1181 - Baphomets Blutgeld
ich.«
»Irrtum, es ist keine Chance!«
»Doch!«, keuchte er.
»Du hast einen Zeugen!« Mit dieser Bemerkung wollte ich auf etwas Bestimmtes hinaus.
Noah Flynn tat mir den Gefallen. Er antwortete so, wie ich es mir vorgestellt hatte. »Es wird keinen Zeugen geben, John. Zumindest keinen, der noch etwas sagen kann. Ich werde dich hier erschießen und dich an einer anderen Stelle ins Meer werfen. Ich kenne mich hier in der Gegend gut aus. Ich weiß, wie die Strömungen und Wirbel sind. Sie werden dich schlucken, und wenn du wieder an Land gespült wirst - irgendwann einmal -, dann wird es weit entfernt von dieser Stelle sein. Ich aber werde längst ein gemachter Mann sein. Ich habe meine Beziehungen in aller Welt. Du kannst mir glauben, dass ich den Schatz der Templer gut verkaufen kann. Ich kenne Sammler, die für jede einzelne Münze viel Geld hinlegen. Sie sind besessen, ebenso wie ich. Besessen wie auch die Sammler von Kunst, die ebenfalls über Leichen gehen, um an wertvolle Gemälde zu gelangen.«
Ich wollte den Kopf schütteln. Das allerdings ließ ich lieber bleiben. »Mach es dir nicht zu leicht, Noah. Denk immer daran, wen du vor dir hast.«
»Oh, das weiß ich, John. Du bist ein guter Mann. Du bist mir sympathisch gewesen, aber diese Chance kann ich mir einfach nicht entgehen lassen. Das ist einmalig, das kommt auch nicht zurück. Ich war dumm und hätte andere nicht einweihen sollen. Wer konnte denn ahnen, dass ich diesen wahnsinnigen Schatz finden würde? Das habe ich mir selbst in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können. Aber nun ist es eingetreten.«
Er war wirklich besessen und hatte den Blick für die Realität völlig verloren. Aber ich sah auch seine Entschlossenheit in den Augen und wusste, dass ich ihn nicht umstimmen konnte. Das Gold hatte ihn verrückt gemacht.
Trotzdem versuchte ich es und fragte: »Hast du schon einen Menschen erschossen, Noah?«
»Nein.«
»Es ist nicht einfach.«
»Irgendwann muss jeder mal den Schritt gehen, wenn ihm eine derartige Chance geboten wird.«
»Du kannst nicht entkommen. Ich will nicht von meinen Kollegen reden, die dich jagen werden, denn als Polizist ist man nicht nur Einzelgänger, auch wenn es dir so vorkommen mag. Ich spreche von dem Fluch, der auf diesem Schatz liegt. Ja, Noah, der Schatz ist verflucht. Daran kannst auch du nichts ändern. Und ich weiß, dass dich dieser Fluch mit aller Macht treffen wird.«
»Hör auf!«, schrie er mich an. »Das sind Ammenmärchen. Damit kannst du kleine Kinder erschrecken.«
»Irrtum, mein Freund. Das sind keine Märchen. Ich kenne mich auf diesem Gebiet aus. Flüche können Menschen sogar aus dem Jenseits treffen. Ich habe es erlebt, und ich weiß auch, dass nicht alles tot ist, was tot erscheint. Denke daran, was wir schon gemeinsam erlebt haben. Denk an den Wechsel der Zeiten. Noch befinden wir uns in der normalen Gegenwart. Das kann sich schnell ändern. Plötzlich packt die Zeitfalle wieder zu. Und was ist dann? Was wird mit dir geschehen, wenn sie dich erwischt und nicht wieder loslässt? Dann bist du ein Gefangener der Zeiten und kommst niemals mehr frei.«
Er riss seinen Mund auf und lachte laut. Es hallte in meinen Ohren wieder. Schließlich hörte es auf, und Noah sprach wieder. »Ich werde der verdammten Zeitschleife entkommen«, versprach er mir.
»Ich habe die Taschen voll. Ich werde die Kiste verstecken, ich werde…«
»Ach, hör doch auf!«, rief ich. »Du wirst gar nichts. Du wirst dazu nicht kommen.«
»Doch!«
Ich hatte es zu weit getrieben. Er stand vor mir und war verändert. Okay, er war noch ein Mensch, aber die bösen Mächte, die ebenfalls in einem Menschen steckten, hatten die Oberhand gewonnen.
Er war einzig und allein auf das verdammte Gold fixiert, um mit ihm glücklich zu werden.
»Lass uns den Vorfall hier vergessen, Noah«, sagte ich.
»Nein!« Er war unbelehrbar. »Nein, den kann ich nicht vergessen, John. Ich nicht. Du hast nur Angst um dein erbärmliches Leben, das ist alles, verdammt!«
»Ja, ich habe Angst um mein Leben. Das ist menschlich. Aber auch du solltest Angst haben.«
»Das ist mein Problem.«
Er nahm keinen Rat an. Ich empfand das als schlimm, denn ich sah an ihm vorbei. Schon vor einigen Sekunden war mir etwas aufgefallen. Zuerst hatte ich es für eine Täuschung gehalten, hervorgerufen durch das allmählich einsickernde Dämmerlicht, das sich vom weiten Himmel aus niedersenkte.
Es war keine Täuschung.
Hinter Flynns Rücken bewegte
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