1183 - Visionen der Hölle
nicht eben die normalen Verbrecher jagten, so wussten wir doch, mit wem wir es zu tun hatten.
Der Mann hieß Alberto Franni und war bekannt dafür, ganz oben in der Verbrecherszene zu stehen.
Wir waren überrascht. Aber Franni war es auch. Er hatte Glück, dass ihm die Zigarette nicht aus der Hand rutschte und auf seinen teuren Designer-Anzug fiel.
»Sinclair und Suko«, ächzte er nur…
***
»Hallo, Franni!«
Er fing an zu lachen. Franni war ein Mann mit sehr breitem Mund, und der wurde jetzt noch breiter.
Hätte er gewollt, er hätte eine Banane mit Schale quer essen können.
Bei ihm klang das Lachen fast wie eine Salve aus der Maschinenpistole. Er war alles andere als froh, uns hier zu sehen. Er kannte uns auch, zwar nicht persönlich, doch unsere Kämpfe gegen Logan Costello, dem ehemaligen Mafia-Boss hier in London, waren schon zu einer Legende geworden. Bisher hatte es noch keinen Nachfolger für ihn gegeben. Man war einfach untereinander zu zerstritten. Keiner wollte nachgeben und dem anderen etwas gönnen.
Aber was tat Franni hier? Wollte er in Costellos Fußstapfen treten? Das glaubte ich nicht. Ihm fehlte dazu das Format. Er war ein Blender, ein Großmaul, das seine Macht auch immer präsentieren musste. Hintergrundarbeit lag ihm nicht so sehr.
Das Lachen hörte auf. Er starrte uns aus seinen fischigen Augen an. Seine beiden Leibwächter hatten uns in die Zange genommen. Wir kümmerten uns nicht um sie, denn Franni war wichtiger.
»Gleich zu zweit«, sagte er. »Ich könnte ja sagen, dass ihr auf mich gewartet habt, aber das glaube ich euch nicht.«
»Warum?«, fragte Suko.
»Weil ihr ebenso überrascht ausgesehen habt wie ich. So einfach ist das.« Er drückte seine Zigarette in einem Standascher aus. »Nur würde es mich interessieren, was zwei Geisterjäger hier im Erotic Mirror zu suchen haben.« Er kicherte plötzlich. »Oder wolltet ihr euch mal entspannen?«
»So wird es wohl gewesen sein«, erwiderte ich.
»Nein!«, fuhr er uns an. »Das ist es nicht. Ich glaube das nicht. Was läuft hier ab? Ich will eine Antwort haben, und zwar schnell.«
»Gehen Sie lieber!«
»Toll. Warum denn, Sinclair? Weil Sie hier sind?«
»Nein, das ist nicht der Grund. Es könnte sein, dass Sie mit Vorgängen konfrontiert werden, die Sie das Leben kosten. Hauen Sie einfach ab, und wir werden das hier vergessen.«
»Vergessen ist gut. Sie haben vergessen, wer hier das Sagen hat. Ich bin verabredet. Ich habe mich um dieses Haus bemüht. Man hat es mir zum Verkauf angeboten.«
»Wie nett. Wer ist denn ihr Verhandlungspartner?«
»Das bleibt geheim.«
Ich erinnerte mich, dass Franni jemand war, der zahlreiche Nachtlokale und Edelbordelle in London und Umgebung betrieb. Ob er wirklich in der Familie der Größte war, wusste ich nicht, aber er weitete seine Macht durch den Zukauf aus, und hier war er zum unrechten Zeitpunkt gekommen.
»Sie werden nicht viel Freude daran haben. Denken Sie daran, dass wir hier sind.«
»Klar, das sehe ich. Mich macht nicht so sehr Ihre Anwesenheit nachdenklich, sondern die Tatsache, dass ihr euch um gewisse Dinge kümmert, die man als gesunder Mensch nur schwer nachvollziehen kann. Ich will nicht sagen, dass ich daran glaube, aber ich weiß, was mit Logan Costello passiert ist. Da hattet ihr ebenfalls eure Bullenhände mit im Spiel. Noch mal gefragt: Weshalb seid ihr hier?«
»Kein Kommentar, Franni.«
Der Mafioso stöhnte auf. »Ich will es nicht hart machen, aber ihr zwingt mich dazu. Ich will mir das Geschäft nicht entgehen lassen, versteht ihr das?«
»Dazu wird es nicht kommen«, sagte Suko.
»Gib dem Chinesen mal, was er braucht, Michele.«
Michele freute sich. Er hob die Waffe an, um zuzuschlagen, als alles anders kam.
Hinter der Bar gab es eine schmale Tür. Sie war in das dunkle Holz integriert. Und sie wurde von der anderen Seite her geöffnet. Lautlos schob sich Doria näher, ging noch einen Schritt nach vorn und blieb hinter der Bar stehen.
Sie sagte nichts.
Sie schaute nur.
Michele senkte seine Waffe, als hätte er den Befehl vergessen, und Franni sagte auch nichts weiter.
Er war so erstaunt über die Person, die sich über den fast nackten Körper einen dunklen Umhang gehängt hatte, dass er sie nur anstarren konnte und kein Wort über seine Lippen drang.
Er schwebte in Todesgefahr.
Nur wusste er das nicht.
Er hätte auf uns hören sollen. Aber jetzt war er hier und fragte mit leiser Stimme: »Wer bist du?«
»Die Besitzerin…«
***
Das war
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