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1183 - Visionen der Hölle

1183 - Visionen der Hölle

Titel: 1183 - Visionen der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Hoffnung auf eine konkrete Antwort gemacht, doch dieser Satz ließ mich stutzig werden. Er störte mich sogar auf eine gewisse Art. Er lenkte mich zugleich von ihr ab.
    Ich kümmerte mich um die Spiegel und versuchte darin zu erkennen, ob sich die Schatten wieder zeigten. Für mich standen sie in einem unmittelbaren Zusammenhang mit dem »Werden« der Frau.
    Ein ungewöhnlicher Begriff, der auf etwas Zukünftiges hindeutete. Werden - was bedeutete das?
    Freiwillig gab mir Doria keine Antwort. Sie hielt ihren Kopf gesenkt und drückte die Stirn noch immer gegen die Knie. Sie atmete heftig. Ihr Rücken bewegte sich, die Haut dort war durch die Sitzhaltung gespannt, und ich sah, dass sich etwas darunter bewegte. Wie ein Fremdkörper glitt es in die Höhe. Es sah nicht so schlimm aus, doch es wirkte auf mich schlimm. Ich meinte, einen wandernden Knoten zu sehen, der sich bis an den Hals herantastete.
    Dann war er verschwunden!
    »Was sind Sie?«
    »Geh! Schnell hau ab!« Sie sprach mich nicht an. Die Worte drangen in die schmale Lücke zwischen den Knien.
    Daran dachte ich nicht. Doria war für mich ein Rätsel, und ich wollte die Lösung. Sich mit halben Sachen abzugeben, war nicht meine Art. Aus dem Hintergrund hörte ich, wie Suko mit den beiden anderen Gästen flüsterte. Verstehen konnte ich nichts, und es war für mich auch nicht wichtig.
    »Was wollen Sie werden, Doria?«
    Sie hatte mich gehört, und sie gab mir als Antwort zunächst ein Murren. Es hörte sich unwillig an.
    Sie schien zu begreifen, dass sie mich nicht loswurde, und löste ihre geduckte und starre Haltung auf. Sehr langsam hob sie den Kopf an. Dabei schnalzte sie mit der Zunge. Sie löste die Hände von den Beinen und fuhr mit den gespreizten Fingern durch die Haarflut, bevor sie den Kopf so weit anhob und auch freilegte, dass ich in ihr Gesicht schauen konnte.
    Ich wich zurück!
    Es war hell auf dieser Fläche. Es war auch verdammt warm. Es roch nach Schweiß und Parfüm, und ich spürte, wie sich in meinem Kopf die Gedanken drehten.
    Es war nicht mehr Dorias Gesicht! Oder doch?
    Mir kamen Zweifel. Ich war nicht verrückt, und die Augen spielten mir auch keinen Streich, aber es war die Wahrheit.
    Sie hatte ein anderes Gesicht bekommen.
    Das eines Mannes!
    ***
    Wieder schoss mir der Satz durch den Kopf, mit dem ich jetzt mehr anfangen konnte.
    Ich bin im Werden!
    Nein, sie war etwas geworden. Sie hatte sich verändert. Der Vorgang war abgeschlossen. Durch die Veränderung des Gesichts war sie in eine andere Person hineingewechselt, und diese Tatsache musste ich erst verkraften.
    Mein zweiter Blick glitt über ihren Körper, der sich nicht verändert hatte. Noch immer besaß er diese für Männer prachtvollen Proportionen. Wie von einem Modellbauer geschaffen. Da war alles so glatt, straff und perfekt, aber weiter oben hatte das Gesicht männliche Züge bekommen.
    Sie als hart zu bezeichnen, wäre falsch gewesen. Aber durchaus männlich, als hätte man sie über die andere gezeichnet. Eine zweite Nase, eine zweite Stirn, ein zweiter Mund. Wobei sich diese Merkmale von den normalen wenig unterschieden, aber doch eine Veränderung aufwiesen.
    Mann und Frau zugleich!
    Ein Zwitter?
    Durch ihre Gestalt rann ein Zittern, als sie erneut die Arme hob und mit den Handflächen durch ihr Gesicht fuhr, wobei sie alles nachzeichnete. Wie jemand, der prüfen will, ob gewisse Dinge noch vorhanden waren.
    Mein Blick suchte ihre Augen.
    Verändert hatten sie sich nicht. Sie besaßen die gleiche Farbe. Möglicherweise war der Ausdruck härter geworden, aber noch immer so klar und fest.
    Die Augen wollten nicht so wie das übrige Gesicht. Für mich waren sie fremd und zugleich ein Spiegel der Seele, der mir anzeigte, dass etwas anderes in ihnen steckte. Es war also nicht nur das Gesicht, das sich verändert hatte, sondern auch der Ausdruck in den Augen. Er zeugte von der anderen Macht, die von der Tänzerin Besitz ergriffen hatte.
    Sie selbst hatte nicht für die Veränderung sorgen können. Das musste jemand anderer gewesen sein, und sicherlich niemand, der den Ausdruck Mensch verdiente.
    Doria selbst fühlte sich noch unglücklich. Sie erlebte ihren Körper nicht mehr wie sonst. Aufgeregt glitten die Hände an ihm herab und wieder in die Höhe, als sollten sie prüfen, ob noch alles vorhanden war.
    Ich hatte es hier mit einem Phänomen zu tun, für das mir noch die Erklärung fehlte.
    Da es still war, hörte ich auch die leisen Schritte, die sich mir näherten. Ich

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