1184 - Die Satanszahl
nicht zu hören. Auf dem Lauf saß ein Schalldämpfer. Deshalb auch die Verlängerung. Dafür vernahm der Inspektor das Platzen der Scheibe. Er hörte auch ein leises Klirren. Er sah die Splitter, die in den Raum hereinflogen. Das gesamte Fenster brach praktisch von einem Augenblick zum anderen zusammen.
Die Kugeln schlugen ein. Sie hieben in die Polster. Sie rissen das Leder auf. Suko wäre getroffen worden, hätte er sich nicht auf den Boden geworfen, wo er sofort weiterkroch.
Er hatte es bis unter den Tisch geschafft und sah vor sich Dorings Beine. Sofort legte er seine beide Hände um die Knöchel. Er zerrte den jungen Mann nach vorn. Auf dem glatten Leder rutschte er Suko sehr schnell entgegen und damit in die halbwegs sichere Deckung unter dem Tisch.
Das Monstrum schoss weiter.
Suko hörte die Einschläge der Kugeln. Er fragte sich, wie jemand in dieser Lage gezielt schießen konnte. Wahrscheinlich schaute der Andere gar nicht mehr mit dem Kopf nach unten und hatte seine Position verändert.
Es wurde still.
Keine Einschläge mehr.
Dafür spürten sie selbst unter dem Tisch den kalten Wind, der in den Raum hineinfuhr.
Als sich Suko drehte, sah er das Gesicht des Mannes dicht vor seinem eigenen. Noch immer bewegte sich dort nichts. Er hielt die Augen ebenso offen wie den Mund, versuchte auch zu reden, doch Suko legte ihm einen Finger auf die Lippen.
Dafür sprach er. »Du bleibst hier in Deckung, bis der Killer nicht mehr zu sehen ist. Ich werde versuchen, ihn mir zu holen. Hast du das verstanden?«
Jack nickte.
»Okay, dann mach dich flach.« In der Enge drehte sich Suko von ihm weg. Es wurde noch immer nicht geschossen. Suko wusste auch nicht, ob sich die Gestalt vom Fenster zurückgezogen hatte oder nur auf eine günstige Gelegenheit wartete.
Schlangengleich wand er sich unter dem Tisch hinweg, sorgte aber dafür, dass die Sitzfläche der Couch ihn einigermaßen abdeckte. Ebenso wie die beiden Sessel, wobei einer von ihnen von einem Toten besetzt war.
Kein Schuss!
Suko registrierte es mit Genugtuung und wurde forscher. Er glitt neben die Couch und sah links vor sich die dicke Seitenlehne. Auch sie war von einer Kugel getroffen worden, die ein dickes Loch im Leder hinterlassen hatte.
Es war kein Geräusch zu hören. Der Heckenschütze hatte den Raum nicht betreten. Wäre es so gewesen, hätte Suko ihn hören müssen, denn auf dem Boden konnte niemand lautlos laufen.
Deshalb wurde Suko auch mutiger und hob seinen Kopf vorsichtig an. Er suchte den Kontakt mit dem Fenster.
Das Glas gab es nicht mehr. Die unterschiedlich großen Splitter lagen verstreut auf dem Boden und sahen aus wie kleine Eisstücke.
Er kniete sich hin.
Er drehte sich und kam sogleich hoch, die Beretta schussbereit in der rechten Hand.
Das Fenster ließ nur den Wind durch. Es gab auch keine Spuren, dass dieser verdammte Killer den Raum betreten hatte, und Suko atmete tief durch.
»Er ist weg!«, meldete er Jack Doring und ließ dabei seine Blicke über die von Kugeleinschlägen perforierte Couch gleiten.
»Was tun Sie jetzt?«, hörte er die jämmerlich klingende Stimme unter dem Tisch hervordringen.
»Ich werde ihn verfolgen.«
»Aber…«
»Kein Aber, Jack, das Fenster steht offen.«
Doring sagte nichts mehr. Suko huschte auf das Fenster zu. Er hörte dabei auch Glas unter seinen Füßen knirschen und stellte erst jetzt fest, dass die Fensterbank recht niedrig lag. Sie war leicht zu erklettern.
Suko tat es und wartete im offenen Fenster ab, wo er auch den Kopf drehte.
Der andere war weg!
Suko lehnte sich aus dem Fenster. Er drehte seinen Kopf, um etwas mehr von der Fassade zu sehen.
Die alte Feuerleiter fiel ihm sofort auf. Im Zickzack wand sie sich an der Außenfassade in die Höhe, um weiter oben das Dach zu erreichen.
Es gab immer wieder Absätze, auf denen man kurze Pausen einlegen konnte.
Suko glaubte, über sich eine Bewegung zu sehen. Allerdings schon sehr weit oben.
Er war davon überzeugt, den unheimlichen Killer zu sehen.
Suko kletterte ihm nach…
***
Jack Doring konnte sich nicht erinnern, je eine so große Angst im Leben verspürt zu haben. Nicht als Junge, nicht als Jugendlicher und auch nicht als Erwachsener. Er hockte unter dem Tisch wie ein Häufchen Elend und wartete darauf, dass etwas passieren würde. Oder am besten doch nicht, denn in ihm kochte die Angst und trieb ihm den Schweiß aus den Poren.
Er hatte die Geräusche gehört. Die Schritte des Inspektors, die dumpf seine Ohren
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