1181 - Baphomets Blutgeld
vor, dann hob er das rechte nein und trat mit dem rechten Fuß gegen den Körper.
Der Mann wurde zurückgestoßen, und die Säbelklinge glitt aus dem Körper hervor. Joel kümmerte sich nicht um ihn. Er drehte sich wieder und stand jetzt vor mir.
Es waren eigentlich wenige Meter, und trotzdem waren wir eine Unendlichkeit voneinander entfernt.
Er sah mich, ich sah ihn.
Joel hob den Arm zum Gruß.
Ein letztes Winken, ein letztes Lächeln, und ich wusste, dass ich ihn nie mehr wiedersehen würde.
Ich spürte nichts, aber dieser Zeitenwind war da. Er riss Joel vor meinen Augen hinweg in den Mahlstrom der Zeiten, aus dem er wohl nicht mehr zurückkehren würde.
»Mach's gut!«, flüsterte ich zum Abschied. Danach drehte ich mich weg, um mich um meine andere Aufgabe zu kümmern…
***
Der Stapel aus Goldmünzen stand noch immer so, wie ich ihn gebaut hatte. Es sollte auf keinen Fall als Erinnerung hier in meiner Zeit bleiben. Auch die letzten Reste mussten vernichtet werden.
Leon war noch da.
Ich hörte ihn.
Er sprach mit sich selbst. Was er allerdings sagte, verstand ich nicht.
Als das Kreuz auf der obersten Münze lag, da begann die Fratze des Baphomet zu zerfließen. Zugleich wurde das Gold weich. Ich würde es mit der Hand eindrücken können.
Davor hütete ich mich.
Mit starren Augen schaute ich zu, wie es immer mehr zusammenschmolz. Es breitete sich auf dem Kuhlenboden aus und bildete in der Sandmulde einen kleinen goldenen See. Er sollte nicht entdeckt werden, und deshalb schaufelte ich die Kuhle wieder zu. Wer den Platz nicht kannte, würde ihn auch nicht finden.
Zwei Tote hatte der Fall gekostet, abgesehen von den Gestalten aus der Vergangenheit. Ich wusste, dass ich den hiesigen Kollegen einiges erklären musste, aber das war jetzt zweitrangig.
Mir ging es mehr um Leon, den Jungen, der zurückgeblieben war und einen Freund verloren hatte.
Als ich mich aufrichtete und umdrehte, stand er vor mir. Ich hatte ihn gar nicht kommen gehört.
Jetzt sah er so verloren aus, als er mich aus tränennassen Augen anschaute. Er hob auch hilflos die Schultern, und ich musste ihm einfach meinen Arm um die Schultern legen.
»Joel ist wieder weg, nicht?«
»Ja, es war hier nicht seine Zeit.«
Leon schniefte. »Mal ehrlich, John, glaubst du denn, dass er zurückkehrt?«
»Nein, das glaube ich nicht. Es war eine Episode, nicht mehr.«
Leon musste schwer schlucken. »Aber ich werde ihn nie vergessen, John, niemals. Ich werde ihn auch immer im Traum sehen, und ich will auch mit keinem darüber sprechen.«
»Das brauchst du auch nicht, Leon.«
»Sagst du auch nichts?«
»Versprochen.«
»Dann ist es gut«, murmelte er und ging davon…
ENDE des Zweiteilers
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