1184 - Die Satanszahl
der Lage, etwas zu sagen. Die Schmiererei hatte sie überrascht, wenn nicht sogar entsetzt. Ich sah, dass sie zitterte und dann versteifte. Zur Beruhigung legte ich ihr eine Hand auf die Schulter.
Moira hatte sich schnell wieder gefangen. »Das darf nicht wahr sein«, flüsterte sie. »Hier auch, verdammt. Warum? Was habe ich damit zu tun? Warum ich?«
»Es wird sich aufklären«, versprach ich ihr und hatte meiner Stimme einen ruhigen Klang gegeben.
»Das Zeichen der Hölle!« flüsterte sie.
»So kann man es sehen.«
»Aber was habe ich damit zu tun?«
»Ich weiß es nicht.«
»Sie sind mir auf der Spur!« stieß sie hervor und ballte die Hände zu Fäusten.
Ich kam endlich dazu, einen Blick in die Wohnung zu werfen, die nur aus einem großen Raum bestand. Darin konnte sie kochen, wohnen und auch schlafen. Es war alles vorhanden. Vom Bett bis zum Computer, der praktisch den Mittelpunkt der Wohnung bildete, ebenso wie der Schreibtisch, auf dem er stand.
Es gab auch eine Toilettenzone. Man hatte einen zweiten, kleinen Raum innerhalb des großen geschaffen. Wie ein großer Würfel war er bis zur Decke hochgezogen worden. Auf der hellen Tür malte sich das rote Herz deutlich ab.
»War die Tür offen?« fragte ich.
»Nein, aber es ist keine Kunst, hier einzubrechen.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich verstehe das alles nicht. Es ist so plötzlich über mich gekommen. Wer kann das gewesen sein? Wissen Sie es? Können Sie es sich vorstellen?«
»Kann ich nicht, Moira. Ich weiß nur, dass es Dean Robson nicht gewesen sein kann.«
»Dann hat er Helfer gehabt«, sagte sie.
»Das ist möglich. Nur bringt uns das nicht weiter.«
Moira lehnte sich zurück, um einen Körperkontakt mit mir herzustellen. Den brauchte sie einfach.
»Was bedeutet das? Haben Sie eine Ahnung, John? Das ist kein Spaß.«
»Soll wohl sein. Ich sehe die drei Zahlen mehr als eine Warnung an. Man hat Sie warnen wollen. Warum es passierte, kann ich Ihnen auch nicht sagen, aber man hat ihnen zeigen wollen, dass Sie nicht allein sind, verstehen Sie?«
»Man ist hinter mir her, wie?«
»Das kann durchaus sein.«
Moira stöhnte leise auf und schüttelte den Kopf. Mit zittrigen Schritten ging sie wie eine Fremde in die Wohnung hinein und schaute sich dabei um, als sähe sie ihre Möbel zum ersten Mal.
Ich folgte ihr. Es war tatsächlich alles vorhanden. Ich sah die kleine Sitzecke, eine winzige Küchenzeile, das Bett, mehr eine Couch. Die wilden Bilder an den Wänden, die dem halb unterirdischen Raum zumindest etwas persönliches Flair gaben, und ich sah den Mittelpunkt des Raumes, Moiras Arbeitsplatz. Ein großer Schreibtisch, auf dem ihre Arbeitsunterlagen alle Platz gefunden hatten.
Ablage, die Telefon-Anlage, der Rechner, der Drucker und Papiere über Papiere, die teilweise mit Notizen bekritzelt waren.
Für Moira war ich nicht mehr existent. Sie hatte ihren Stuhl vor dem Bildschirm erreicht und die Hände gegen die Rückenlehne gestemmt. Aus dieser Position starrte sie auf den Bildschirm und schüttelte immer wieder den Kopf.
»Probleme?«, fragte ich.
»Ja, kommen Sie.«
Ich brauchte nicht bis direkt an den Arbeitsplatz zu treten, die Schmiererei war schon ein paar Meter zuvor zu sehen. Diesmal hatte jemand die drei Zahlen auf den Bildschirm gemalt.
666 - leicht verschmiert und auch etwas verzerrt. Hier musste jemand sehr schnell geschrieben haben, um dann ebenso schnell wieder zu verschwinden.
»Wo noch überall?«, fragte ich.
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich habe nichts gesehen, John. Ich weiß es nicht.«
»Soll ich Sie nach einem Verdacht fragen?«
»Es hätte keinen Sinn.«
»Sie wissen also nichts und können sich auch nicht vorstellen, wer die Schmierereien hinterlassen hat?«
»Nein, das kann ich nicht.« Sie richtete sich wieder auf. »Ich weiß nur, dass jemand in meiner Abwesenheit in meiner Wohnung gewesen ist. Und das empfinde ich als verdammt schlimm. Es macht mir sogar Angst. Es ist ein verdammtes Gefühl, zu wissen, dass man Freiwild geworden ist.«
»Kann ich verstehen. Auf der anderen Seite aber animiert mich dies auch zum Nachdenken, wenn Sie so wollen. Ich frage mich, warum man Ihre Wohnung beschmiert hat.«
»Es wird wohl einen Grund für sie gegeben haben.«
»Welchen?«
Moira schaute auf den Monitor, als könnte sie dort die Lösung ablesen. Aber er blieb leer. »Ich kann es Ihnen nicht sagen, John. Ich weiß auch nicht, ob ich jemand bewusst oder unbewusst auf die Füße getreten bin. Das ist
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