1184 - Die Satanszahl
für mich alles so fremd geworden. Ich erlebe so etwas zum ersten Mal und hätte nicht gedacht, dass ich durch diesen Einbruch so geschockt werden könnte. Das ist, als hätte man mir einen Teil meines Selbst geraubt.«
»Es muss mit Ihrer Arbeit zusammenhängen.«
»Daran habe ich auch schon gedacht.«
»Und vielleicht auch mit Dean Robson. Ich kann mir vorstellen, dass Sie durch den Besuch bei ihm etwas angerührt haben, das am besten hätte versteckt bleiben sollen. Sie sind unbewusst zu einer Aufklärerin geworden. Sie haben in einem Sumpf herumgestochert, der bisher versteckt geblieben ist.«
»Aber wir haben das gar nicht mal so ernst genommen.«
»Ein Irrtum.«
»Dann… dann glauben Sie, dass andere Mächte ihre Hände im Spiel haben?«
»Man kann es zumindest nicht ausschließen«, sagte ich.
»Es gibt sie also?«
»Ja.«
Moira widersprach mir nicht. Sie stellte auch keine weiteren Fragen und starrte wieder ihren Computer an. »Ob man mir eine Nachricht hinterlassen hat?«, flüsterte sie.
»Finden Sie es heraus.«
Für mich war es nicht der richtige Platz. Ich schaute mich genauer in der Wohnung um, weil ich darauf aus war, weitere Spuren zu finden. Es konnte sein, dass der unbekannte Einbrecher irgendetwas hinterlassen hatte, das für mich bedeutsam war.
Während ich meine Blicke über die einzelnen Gegenstände hinwegstreifen ließ, dachte ich über die Zahl 666 nach. Viel wusste ich nicht über sie. In der Offenbarung des Johannes war sie zuerst zu lesen gewesen. Viele waren darüber gestolpert. Es hatten sich zahlreiche große Denker damit beschäftigt und eine Vielzahl von Möglichkeiten angeboten.
Ich kannte die Zahl auch als das Zeichen des Tieres, das gleichzeitig in eines Menschen Namen ist.
Man hat sie als das Synonym für den Antichristen angesehen und ihr auch noch andere Bedeutungen zugeteilt. Esoterische als auch naturwissenschaftliche. Möglicherweise war sie auch nur eine Erfindung, die deshalb so viele Deutungsmöglichkeiten zuließ, weil sie immer wieder in den verschiedenen Sprachen erschien.
Mal lateinisch, mal hebräisch und auch griechisch.
Wenn ich mir den Kopf darüber zerbrach, war das einfach sinnlos. Zumindest zum jetzigen Zeitpunkt. Ich kam damit nicht weiter und musste mich an die Praxis halten.
Zweimal gab es die Zahl hier. Zum einen auf dem Fußboden, zum anderen auf dem Bildschirm. Mit roter Farbe hingeschmiert, als Warnung und Zeichen.
Ich sah sie kein drittes Mal. Es blieb dabei, als ich meine Runde drehte.
Der Geruch hier unten war nicht der beste. Es roch einfach nur feucht, und diese Feuchtigkeit strömte aus dem Boden hervor. Gesund war das Wohnen in dieser Souterrain-Wohnung nicht.
»John…«
Mich erreichte Moiras leiser Ruf, und im Klang ihrer Stimme war etwas, das mich aufschreckte. Mit wenigen Schritten hatte ich sie erreicht. Neben ihr blieb ich stehen.
Moira starrte auf den Bildschirm. Sie sah irgendwie hilflos aus, und den Grund kannte ich nicht. Der Schirm war so gut wie leer, obwohl sie versucht hatte, eine Mail zu schicken.
»John… ich… bekomme keinen Kontakt«, sagte sie.
»Mit wem?«
»Mit der Redaktion.«
»Dark Mystery?«
»Ja.«
»Vielleicht sind sie nicht im Netz.«
»Doch, doch, müssen sie. Aber sie haben sich abgeschaltet. Einfach so.« Sie drehte mir den Kopf zu. »Warum haben sie das getan? Können Sie mir das sagen?«
»Nein. Ich bin alles, nur kein Hellseher. Passiert das öfter?«
»Bisher noch nicht. Das bereitet mir Sorgen. Zuerst der Mord und die Geiselnahme und jetzt das hier. Ich komme mir plötzlich vor wie von unsichtbaren Feinden umzingelt, die es auf mich abgesehen haben. Das ist nicht normal.«
Wenn sie das sagte, hatte sie Recht. Ich stellte meine nächste Frage. »Haben Sie schon versucht, die Redaktion telefonisch zu erreichen?«
»Noch nicht.«
»Dann bitte.«
Moira Green zögerte noch. Sie war sehr nervös geworden und zitterte leicht. Beinahe zögernd hob sie den Hörer von der Anlage hoch und tippte die Nummer ein.
Dann wartete sie ab.
Wir hätten bis in alle Ewigkeiten warten können, einen Kontakt gab es nicht. Es war kein Freizeichen zu hören. Nach einer Weile legte Moira den Hörer wieder zurück. Ihre sonst so wunderschöne Haut hatte einen grauen Farbton bekommen. Mit einer fahrigen Bewegung fuhr sie über ihr Haar hinweg.
»Alles ist tot«, sprach sie leise und stand auf. Sie ging auf und ab, Angst schimmerte in ihren Augen. »Was soll ich denn jetzt tun, John?«
»Sie
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