die Treppe
war gewunden und lief wie eine überdimensionale steinerne Spirale nach unten.
Taimasu zählte insgesamt hundertdreiundsiebzig Stufen. Dann war die Treppe zu
Ende, und eine groteske Höhle breitete sich vor ihnen aus ...
Spätestens in
diesem Moment erhielten die vier Eindringlinge die letzte Gewissheit darüber, dass
sie nicht die ersten Menschen waren, die ihren Fuß auf diesen Boden setzten. In
der Höhle gab es Denkmäler von eigenwilligem Reiz. „Steinerne Zeugen einer
anderen Zeit und einer anderen Welt“, wisperte Taimasu erregt, und seine Augen
begannen zu leuchten. Im Licht der Helmscheinwerfer und Stablampen wurden die
riesigen Statuen aus ewigem Dunkel gerissen. So etwas hatten sie noch nie
gesehen. Die Denkmäler waren zwischen zehn und fünfzehn Meter hoch und stellten
urwelthafte Echsen und Drachen dar. Sie waren mit solcher Genauigkeit und so
detailliert geschaffen worden, dass die Betrachter unwillkürlich den Atem
anhielten und meinten, die Kolosse würden nur schlafen. Beim zweiten Blick war
zu erkennen, dass die steinernen Ungetüme mit den quadratischen, ausladenden
Schädeln, den gewaltigen Körpern und mächtigen Gliedmaßen aus dem gleichen
Material bestanden wie die Felswände ringsum. Die überdimensionalen, schaurig
schönen Statuen urwelthafter Monster waren aus dem massiven Gestein
herausgearbeitet. Früher war die Höhle offenbar nur klein gewesen. Fleißige
Hände hatten Zentimeter für Zentimeter abgetragen und aus dem Gestein die
riesigen Statuen gemeißelt. So war der Hohlraum im Lauf der Zeit immer größer
geworden, bis schließlich diese Höhle der Statuen entstand. Wortlos bewegten
sich Taimasu und seine Begleiter auf die steinernen Riesen zu. Die vier
Menschen wirkten winzig zwischen den hochaufragenden Kolossen. Sogar die
Schuppen waren aus dem Gestein herausgearbeitet. In den Augenhöhlen saßen
geschliffene Diamanten, groß wie Fußbälle, und das Gestein war so bearbeitet,
dass die Edelmetalladern eine eigenartige Struktur auf der Oberfläche
bewirkten. Die Körper changierten, schimmerten und glitzerten, als wären sie
erst vor wenigen Minuten aus dem Meer gestiegen.
„Wasser! Hört
ihr es?“, entfuhr es Taimasu im gleichen Augenblick. Nicht weit von ihnen
entfernt musste es einen Zugang zum offenen Meer geben ... Deutlich waren
Gurgeln und Schwappen der Wellen zu hören, die sich irgendwo vor ihnen am
Gestein brachen.
„Hier scheint
die ganze Familie der Ungetüme versammelt zu sein, die in farbenprächtigen
Comics und Filmstreifen den Menschen Schrecken und Angst einjagen sollen“,
machte Kamara Kaiwase sich bemerkbar. „Als Kind habe ich auch an Godzilla,
Gappa und Rakkat geglaubt. Ich kannte sämtliche Namen der Ungeheuer und ihre
Besonderheiten.“
„Dies ist
offenbar ein Ort, an dem sie von primitiven Menschen verehrt wurden. Man hat
ihnen Denkmäler gesetzt“, meinte sein Bruder.
„So wie die
Monster aussehen, können die Menschen nicht sehr primitiv gewesen sein. Sie
haben keine ungeschlachten Statuen geschaffen, und sie konnten mit den
Werkzeugen bestens umgehen“, warf Professor Taimasu ein. „Es sei denn, wir
täuschen uns alle, und die steinernen Zeugen sind nicht viele Millionen Jahre
alt, sondern erst ein paar Jahre ...“
Das
Rätselraten fing an. Waren die beiden anderen Mitglieder der Forschungsgruppe
bis hierher gekommen und hatten die Steinmonster ebenfalls gesehen? Taimasu
rief zweimal kurz hintereinander die Namen der Verschollenen, ohne jedoch eine
Antwort zu erhalten. Demnach waren die Freunde weiter vorgedrungen oder wurden
- für den Fall, dass sie sich ganz in der Nähe aufhielten - festgehalten und
konnten sich nicht melden. Wenn das Letz te in Frage kam,
warf dies neue Fragen auf. Dann gab es mindestens noch jemand, der sich zurzeit
auf der Insel oder in dieser Höhle aufhielt. Wer oder was war
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