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1184 - Die Satanszahl

1184 - Die Satanszahl

Titel: 1184 - Die Satanszahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Hoffnung.
    Obwohl ich wusste, dass der kritische Zeitpunkt immer näher rückte. Ich wollte auch nicht auf die Uhr schauen, weil jede Ablenkung schädlich sein konnte. Es war jetzt ruhig geworden. Ich hörte nur den Wind um meine Ohren wehen, und dennoch reduzierte ich meinen Atem, weil ich Angst hatte, dass Robson etwas hören konnte. Menschen in seiner Lage waren angespannt und hatten alle Sinne mobilisiert.
    Wieder glitt ich weiter.
    Auf dem Balkon meldete sich die Geisel. Ich hörte den gequälten Laut, und das Blut stieg mir in den Kopf.
    Ein hartes Lachen folgte. Dann wieder die Stimme des Mannes. »Ich mache dich fertig, Süße. Ich mache dich so fertig, wie du noch nie fertig gemacht worden bist. Ich habe mich einmal entschieden, und ich werde diese Entscheidung nicht aufheben. Ich weiß, dass die Bullen abziehen, und dann, dann sind wir allein.«
    »Bitte, Dean, ich…«
    »Schnauze jetzt!«
    Die Unterhaltung hatte sie wieder etwas Zeit gekostet, was mir natürlich zupass kam. So hatte ich wieder ein kleines Stück des Wegs zurücklegen können.
    Die Dachrinne sah ich nicht nur, ich hätte sie schon jetzt greifen können. Nur den Arm ganz ausstrecken, und ich hätte es geschafft. Die Anstrengung hatte mir den Schweiß aus den Poren getrieben und auf der Stirn die ölige Schicht hinterlassen. Meine Handflächen fühlten sich ebenfalls feucht an. Ich merkte den Druck, der auf mir lastete und immer stärker wurde. Es drängte mich, schneller zu rutschen, und auch die Zeit dehnte sich. Jede Sekunde hing an einem Gummiband, das länger und immer länger wurde.
    Nein, das Dach war kurz vor der Rinne nicht besonders steil. Nur hatte ich eben das Gefühl, plötzlich rutschen zu müssen. Vielleicht waren die Pfannen auch zu glatt, ich wusste es nicht genau, und ich breitete die Beine noch stärker aus, um den Halt zu festigen.
    Die Rinne war da.
    Mit der rechten Hand umfasste ich sie. Die Finger steckten im Laub. Ich betete darum, keine zu lauten Geräusche zu verursachen. Ein leises Rascheln schon hätte alles zerstören können.
    Es klappte.
    Ich blieb liegen.
    Ruhe bewahren. Vor dem letzten Schritt und der alles entscheidenden Aktion tief durchatmen. Ich schaute auch nicht nach vorn, um zu sehen, was die Kollegen taten. Es konnte ja sein, dass sie Anstalten für den Rückzug trafen, aber für mich war es wichtig, den ersten Blick direkt nach unten zu werfen.
    Die Balkone waren alle gleich. Genormte Bauten. Die genaue Größe war mir unbekannt, aber das störte mich nicht weiter. Wichtig war, was sich dort abspielte.
    Mein erster Blick fiel auf einen Toten. Der Mann lag auf dem Bauch, sodass ich die Wunde in seinem Hinterkopf erkennen konnte. Man hatte ihn regelrecht hingerichtet. Er trug eine braune Lederjacke und eine helle Hose. Um sein Gesicht hatte sich eine kleine Lache aus Blut verteilt.
    Zwei große Blumentöpfe standen auf dem Balkon mit dem grauen Gitter. Sie waren bis zum Rand mit braunschwarzer Erde gefüllt. Gewächse sah ich keine mehr.
    Mein Herz schlug schneller, weil ich beim ersten Blick den Mann und seine Geisel nicht zu Gesicht bekommen hatte. Sollten sie sich in die Wohnung zurückgezogen haben, wäre das für mich fatal gewesen. Dann wäre meine Lage ziemlich kritisch gewesen.
    Nein, das hatten sie nicht.
    Ich hörte und sah sie auch.
    Beide hatten sich nahe der Balkontür aufgehalten und auch nicht viel gesagt. Vielleicht geflüstert, aber das war nicht an meine Ohren gedrungen.
    Sie tauchten wieder auf.
    Hätte ich es nicht anders gewusst, ich hätte sie für ein Liebespaar halten können, denn so dicht gedrängt gingen sie zusammen. Der Mann hielt sie von hinten umschlungen. Der linke Arm bildete die Klammer, in der auch die Arme der Frau klemmten. Sie trug einen hellen Pullover und eine rehbraune Hose. Ich sah auch, dass sie eine kaffeebraune Hautfarbe hatte.
    Dean Robson war weiß. Sogar sehr hell. Aber nur seine Haare, die er gefärbt und so kurz geschnitten hatte, dass sie struppig in die Höhe standen. Beide hielten die Münder offen, und das hektische Atmen erreichte auch mich.
    Wenn Robson jetzt nach oben schaute, musste er mich sehen, denn ich blickte über die Dachkante hinweg. Für einen Moment schoss mir durch den Kopf, dass mein Part bei Suko in besseren Händen gewesen war. Er hätte dann seinen Stab nehmen und das magische Wort rufen können, das die Menschen in seiner Rufweite für fünf Sekunden völlig starr werden ließ.
    Es gab eine Möglichkeit. Vom Balkon des Nachbarn

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