1184 - Die Satanszahl
Davon können Sie ausgehen.«
Moira hatte Recht. Jeder, der hier lebte, hatte irgendwie sein Kratzen. Einschließlich der Geschäftsleute, denen die kleinen Läden mit oft nur winzigen Verkaufsflächen gehörten. Dort konnte man alles Mögliche und auch Unmögliche einkaufen. Ramsch, Kitsch, aber auch originelle Dinge aus fremden Ländern.
Das Haus, in dem Moira wohnte, war irgendwie besonders, was an dem breiten und hohen Erker lag, der sich von der Hochparterre bis hin zur ersten Etage zog.
»Alle Achtung«, sagte ich.
Moira musste lachen und stemmte sich beim Gehen für einen Moment gegen mich. »Keine Sorge, dort oben wohne ich nicht. Da gibt es keine normalen Wohnungen mehr. Man hat aus ihnen einen Saal gemacht, der als Treffpunkt dient.«
»Wer trifft sich denn dort?«
Sie lachte wieder und drückte sich erneut an mich. »Immer noch der Polizist?«
»Das legt sich nie.«
»Und was sagt Ihre Frau?«
»Ich habe es noch nicht geschafft, mich in den Hafen der Ehe schleifen zu lassen.«
»Aha.«
Diesmal grinste ich. »Was heißt das?«
»Dann sind Sie ebenso schlau wie ich.«
»Kann sein. Sie haben mir meine Frage noch nicht beantwortet. Was findet dort statt? Oder welche Treffen?«
Wir waren vor dem Haus stehen geblieben. Moira deutete hoch zum Erker.
»Menschen, die sich zu Vereinen zusammengeschlossen haben. Ethnische Gruppen. Afrikaner, Asiaten, Orientalen.«
»Also ein ziemliches Multi-Kulti.«
»Darauf können Sie Gift nehmen.«
»Lieber nicht.« Ich schaute einem jungen Biker nach, der freihändig über das Pflaster fuhr. »Aber das funktioniert alles. Es gibt keinen Arger?«
»Nein, John. Und wenn, dann hält er sich in Grenzen.« Sie ließ mich los und deutete nicht auf die Eingangstür, die etwas erhöht lag und über eine Treppe zu erreichen war, sondern zeigte auf eine Treppe, die hinab ins Souterrain führte. »Dort müssen wir hin, denn genau da liegt meine Wohnung.«
»Oh.«
»Enttäuscht?«
»Ist das nicht dunkel?«
»Es gibt Fenster, und ich habe auch Licht. Außerdem wohne ich nicht als einzige Person dort unten. Kommen Sie.«
Mit schnellen Schritten ging Moira Green vor. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen.
Natürlich machte ich mir über sie Gedanken und fragte mich auch, ob sie vertrauenswürdig war oder ein falsches Spiel trieb.
Es konnte durchaus sein, dass sie mehr wusste, als sie hatte zugeben wollen. Wer für ein derartiges Magazin arbeitete, der musste sich einfach auskennen.
Ich stieg die Stufen der Treppe hinab, die zwar breit, aber auch wellig war, sodass ich Acht geben musste, wohin ich meine Füße setzte. Je tiefer ich kam, um so mehr verschwand das Tageslicht.
Moira war im Halbdunkel der Tür stehen geblieben. Sie hatte schon aufgeschlossen und wartete auf mich.
»Willkommen in meinem Reich, John…«
»Egal wie das Reich aussieht. Es zählt allein, dass man es auch besitzt und sich wie eine Königin dort fühlen kann.«
»Das ist bei mir der Fall.« Schwungvoll drehte sie sich um und ging ebenso schwungvoll vor mir her durch einen Kellergang, der von dem Licht zweier langer Neonröhren beleuchtet wurde. Erst jetzt fiel mir ihre Figur so richtig auf. Moira war nicht zu dick und nicht zu dünn. An ihr war etwas dran, wie man so schön sagt, und das knackige Hinterteil schwang beim Gehen von einer Seite zur anderen.
Die Wände hatte sie bestimmt nicht bekratzt und beschmiert. Da hatten andere ihre Spuren hinterlassen.
Hier unten gab es vier Türen und demnach vier Wohnungen. Zwei an jeder Seite. Von außen hatte ich die Fenster gesehen. Sie lagen nicht völlig frei, so fiel nur ein Drittel der normalen Lichtmenge in die Räume. So jedenfalls stellte ich mir das vor.
Vor einer Tür an der linken Seite blieb Moira stehen. Zwischen den Fingern in der rechten Hand blinkte ein Schlüssel. Ich hatte nicht gemerkt, dass die Tür schon geöffnet worden war. Moira brauchte sie nur nach innen zu stoßen, um ihre Wohnung zu betreten.
Ich ging ihr nach. Ich sah, dass es hinter der Tür heller wurde. Sie hatte das Licht eingeschaltet.
Dann betrat sie die Wohnung.
Ich blieb ihr auf den Fersen, bewegte mich normal vor - und blieb plötzlich abrupt stehen, weil ich sonst gegen die Frau geprallt wäre, die kurz hinter der Schwelle gestoppt hatte.
Den Grund sahen wir beide. Auf dem Boden, einem freien Stück zwischen Tür und Teppich, waren mit roter Farbe die drei bewussten Zahlen gemalt worden.
666!
Ich hielt meinen Mund. Auch Moira war nicht in
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