1181 - Baphomets Blutgeld
einem Grau mit einem leicht grünlichen Zwischenton. Irgendwie waren sie längst tot und lebten trotzdem noch.
»Gib mir die Waffe, Flynn!«
»Nein!«
Er hob sie an.
Ich war zu weit weg, um eingreifen zu können, aber die anderen waren einfach zu nah an Noah Flynn herangekommen. Besonders der Mann, der seinen Säbel mit der Spitze nach vorn hielt. Er schleuderte die Waffe aus dem Handgelenk.
Treffer!
Ich konnte nichts tun. Ich sah, wie die Waffe in die Brust des Münzsammlers hineinrammte und mit der Spitze wieder am Rücken hervortrat.
Ich wusste nicht, ob Noah noch etwas hatte sagen wollen. Wenn ja, es war vorbei, denn seine Worte wären im Blut erstickt, das plötzlich in seiner Kehle gurgelte und das er auch über die Unterlippe hinweg zum Teil ausspie.
Dann fiel er zurück. So steif wie eine weggeschleuderte Schiffsplanke.
Er landete im weichen Sand. Dabei drückte sich die Waffe wieder weiter nach vorn, blieb allerdings noch in seinem Körper stecken. Es war alles so verdammt schnell abgelaufen, obwohl es mir zugleich auch langsam vorgekommen war.
Und mir war klar, dass sich die vier Gestalten nicht mit Noahs Tod zufrieden gaben. Sie würden sich auch um mich kümmern, und im Augenblick war ich waffenlos und angeschlagen.
Über den letzten Zustand durfte ich nicht näher nachdenken. Ich riss mich zusammen und versuchte zu vergessen, was mit mir geschehen war. Mehr taumelnd als gehend bewegte ich mich auf Noah Flynn zu und riss ihm zunächst den Säbel aus der Brust. Ich wunderte mich einen Moment darüber, wie schwer er war und ließ mich dann zu Boden fallen, um an die Beretta zu kommen.
Sie war dem Toten nicht entglitten. Ich konnte sie ihm, aus der Hand zerren und warf mich zurück.
Ich fiel beinahe auf den Rücken, weil ich mich so heftig bewegt hatte. Ein kleiner Buckel im Sand fing mich ab.
Ich schaute nach vorn.
Der Typ, dessen Säbel ich genommen hatte, war wütend geworden. Er wollte sich seine Waffe zurückholen, und er hatte in den drei anderen die perfekte Unterstützung. Sie bildeten zu viert so etwas wie eine kleine lebende Wand, die auf mich zukam. Einer hatte seine Axt hervorgeholt und den Arm hochgerissen. Er ging auch schneller und setzte zum Wurf an.
Ich schoss!
***
Die beiden stanken nach Pest und Hölle. So zumindest nahm der Junge den Geruch wahr. Er hatte oft darüber nachgedacht, welchen Geruch der Teufel wohl absondern würde. Auf seine Fragen hatte man ihm geantwortet, dass er wohl nach Schwefelgasen und verfaulten Pestleichen stank. Und so einen ähnlichen Geruch nahm er auch hier wahr. Wie eine dichte Wolke wehte er ihm entgegen und raubte ihm im ersten Moment den Atem.
Joel war nicht da. Ausgerechnet jetzt nicht. Jetzt hätte er ihn gebrauchen können.
»Scheiße!« Leon fluchte, obwohl er am liebsten geheult hätte.
Waren es Piraten? Waren es Seeleute? Eine Antwort fand Leon nicht. Jedenfalls waren es Feinde, die ihm ans Leben wollten. Nicht grundlos hatten sie ihre Waffen gezogen.
Einer war mit einem Säbel bewaffnet, der andere mit einem kurzen Krummschwert. In den Gürteln, die die halb zerrissene Kleidung hielten, sah Leon noch die Griffe langer Messer.
Ihre Gesichter sahen grün aus. Sie ähnelten denen der Ertrunkenen, die Leon von Bildern her kannte. Auch sie hatten so schrecklich ausgesehen, und er konnte sich auch an ihre aufgerissenen Augen erinnern, in denen noch die Angst der letzten Sekunden ihres Lebens stand.
Es war hier ähnlich.
Leon wusste nicht, was er tun sollte. Er wich zurück, doch das brachte auch nichts, denn sie kamen ihm nach.
»Haut ab!«, keuchte er ihnen entgegen. »Haut ab, verdammt! Ihr habt hier nichts zu suchen!«
Sie dachten nicht daran.
Der mit dem Krummschwert war schneller als sein Partner. Plötzlich machte er einen langen Ausfallschritt und riss zugleich seine Waffe in die Höhe.
Der Junge sprang nach hinten.
Er prallte gegen die Wand und hörte vor sich das Fauchen, als die Klinge die Luft durchschnitt. Der Zug drang sogar bis zu seinem Gesicht, aber er wurde nicht getroffen.
Das Krummschwert sauste dicht an ihm vorbei.
Er glaubte, ein Lachen zu hören, duckte sich noch mal und wollte zur Seite weg.
Der andere war schneller. Er stellte ihm blitzschnell ein Bein. Plötzlich verlor Leon den Boden unter den Füßen. Er lag in der Luft und prallte einen Moment später zu Boden. Er schlug mit dem Kinn auf die harte Fläche. Sterne tanzten vor seinen Augen. Er ignorierte sie. Sein Selbsterhaltungstrieb war längst
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