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1183 - Visionen der Hölle

1183 - Visionen der Hölle

Titel: 1183 - Visionen der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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warf einen kurzen Blick über die Schulter. Mein Freund Suko hatte die Tanzfläche betreten. Er kam mit langsamen Schritten näher, blieb neben mir stehen und schaute ebenso erstaunt wie ich auf die Frau.
    »Was ist mir ihr los, John?«
    Ich zuckte die Achseln. »Sie sagte mir, dass sie im Werden wäre, und jetzt scheint sie geworden zu sein.«
    »Aha.«
    »Verstehst du?«
    »Nicht ganz, wenn ich ehrlich bin.«
    »Es ist alles ein wenig kompliziert. Ich meine, die beiden Gäste sind verschwunden. Sie werden das Haus wohl kaum noch betreten, aber was da passiert ist…?«
    »Sie ist zu einer anderen Person geworden, John. So einfach ist das. Oder bist du anderer Meinung?«
    Er konzentrierte sich auf das Gesicht.
    »Ich weiß nicht, was ich denken soll«, flüsterte er. »Wenn ich ehrlich sein soll, ist mir das alles zu kompliziert. Denkst du, dass eine Verwandlung begonnen hat, die es nicht nur bei ihrem Gesicht bewenden lässt?«
    »Ja, so ähnlich.«
    »Ist nicht einfach.«
    »Was?«
    »Es zu begreifen. Ich schätze, dass sie von einer Macht angetrieben wird.« Suko hatte es erfasst. Er begann auch, nach dieser Macht Ausschau zu halten.
    Es gab die vier Spiegel, aber in deren Flächen bewegte sich nichts. Da waren keine Botschaften oder Visionen zu erkennen. Sie blieben so harmlos wie immer.
    Suko murmelte etwas von »im Auge behalten« und ging auf den nächstbesten Spiegel zu, um ihn zu untersuchen. Suko hatte kein Kreuz, mit dem er die Spiegel genauer unter die Lupe nehmen konnte, er tat es mit den Händen. Ich ließ ihn dabei in Ruhe, denn für mich war Doria wichtiger.
    »Bist du jetzt geworden?« fragte ich.
    »Ja, das bin ich!«
    Nicht die Antwort erschreckte mich. Es war die Stimme, die mich zusammenzucken ließ.
    Die gehörte keiner Frau mehr.
    Sie war tiefer und dunkler geworden, obwohl der helle Klang noch immer darin mitschwang. Es war die Stimme eines Mannes, auch wenn sie nicht ganz so klang.
    Ein Vamp mit einer männlichen Stimme. Mit kalten Augen. Mit einem Männergesicht, auch wenn es nur bei genauem Hinschauen zu sehen war. Zwischen Augen und Nase hatten sich scharfe Falten eingegraben, und auch die Lippen waren schmaler geworden. Aber keines der beiden Gesichter konnte sich entscheiden, die Oberhand zu gewinnen. So blieb Doria dann auch auf der einen Seite Frau und auf der anderen Mann.
    Mir kam in den Sinn, ihren Namen auszusprechen. Suko stand hinter ihr und hörte zu. Die Untersuchung der Spiegel hatte nichts gebracht.
    »Doria?«, fragte ich.
    »Nein!« Kopfschütteln. »Ich bin jetzt Dorian!«
    Ich verstand. Durch die Verwandlung hatte sie sich nicht nur äußerlich verändert, auch die Stimme hatte sich den neuen, Gegebenheiten angepasst.
    Jetzt hieß sie Dorian!
    Und das war ein Männername.
    Die Brüste waren geblieben, die weiblichen Rundungen des Körpers ebenfalls, auch die hellen Strapse und der ebenfalls helle Slip. Man machte Witze über diese Personen, doch mir war nicht nach lachen zu Mute. Ich erlebte hier auch keinen Wirbel der Natur, für mich hatte jemand anderer eingegriffen. Auch durch die Macht der Spiegel, die ebenfalls oft seine Hilfsmittel waren. Dabei stand mein »Freund« Asmodis ganz oben auf der Liste.
    »Dorian also…«
    »Ja.«
    »Du freust dich?«
    »Ich bin geworden. Oder fast…«
    »Kannst du zurück?«
    »Wenn ich will…« Er ließ alles andere offen und schaute mich nur böse an.
    »Wer hat dir geholfen?« fragte ich.
    Sie/Er schleuderte das Haar zurück. Dabei erhielt das Gesicht einen hochmütigen Ausdruck. Es mochte am Ausdruck der Augen liegen, aber auch an der hohen Stirn, der leicht gekrümmten Nase und dem kalten Zug um die Lippen.
    »Ich bin nicht allein!«, flüsterte sie. »Ich war lange im Werden. Jetzt bin ich geworden. Er hat mir geholfen, denn er steht auf meiner Seite. Ich bin… ich will perfekt sein. Ich bin einmal die und einmal der. Ich bin beides. Ich bin sein Geschöpf.«
    »Satans Geschöpf?«
    »Er hat viele Namen…«
    Mit dieser Antwort ließ sie mich stehen. Es war schon verwunderlich, dass sie uns nicht angriff. Sie musste wissen, dass wir ihr nicht eben freundlich gegenüberstanden, doch wir waren ihr gleichgültig geworden. Die Korsage nahm sie nicht mehr in die Hand. Ungefähr an der Stelle, an der ich die Bühne betreten hatte, trat sie wieder auf das normale Niveau des Fußbodens und ging davon.
    »Und?«, fragte Suko.
    »Wir gehen ihr nach.«
    »Was denkst du eigentlich von ihr?«
    Ich hob die Schultern. »Sie ist ein Zwitter

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