1184 - Die Satanszahl
schwere, schmutziggelbe Stoff hing bis zum Boden hinab, und beide Hälften waren geschlossen. Suko konnte nicht sehen, was sich hinter dem Stoff befand.
Er wollte es aber herausfinden und betrat das zweite Büro. An der Wand über der Couch hing ein grelles Bild. Es zeigte eine bunte Clownsfratze. Der Typ hatte eine lange Zunge hervorgestreckt, auf der kleine, nackte Menschen tanzten.
Wem das Bild gefiel, der sollte es sich aufhängen.
Der nächste Schritt.
Suko spürte bereits ein leichtes Kribbeln. Er schaute nach vorn, aber zugleich auch zu Boden. Dabei fiel ihm der Schatten auf, den der Sessel warf, auf dessen Rückenlehne er schaute.
Der Schatten gefiel ihm nicht. Er passte nicht zum Sessel, stammte von etwas anderem.
Diesmal ging Suko zwei Schritte vor. An der Seitenlehne drehte er sich um.
Im Sessel saß der zweite Tote!
Diesmal erwischte ihn der Schock nicht so scharf, denn nach der Entdeckung des Schattens hatte er sogar damit gerechnet. Der junge Mann hatte lange blonde Haare, die jetzt allerdings einen dunkelroten Farbton bekommen hatten.
Leider durch das Blut, das aus der Kopfwunde geronnen war. Auch dieser Mensch war erschlagen worden. Wie sein Schädel genau aussah, das wollte Suko erst gar nicht sehen. Er wandte sich ab und schluckte den bitteren Gallengeschmack hinab.
In der Drehung fiel ihm noch etwas auf. Er musste praktisch auf die Tischplatte schauen, und dort sah er die Schmiererei. Jemand hatte in roter Farbe die Zahl 666 hinterlassen und unterstrichen.
Das Zeichen der Hölle. Das Signum des Tiers. Die Zahl des Bösen. Suko schoss vieles durch den Kopf, doch er wusste nicht, wie weit er sich damit der Wahrheit genähert hatte.
Der Killer war hier in den Räumen gewesen, und er hatte die Verbindung zur Außenwelt gekappt.
Kein Computer befand sich noch in Betrieb. Suko sah ein Telefon. Er hob den Hörer ab und stellte fest, dass auch diese Leitung tot war.
Suko wollte seinen Freund John Sinclair informieren.
Die Hand war schon in der Tasche verschwunden und hatte auch das flache Handy berührt, als Suko stoppte.
Etwas hatte ihn gestört.
Dank seines ausgezeichneten Gehörs hatte er den Laut vernommen. Für ihn war er in diesem Raum aufgeklungen, aber nicht in unmittelbarer Nähe, sondern hinter dem gelben Vorhang. Suko brauchte nicht viel Fantasie, um sich vorstellen zu können, dass sich hinter dem Stoff jemand versteckte.
Der Mörder? Oder ein Opfer, das noch lebte?
Mit einer gelassenen Bewegung zog Suko die Beretta. Erst dann ging er auf den Vorhang zu. Sollte er durch irgendeine Lücke beobachtet werden, wusste die Person zumindest, dass er nicht wehrlos war.
Harmlos war der Gang nicht. Eine andere Person konnte in guter Deckung stehen und durch den Vorhang schießen.
Es war zu sehen, wo sich die beiden Hälften trafen. Im Regal entdeckte der Inspektor einen Zeigestock. Der Gegenstand kam ihm wie gerufen. Er wollte ihn nicht als Schlag- oder Stoßwaffe einsetzen, sondern als ein anderes Hilfsmittel.
Er blieb in einem gewissen Abstand vor dem Vorhang stehen, drückte den Stock in den Spalt und schob die rechte der beiden Hälften zur Seite.
Dahinter war es dunkel.
Zunächst jedenfalls. Sekunden später stellte Suko fest, dass die Finsternis nicht so schwarz war und mehr einen dämmrigen Grauton angenommen hatte. Allerdings fiel durch kein Fenster Licht. Da war nur das reine Mauerwerk zu sehen.
Er wurde nicht angegriffen. Auch das Geräusch war nicht mehr zu hören.
Suko fühlte sich keineswegs beruhigt. Er hatte nicht mitbekommen, dass jemand geflohen war. Keine Schritte, auch nicht das Zuschlagen einer Tür.
Er war noch da!
Suko stand auch weiterhin vor dem Vorhang und lauschte. Der Spalt war noch nicht wieder geschlossen. Sein Blick fiel in eine Abstellkammer, aber auch in ein altes Entwicklungslabor, in dem die Filme noch ohne Technik entwickelt wurden.
An der Wand hingen Lampen, die sicherlich mit roten Filtern bestückt waren, doch das war nur am Rande wichtig.
Der Fremde war noch da. Suko wusste es. Er konnte ihn riechen. Die Person musste unter gewaltigem Stress stehen. Sie produzierte Schweiß, und sie hielt sogar den Atem an.
»Kommen Sie raus!«, sagte Suko. »Wer immer Sie auch sind, ich tue Ihnen nichts.«
Keine Antwort.
»Bitte, Sie brauchen sich nicht zu fürchten. Ich habe mit dem Killer nichts zu tun.« Während der Worte hatte Suko seine kleine Lampe aus der Tasche geholt. Es war ihm einfach zu dunkel. Er wollte und musste Licht haben.
Drei
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